Gärtnern – Nachhaltiges Gärtnern

Gärtnern – Nachhaltiges Gärtnern – Nachhaltigkeit ist in vielen Themenbereichen das Gebot der Stunde.

Beinahe jede Firma möchte nachhaltig sein oder damit werben, Häuser sollen es sein, Investments, Politik. Dabei vergessen Viele den eigenen Garten.

Wir stellen Ihnen vor, wo Nachhaltigkeit im eigenen Garten anfangen kann und was das bedeutet.

Den Begriff Nachhaltigkeit definieren wir in diesem Artikel so, dass der Garten langlebig ist, also nicht nach einigen Jahren komplett erneuert werden muss und gleichzeitig einen niedrigen CO2-Fußabdruck hat.

Im Idealfall bindet der Garten CO2 und versorgt nahe Lebewesen mit verschiedensten Nährstoffen. Er soll eine hohe Artenvielfalt bieten und trotzdem noch einen Ruhepol für den Menschen darstellen.

Gärtnern – Was ist nicht nachhaltig?

Wer sich nach einer großen freien Rasenfläche sehnt, oder nie Hand anlegen möchte und deswegen über einen Kiesgarten nachdenkt, der wird sich nicht wundern: Das ist nicht nachhaltig, sondern lediglich erweiterte Wohnfläche auf Kosten der Natur.

Was ist Nachhaltig? Ein paar Beispiele ausgeführt.

Nachhaltig ist alles, das sich selbst aufrechterhält. Der Garten soll eine hohe Biodiversität aufweisen, Lebensraum für Insekten, besonders Bienen, bieten und durch eine kluge Bepflanzung ganz ohne Eingriffe mit Chemikalien und schweren Maschinen überdauern.

– Bäume und Sträucher: Gut ist es zum Beispiel einen oder mehrere Obstbäume (Apfel, Birne, etc. aus dem Fachhandel, veredelt) und Sträucher wie Johannisbeere, Stachelbeere und CO zu pflanzen. Diese binden im Laufe ihres Lebens größere Mengen CO2, steigern den Wert des Grundstückes und versorgen mit großen Mengen Früchten. Das tun sie fast ohne Eingriffe durch den Menschen. Jetzt kommt der Clou: Sowohl Bäume als auch Sträucher entziehen das Wasser nicht der obersten Erdschicht, sondern wurzeln tiefer. Dadurch befördern sie Wasser in die oberen Schichten und in die Atmosphäre.

Was viele nicht wissen: Bäume und Sträucher speichern große Mengen CO2, nicht nur im Stamm sondern auch in den Wurzeln. Sie binden also CO2 und andere Stoffe im Erdreich. Diese werden dann von Mikroorganismen und Pilzen in eine Vielzahl Nährstoffe umgewandelt, welche die Bäume und andere Pflanzen nutzen. Deswegen sind Pilze auch auf jeden Fall wünschenswert in einem nachhaltigen Garten. Wurzeln beinahe jeder Art werden von einem Geflecht aus Mikroorganismen und Pilzen umgeben. Bei einem Rasen der regelmäßig chemisch gedüngt und gespritzt wird ist das nicht der Fall, hier handelt es sich quasi um ein totgeweihtes Stück Erde, welches über lange Zeit zu Staub und Dreck erodiert.

Durch das Bepflanzen mit Obstbäumen und Sträuchern hat man viele Jahre immer größer werdende Mengen an gesunden Früchten. Zusätzlich bessern diese den Boden auf, anstatt ihn auszulaugen und bieten Lebensraum für enorme Mengen Kleinstlebewesen. Von der Wurzel bis zur Krone leben auf einem Baum zahlreiche Tiere. Diese Vielzahl erhöht die Biodiversität in ihrem Garten und ist der Inbegriff von Nachhaltigkeit. Als i-Tüpfelchen spenden Laubbäume im Sommer Schatten, nehmen aber im Winter durch den Abwurf ihrer Blätter kaum Licht weg.

