Es gibt so viele Mythen rund um das Thema Alkohol, dass bestimmt jeder schon einmal damit konfrontiert wurde. Vermutlich haben sich allerdings die Wenigsten damit auseinandergesetzt, welche davon auch tatsächlich wahr sind.

Wir haben fünf bekannte Mythen rund um das Thema Alkohol überprüft und sagen dir, was daran nicht stimmt. Hier sind Alkohol-Irrtümer, welche die wenigsten kennen.

Mythos #1: Alkohol verkocht beim Kochen

Alkohol ist eine beliebte Zutat, um verschiedenste Gerichte zu verfeinern. Auch für Schwangere und Kinder sollte eine Soße mit einem Schuss Wein kein Problem sein. Immerhin verkocht sich der Alkohol darin ja. Aber stimmt das wirklich?

Leider kann dieses Thema nicht so eindeutig beantwortet werden. Alkohol hat theoretisch einen Siedepunkt von 78,3 Grad und müsste somit bei Erreichen dieser Temperatur verdampfen. Allerdings wird der Alkohol beim Kochen an andere Zutaten gebunden und verdampft dadurch nicht vollständig. Zwar spielen Temperatur, Dauer und Intensität des Rührens eine große Rolle beim Prozess des Verkochens, es gibt aber keine Möglichkeit genau zu berechnen, wie viel Alkohol am Ende noch übrig ist.

Forscher der Universität Idaho haben in Laborversuchen nachgewiesen: Wenn ein Gericht 30 Minuten siedet (also bei niedriger Temperatur kocht), sind anschließend noch ganze 35 Prozent des ursprünglich zugegebenen Alkohols enthalten. Nach zweieinhalb Stunden Kochzeit sind es immer noch vier bis sechs Prozent. Daher solltest du Gäste immer darauf hinweisen, dass ein Schluck Alkohol im Essen ist, falls du mal für Familie oder Freunde kochst. Auch bei Gerichten, die von Kindern verzehrt werden, solltest du vorsichtig sein und am besten gar keinen Alkohol zugeben.

Mythos #2: Alkohol tötet Gehirnzellen

Alkohol hat eine offensichtliche Auswirkung auf das Gehirn. Das bekommst du teilweise während eines Rausches mit, wenn der Gleichgewichtssinn schwindet und auch die Kommunikation immer schwieriger wird. Oder du merkst es am nächsten Tag, wenn du dich unter Umständen an nichts mehr erinnern kannst.

Allerdings liegt das nicht an vermeintlich getöteten Gehirnzellen, sondern viel mehr an der Auswirkung, die der Alkohol auf sie hat. Die Gehirnzellen sterben nämlich nicht. Sie werden durch den Alkohol in ihrer Kommunikation untereinander gestört und der Alkohol sorgt dafür, dass mehr hemmende Botenstoffe ausgeschüttet werden. Dadurch verzögern sich die Reaktionen im Körper etwas und alles funktioniert etwas langsamer. Allerdings erholt sich das Gehirn schnell wieder. Sobald der Alkohol abgebaut wurde, können die Nerven wieder normal arbeiten und jegliche Koordinationsschwierigkeiten sind verschwunden.

Natürlich bedeutet das nicht, dass Alkoholkonsum ungefährlich ist. Auf Dauer wirkt sich der Alkohol nämlich auf andere Organe aus und schädigt sie. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf das Gehirn und schadet ihm somit trotzdem langfristig. Was beispielsweise täglicher Bierkonsum mit deinem Körper macht, erfährst du in unserem separaten Artikel zum Thema.

Mythos #3: Wer durch einen Strohhalm trinkt, ist schneller beschwipst

Dieser Mythos scheint auf den ersten Blick richtig zu sein, denn immerhin sind Menschen meist schneller betrunken, wenn sie Alkohol durch einen Strohhalm zu sich nehmen und die Erklärung scheint besonders plausibel zu sein: Angeblich ist man schneller betrunken, weil der Alkohol sich durch den Strohhalm länger mit den Mundschleimhäuten in Kontakt kommt und so direkt ins Blut gelangen kann.

Das stimmt so allerdings nicht ganz. Zwar bist du schneller betrunken, wenn du mit einem Strohhalm trinkst, allerdings hat das nichts mit den Mundschleimhäuten zu tun. Es liegt viel mehr daran, dass durch das Saugen am Strohhalm auch das Trinken leichter und angenehmer wird. Dadurch trinkst du mehr und schneller und bist infolgedessen auch schneller betrunken.

Zusätzlich spielt der hohe Zuckergehalt in Cocktails, die meistens mit Strohhalmen serviert werden, eine wichtige Rolle. Durch den süßen Geschmack wird der Alkohol oft übertönt und ist somit auch nicht mehr so leicht herauszuschmecken. Auch das kann dich dazu verleiten mehr und schneller zu trinken, wodurch du dann wiederum schneller betrunken bist. 

Mythos #4: Kaffee macht nüchtern

Vielleicht kennst du solche Situationen: Du hast ein Glas über den Durst getrunken und danach gemerkt, dass du in ein paar Stunden wieder nüchtern sein musst. Wie praktisch wäre es, wenn du in solchen Momenten einfach zu einer Tasse Kaffee greifen könntest, um wieder nüchtern zu werden. Aber funktioniert das wirklich?

Leider nein. Die Leber braucht ihre Zeit um den Alkohol abzubauen und das kann durch nichts beschleunigt werden, auch nicht durch eine Tasse Kaffee. Genau genommen baut die Leber im Durchschnitt 0,1 bis 0,2 Promille in der Stunde ab. Die Promillezahl variiert je nach Geschlecht, Gewicht und Alter. Frauen bauen den Alkohol langsamer als Männer ab und die Leber von jüngeren Personen ist weniger leistungsfähig als die von Älteren. 

Übrigens: Auch anderen Strategien, um Alkohol angeblich schneller abzubauen, funktionieren nicht. Der Körper braucht seine Zeit, deshalb solltest du lieber weniger trinken, wenn du schnell wieder nüchtern sein willst. 

Mythos #5: Alkohol wärmt

Den Satz hat vermutlich fast jeder schon einmal gehört und gerade im Winter haben bestimmt schon viele zum Alkohol gegriffen, um sich aufzuwärmen. Schließlich merkst du oft schon kurz nach dem ersten Schluck Glühwein, dass es im Körper wärmer wird, oder?

Das ist tatsächlich ein gefährlicher Trugschluss, denn eigentlich frieren wir mit der Zeit, wenn wir Alkohol konsumieren. Das anfänglich wärmende Gefühl entsteht durch die durch den Alkohol geweiteten Blutgefäße. Allerdings verliert der Körper diese Wärme über die Hautoberfläche sehr schnell wieder. Dadurch beginnt der Körper Wärme aus inneren Organen in die erweiterten Blutgefäße zu befördern. Die Organe werden schlechter durchblutet und die Körpertemperatur sinkt. Obwohl unser Körper friert, erhält das Gehirn die Nachricht, dass uns warm sei. Im schlimmsten Fall kann man so sogar erfrieren. 

Zum Weiterlesen: Alkohol versteckt sich in vielen Lebensmitteln, und nicht bei allen ist das so offensichtlich wie bei Bier und Wein.

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