Meine Meinung und Inhalt
"Über Schuld oder Unschuld eines Menschen wird in einem Rechtsstaat nicht in Zeitungen entschieden. Nicht im Fernsehen, nicht in den sozialen Medien und nicht in den Foren des Internets." (ZITAT)
Ich mag die Bücher des Juristen sehr, denn sie stellen eine klare Auseinandersetzung mit unserem Rechtssystem dar. Nahezu alles, was er schreibt, wird zum Bestseller. In seinem aktuellen Stück «Sie sagt. Er sagt.» geht es um unsere Vorstellung davon, was eine Vergewaltigung ist. Und wie schwer es ist, eine Vergewaltigung vor Gericht zu beweisen.
Man merkt auch, wie schlimm es für die Opfer sein muss, vor Gericht sich nochmals entblößen zu müssen und alles wieder aufrollen zu müssen.
"Nur die strengen Regeln der Strafprozessordnung schützen uns vor dem voreiligen Griff nach der Wahrheit". (ZITAT)
Katharina Schlüter, eine erfolgreiche TV-Moderatorin, behauptet, ihr ehemaliger Geliebter habe sie missbraucht: Aus zunächst einvernehmlichem Sex sei eine Vergewaltigung geworden. In dem Strafprozess steht Aussage gegen Aussage – ein Dilemma, das eine ungeheure Sprengkraft entfaltet. Denn über die berufliche und private Zukunft zweier Menschen hinaus, geht es um nicht weniger als um die Werte, aber auch Vorurteile, die uns als Gesellschaft ausmachen. Sachverständige sowie Zeuginnen und Zeugen werden vernommen, und eine unerwartete Wendung der Verhandlung macht es dem Gericht nicht leichter, über Glaubwürdigkeit und Wahrheit zu entscheiden.
Ich fand das Hörbuch unterhaltsam, zum Nachdenken anregend und informativ. Ich denke Schirach wollte mit de offenen Ende, der Ungewissheit (die für mich etwas unbefriedigend war) bewusst offen und uneindeutig bleiben. Die Leser:innen sollen sich vermutlich Neutralität, Unvoreingenommenheit und Objektivität ins Gedächtnis rufen und auch sehen, wie schmal der Grat zwischen Wahrheit und Rache ist. Ein tolles Experiment.
Der Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren. Seit 1994 arbeitet er in Berlin als Anwalt und Strafverteidiger. Zu seinen Mandanten gehörten das frühere Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, der ehemalige BND-Spion Norbert Juretzko, Industrielle, Prominente und Angehörige der Unterwelt. 2009 publizierte er seinen Debütband "Verbrechen", in dem er seine skurrilsten und unglaublichsten Fälle niederschrieb und welcher bereits verfilmt wurde. Seine Bücher wurden zu Millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen bisher in 40 Ländern