Sie tragen so zu einem ausgewogenerem Mikroklima bei. Rasen unter/um einem Baum wird nie so anfällig für Trockenheit sein, wie ein freies Stück Land. Wer noch eines draufsetzen möchte, pflanzt eine oder mehrere Eichen. Als Pfahlwurzler tragen diese das Leben sehr tief in die Erde, holen Wasser aus den tiefen Schichten und binden im Laufe ihres enorm langen Lebens tonnenweise CO2. Ganz zu schweigen von dem Wert, den das Grundstück durch einen Jahrhunderte alten Eichenbaum in der Zukunft haben könnte.

Selbst wenn der Baum einmal gefällt wird oder stirbt, das Wurzelgeflecht bleibt im Boden lebendig und das Leben wird hier weiterhin florieren. Zur Nachhaltigkeit gehört auch, vor dem Pflanzen eines Baumes einen Profi zu konsultieren. Ist mein Grundstück geeignet? Können die Wurzeln in den kommenden Jahrzehnten ein Gebäude beschädigen? Liegen Leitungen oder Kanalisationen darunter, welche es notwendig machen könnten den Baum wieder zu fällen?

– Ein Komposter ist unverzichtbarer Bestandteil für den Nachhaltigen Garten. Ob zermahlene Eierschalen oder Essensreste. In jedem Haushalt fallen zwangsweise organische Reste an, die in einem Komposter zu fruchtbarster Erde werden können. Wer sich so selbst versorgt, spart einerseits die Entsorgung im normalen Hausmüll, die Fahrt und damit verbundenen Kosten/CO2 zum Baumarkt, um Erde zu besorgen und die Kosten für die gekaufte Erde. Zusätzlich bietet ein Komposter tausenden Insekten und Pilzen Nahrung.

Es gibt kleine Schnellkomposter für die Küche, dort kann komfortabel vorkompostiert werden. Anschließend sollte man 2-3 Komposter im Garten haben. Diese kann man käuflich erwerben oder einfach aus Holz selbst bauen. Der Kompost wird idealerweise alle paar Monate, zumindest halbjährlich umgelegt und mit fertiger Erde vermischt. Dies beschleunigt die Kompostierung. Fertiger Kompost dient als Substrat für Starkzehrer wie Tomaten, Zucchini, Kürbis oder Kartoffeln oder als Dünger auf der Erde für bestehende Pflanzen. Kartoffeln brauchen sehr reifen Kompost, der von Erde nicht zu unterscheiden ist, Kürbisse hingegen kann man teilweise direkt auf den Kompost pflanzen.

Wer nicht genug Biomüll hat, kann sich etwas Pferdemist von einem örtlichen Stall besorgen und in den Kompost untermischen, dies erhöht den Stickstoffgehalt stark, wovon besonders Tomaten und Kürbisse profitieren. Achtung: Pferde sind oft verwurmt oder durch Medikamente belastet. Hier nur von ausgesuchten Pferden Mist besorgen, wo sichergestellt ist, dass das Pferd keine Medikamente erhielt. Ich empfehle einen Komposter für Hausmüll mit Erde gemischt und einen für Pferdemist. Auf dem Pferde Mist kommt nach 6 Monaten, mit je einmal pro Monate umgraben 20cm Erde und darauf dann ein Kürbis. Der Kürbis (beispielsweise Riesenkürbis) wird ihnen enorme Mengen Früchte liefern und sie können sich dutzende Portionen Kürbis-Zucchinicremesuppe aus dem heimischen Garten einkochen.

– Ein Unterstand für Tomaten und Zucchini. Tomaten und Zucchini sind Starkzehrer. Um frischen Kompost zu „entschärfen“ kann man diesen mit Erde gemischt für oben genannte Pflanzen verwenden. Normalen Boden würden diese auslagen. Der Unterstand kann aus einer einfachen Holzkonstruktion sein, die mit Einschlaghülsen im Boden befestigt ist und lediglich ein Dach liefert. Selbst Tomaten brauchen nicht zwingend ein Gewächshaus.
– Nach den Tomaten und Zucchini kommt die strapazierte Erde noch im selben Jahr für ein Beet Schwachzehrer in Frage. Dies beugt einer Vielzahl von Krankheiten vor und verhindert den Bedarf von chemischen Pestiziden. Nach der Tomatenernte kann die Erde gut für Spinat oder Radieschen im Herbst genutzt werden. Im Jahr darauf wird die Erde mit Bohnen bepflanzt, welche die Nährstoffspeicher wieder auffüllen.

