Titelgeschichte: Die Lüge um den echten Vater | GALA.de
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Titelgeschichte Die Lüge um den echten Vater

Ob Nicolas Sarkozy das gewusst hat? Seine Künftige, Carla Bruni, hat ein Familiengeheimnis. Aber das ist nicht das einzige Problem des Präsidenten

Hochzeiten sind immer etwas Aufregendes.

Doch es ist lange her, dass eine - wie in diesem Fall noch nicht einmal offziell angekündigte - Vermählung zwischen zwei prominenten Personen für so viel Trubel gesorgt hat wie bei Carla Bruni, 39, und Nicolas Sarkozy, 52. Aber seit der Président de la République die Hochzeitsgerüchte in einer Pressekonferenz mit den Worten "es ist uns ernst" bestätigte, überschlagen sich die Nachrichten.

Und gerade Sarkozy, der Machtmensch, der gern die Fäden in der Hand hält. droht plötzlich die Kontrolle zu verlieren. Seine Beliebtheit sinkt aktuellen Umfragen zufolge geradezu bedenklich. Denn nicht nur zwei neue Biografien über seine Ex-Frau Cécilia und ein Buch über seine Ehe mit Cécilia sorgen für Schlagzeilen. Außerdem spekuliert die internationale Presse über eine Schwangerschaft Brunis und sogar über die heimliche Hochzeit. Obendrein kamen die beiden ins Gerede, als Bruni mit demselben Ringtyp am Finger fotografiert wurde, den auch Cécilia trug. Kurz: Obwohl sie erst seit einigen Wochen ein Paar sind, stehen Sarkozy und Bruni schon jetzt vor ihrer ersten harten Bewährungsprobe.

Zudem kreuzte plötzlich ein weiterer Akteur auf: Maurizio Remmert, 61. Der Italiener lebt im brasilianischen São Paulo und ist dort der Küchenchef des Nobelrestaurants "Vecchio Torino". Remmert sagte der Zeitung "O Estado de São Paulo", dass nicht etwa der italienische Großindustrielle und Komponist Alberto Bruni Tedeschi der leibliche Vater von Carla sei, sondern er selbst. "Sie ist meine Tochter", behauptet er. Er habe das seit ihrer Geburt gewusst. Sein Verhältnis zu Carla sei "großartig", er spreche oft mit ihr.

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Das Blatt berichtete, Remmert habe vor rund 40 Jahren eine Liebesaffäre mit Carlas Mutter Marysa Borini gehabt. Die Brunis lebten damals in Turin, die Auswanderung nach Frankreich stand noch bevor. Marysa war Anfang 30, Konzertpianistin und bereits die Frau von Alberto; Remmert machte im übrigen auch Musik. Sechs Jahre habe die Affäre gedauert. Das Ergebnis des Verhältnisses sei Carla Bruni, die 1968 zur Welt kam. Alberto habe sie "als seine legitime Tochter" behandelt. Remmert erzählt, dass Marysa Carla die Wahrheit erst gesagt habe, als ihr Mann schwer krank geworden sei. Er starb 1996. Carla Bruni wird also Mitte 20 gewesen sein, als sie die Wahrheit über ihren Vater erfuhr.

Die Aussagen von Maurizio Remmert sind - Wahrheit hin, Wahrheit her - in jedem Fall spektakulär. Den politischen Gegnern von Sarkozy liefert er damit neue Munition.

Aber was ist dran an der Sache? Ist Remmert ein Hochstapler? Die Geschichte ein Witz? Warum bricht er erst jetzt sein Schweigen? Angeblich bekam Remmert vor ein paar Monaten Besuch von Redakteuren der Koch-Beilage des "Estado" auf seinem Anwesen in São Paulo. Sie entdeckten ein Foto, das ihn mit Bruni zeigte.

Frankreichs Medien halten sich in diesem Fall mit ihrer Berichterstattung noch zurück. Vielleicht weil Sarkozy viel Einfluss auf die Presse im Land hat? Oder will man es sich nicht mit der nächsten First Lady verscherzen, indem man ein bis jetzt wohlgehütetes Familiengeheimnis publik macht? Remmert hat sich nach dem Interview mit dem "Estado" zurückgezogen und seine Telefonnummern geändert. Für ein Statement war er in den letzten Tagen nicht zu erreichen.

