Engelke und Brandt erleben an Silvester ihren „Kurzschluss“
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Engelke und Brandt erleben an Silvester ihren „Kurzschluss“

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„Kurzschluss“
Anke Engelke und Matthias Brandt verbringen in dem Film „Kurzschluss“ den Jahreswechsel im Vorraum einer Bank. © Btf/WDR/dpa

Anke Engelke und Matthias Brandt haben noch nie gemeinsam vor der Kamera gestanden - bis jetzt. Denn zum Jahresende läuft ein Film, in dem beide im Vorraum einer Bank zusammengepfercht werden.

Köln - Silvester, das ist der Tag der Erwartungen und der Rituale. Der eine putzt sich raus für das Gala-Dinner, der andere wärmt rechtzeitig das Raclette an. Und manch einer geht offensiv um 21.00 Uhr ins Bett, weil er mit diesem Tag so gar nichts anfangen kann. Pläne aber hat irgendwie jeder. Umso ärgerlicher, wenn sie von einer seelenlosen Glastür durchkreuzt werden, die nicht mehr öffnet.

So geht es Bettina und Martin in dem Film „Kurzschluss“. Die beiden treffen zufällig aufeinander, als sie - jeder für sich - kurz vor dem Jahreswechsel Geld abheben wollen. Dann gibt es ein technisches Problem, es zischt und zappt - und plötzlich sind sie an einem der kargesten Orte des Landes eingesperrt: in dem Vorraum einer Bank.

Film läuft mehrmals zum Jahreswechsel

Die ARD zeigt diesen interessanten, aber auf den ersten Blick auch unspektakulären Stoff in kalter Regionalbank-Architektur zwischen grauen Wänden und Topfpflanzen gleich zwei Mal zum Jahresende (30. Dezember/23.30 Uhr, 31. Dezember/19.30 Uhr), der WDR einmal (31. Dezember/16.10 Uhr). Das liegt womöglich daran, dass er sich mit 30 Minuten Laufzeit gut ins Schema einfügt. Möglich ist aber auch, dass auf ihm - passend zum Tag - Erwartungen ruhen. Bettina und Martin, die beiden Gestrandeten der Nacht, werden nämlich von zwei der besten Schauspielerinnen und Schauspielern ihrer Generation verkörpert: von Anke Engelke (57) und Matthias Brandt (61).

Die beiden stehen für den Film zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera und - so viel sei verraten - scheinen dem Zusammentreffen mehr abgewinnen zu können, als es Bettina und Martin zunächst tun. „Es gibt Glücksfälle, bei denen eins und eins mehr als zwei ist“, sagt Brandt der Deutschen Presse-Agentur. Dass sie noch nicht viel früher zusammen gedreht hatten, erklärt er mit den Umständen. „Ich glaube, viele Menschen machen sich falsche Vorstellungen davon, wie ein Schauspieler zu seiner Rolle kommt“, sagt Brandt. „In den meisten Fällen ist es tatsächlich so: Man hockt doof rum wie in der Tanzschule und wartet darauf, dass jemand einen auffordert.“

Eingelassen haben sich Brandt und Engelke auf diesen Tanz mit der Kölner Produktionsfirma bildundtonfabrik (btf), die es mittlerweile zu einigem Ruhm gebracht hat, etwa mit der Netflix-Serie „King of Stonks“, in der Brandt als großkotziger Finanzjongleur brillierte. „Es ist insgesamt eine sehr junge Firma, was mir per se gefällt“, erklärt er die Zusammenarbeit. „Man redet zuerst tatsächlich mal über Geschichten - und nicht darum, wie man sie möglichst so schleifen kann, damit sie sich verkaufen lassen.“

Plot an einem Nicht-Ort

So ist wohl auch die Idee zu erklären, einen Plot an einem Nicht-Ort wie einem Bank-Vorraum anzusiedeln (Brandt: „Vergleichbar vielleicht nur noch mit einem geschlossenen Bord-Bistro“). Es ist ein Ort, den jeder kennt, über den aber kaum jemand nachdenkt. Und es ist gerade dieses Setting, das dazu führt, dass die Figuren in der überschaubaren Filmzeit Konturen bekommen. Wie sich nämlich schnell herausstellt, sind sowohl Bettina - Lokalpolitikerin - und Martin - Selbstständiger für irgendwas mit E-Commerce - in einer Sackgasse angekommen. Nicht nur in der Bank. Sondern auch im Leben.

„Das Genre ist nicht so richtig festzulegen“, sagt Anke Engelke. Es ist lustig, weil die Ausbruchsversuche immer aussichtsloser werden. Es ist aber auch nachdenklich. „Ich hoffe, dass die Zuschauer sowohl lachen können, als auch denken: Mmh, vielleicht auch mal eine Art, zu feiern. Einfach mal mutwillig falsch abbiegen“, sagt Engelke. Ihr selbst komme das, was im Film passiere, „sehr entgegen“, gibt sie zu. Diese tragische Zwangsgemeinschaft. „Ich finde das als Aussicht total schön. Eigentlich müsste uns das allen mal passieren.“

Brandt feiert kein Silvester

Die beiden Schauspieler haben an der Entstehung auch maßgeblich mitgewirkt. „Ich habe gefühlt zehn Video-Calls mit Matthias Brandt gehabt, in denen er sagte: Da müssen wir noch ein bisschen was tun“, berichtet Engelke. „Und Matthias sagt dann immer so kluge Dinge. Ich kann die eigentlich gar nicht wiederholen. Aber grob ging es ihm darum, dass man die Figuren im Blick behalten muss und dass aus den Figuren heraus kommen muss, was passiert.“

Klar ist, dass sich „Kurzschluss“ durchaus eignet, um oft wiederholt zu werden - auch an kommenden Silvesterabenden. Nur zu spät sollte der Film nicht laufen, sonst verpasst ihn Brandt vermutlich. „Ich feiere kein Silvester“, sagt er. Er habe es „nicht so mit dem Bilanzieren“ und finde die Leute „auf komische Art“ aufgeregt. „Meistens gehe ich an Silvester daher sehr früh ins Bett“, sagt er. „In der Regel sogar früher als im restlichen Jahr.“ dpa

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