– Pflanzen sollten nie in einer Monokultur stehen. Je mehr Boden mit Grün bedeckt ist, desto nachhaltiger, da dies das Mikroklima mäßigt und die Biodiversität fördert. Zu beinahe jeder Pflanze gibt es günstige Nachbarn. So kann man neben Erdbeeren beispielsweise Knoblauch pflanzen. Der Geruch der Knoblauchpflanze vertreibt die Erdbeerfliege. Solche günstigen Nachbarn gibt es tausende, zu viele um hier alle aufzuzählen. Die Erde war also beispielsweise 1-2 Jahre im Komposter und wurde durch Küchenabfälle mit Nährstoffen angereichert.

Dann wuchsen ein Jahr Starkzehrer darauf (Tomate/Zucchini etc.) im selben Jahr im Herbst Radieschen und Spinat, anschließend im Folgejahr Bohnen welche die Erde wieder anreicherten. Nach den Bohnen wäre eine Gründüngung (zum Beispiel durch Bepflanzung mit Ölrettich) denkbar und im darauffolgenden Jahr wird wieder mit Kompost gemischt und mit Starkzehrern bepflanzt. So erhält man Erde am Leben und widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge. Der Inbegriff von Nachhaltigkeit.

– Ein weiterer wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Garten trägt ein Teich oder Weiher im eigenen Garten. Dieser beeinflusst das Mikroklima massiv und bietet noch einmal enorm vielen Lebewesen Lebensraum. Ihr Garten wird es mit guten Erträgen danken. Im Idealfall werden Fische zum Verzehr im Teich gezüchtet.

– Wer einen großen Garten hat, sollte sich ein Gehege für Hühner oder Laufenten zulegen. Im Idealfall laufen diese frei im Garten herum und fressen besonders Schnecken, welche als Fressfeind Nummer 1 für den Gärtner gelten. Außerdem liefern sie Eier, Eierschalen (welche zermahlen guten Kalkdünger für den Kompost abgeben) und nicht zuletzt auch Fleisch zum Verzehr. Durch das Picken mit dem Schnabel lockern sie den Boden auf und durch ihre Ausscheidungen düngen sie diesen zusätzlich.

Fazit:

Nachhaltiges Gärtnern ist möglich, durch eine Bepflanzung mit dauerhaften Pflanzen. Bäume und Sträucher binden CO2, lockern den Boden, holen Wasser aus den tieferen Schichten und versorgen mit gesunden Nahrungsmitteln (die noch dazu einiges Kosten, so muss man für 500 Gramm Beeren schnell mal 4 EUR berappen). Wer weiter gehen möchte, vermeidet jede sinnlose „Fläche“ im Garten. Möglichst viele Pflanzen auf möglichst engen Raum. Küchenabfälle und Rasenschnitt werden kompostiert und die Erde in einer sinnvollen Fruchtfolge genutzt.

Wer den Kreislauf der Natur erkennt und nutzt hat langfristig den schönsten Garten. Unsere Punkte sind nur Beispiele und ein Kratzen an der Oberfläche. Es geht bei der Nachhaltigkeit darum das große ganze zu Begreifen. Vom Baum der CO2 in den Boden bringt und mit seiner Wurzel lockert, bis zur Laufente die durch ihr natürliches Fressverhalten Schädlinge abwehrt und den Boden verbessert.

Der Teich, welcher mit Fischen versorgt und das Klima reguliert, den umliegenden Pflanzen durch Trockenheit hilft und die Fruchtfolge welche den Boden permanent verbessert. Ein Stichwort ist hier noch die Permakultur, welche allerdings eher für große bis sehr große Gärten geeignet ist.

Nimmt man alle Punkte zusammen erhält man einen Garten der enorm widerstandsfähig gegen Krankheiten, Trockenheiten, Hitze wie auch Frost trotzen kann und eine Vielzahl von Nahrungsmitteln abwirft.

Gleichzeitig bietet er Lebensraum für Millionen verschiedene Lebewesen, trägt zur psychischen und physischen Gesundheit bei (auch durch körperliche Arbeit) und bietet einen Rückzugsort, bei dem jeder Nachbar mit einer Betonwüste neidisch wird.