Doch die Bilder, die GALA jetzt exklusiv veröffentlicht, zeigen, dass die Geschichte wahr sein könnte. Die Fotos entstanden bei Remmerts Hochzeit mit Marcia de Luca am 12. Oktober 2007. "Die Feier fand bei Turin auf einem Landsitz statt", verrät ein Augenzeuge GALA, "es waren rund 100 Gäste da. Fast alles Familienangehörige." Auf den Aufnahmen sieht man, wie sich Carla Bruni mit Remmert unterhält, wie sie ausgelassen in die Kamera lächelt. Auch Marysa, die Mutter von Carla, ist unter den Gästen. Ein Spätsommertag in Italien auf dem Land: Die Bilder strahlen Glück und Vertrautheit aus. Vor allem das Foto mit Remmerts Tochter Consuelo, seiner Frau Marcia und Carla Bruni. Remmert legt liebevoll den Arm um Carla. Sein Gesicht spricht Bände. Stolz wie ein Vater blickt er in die Kamera. Und alle zusammen vermitteln ein Gefühl von tiefer Vertrautheit.

Schon länger kursiert das Gerücht, dass Carla nicht die leibliche Tochter von Alberto Bruni sei. Kurioserweise hat es Carlas ältere Schwester Valeria Bruni im Umlauf gehalten. Die 43-Jährige arbeitet als Schauspielerin, 2004 kam ihr Regiedebüt "Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr" in die Kinos.

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In dem Film zeigt Valeria, wie eine Schauspielerin mit dem Namen Frederica versucht, sich von ihrer reichen Familie zu emanzipieren. Der Vater ist schwer krank, die Mutter dominiert die Familie, und zu ihrer jüngeren Schwester hat die Protagonistin ein Hassliebe-Verhältnis. Pikanterweise hat der Film eine Szene, in der Frederica ihren Vater im Krankhaus besucht und er ihr gesteht: "Du warst immer meine Favoritin. Weißt du warum? Deine Mutter hatte, während sie mit deiner jüngeren Schwester schwanger war, einen Liebhaber. Und mir ist immer ein Zweifel geblieben."

Natürlich ist ein Film immer Fiktion, doch Valeria Bruni bezeichnete ihn als "Selbstporträt". Die Hauptrolle der Frederica spielte sie gleich selber, und die 77-jährige Marysa Bruni verkörperte sogar die Mutter. Warum sollte also ausgerechnet diese Szene komplett ausgedacht sein - obwohl sie Remmerts Darstellung widerspricht? Denn im Interview mit dem "Estado" erzählt Remmert, dass Carla sich der Familie "oft nicht zugehörig gefühlt" habe.

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Für Borwin Bandelow, Autor des Buches "Celebrities" und Professor für Psychiatrie an der Universität in Göttingen, ist es "relativ wahrscheinlich, dass solche Umstände eine Vater-Tochter-Beziehung belasten". Ein Liebesentzug des Vaters könnte sogar der Grund sein, warum Bruni so zielstrebig als Model und Musikerin den Weg ins Rampenlicht gesucht hat. Und dabei das Eingehen von Liebesbeziehungen mit Stars wie Eric Clapton fast wie einen Sport betrieb. "Wenn ein Mensch als Kind wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, kann er sich zu einer narzisstischen Persönlichkeit entwickeln", sagt Psychiater Bandelow. "Diese Menschen wollen sich später zur Schau stellen und verfolgen ehrgeizig ihren Weg nach oben. Als Partner suchen sie sich ebenfalls narzisstische Personen. Bei Sarkozy und Bruni scheint das so zu sein."

"Président bling-bling" haben Kritiker das genannt. Jetzt liefert vor allem die von Cécilia nicht autorisierte Biografie "Cécila" einen neuen Schmähausdruck: "Sauteur" - zu deutsch: Springpferd. Frankreichs Staatsoberhaupt soll während seiner Ehe wild geflirtet haben. Außerdem sei Sarkozy ein Geizhalz, der nur freigiebig sei, wenn er gerade verliebt ist. Kein Familienmensch, ein "Egozentriker". Dem im Zweifelsfall sogar die eigenen Kinder egal sei und der sich gerade lächerlich mache.

Das ist mit Sicherheit nicht das Bild, das Sarkozy von sich in der Öffentlichkeit verbreitet sehen will. "Ich habe ein Recht auf Glück", sagte er bei der Presskonferenz vor einigen Tagen. Doch zurzeit hat er nur Pech. Eine Hochzeit könnte die Wogen glätten - vielleicht eine Erklärung für das immense Liebes-Tempo des Paares. Eine offizielle Zeremonie hätte noch etwas Gutes. Es würde sich klären, ob Maurizio Remmert nun wirklich der wahre Erzeuger Carla Brunis ist. Als Brautvater dürfte er ja nicht fehlen.

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