Schauspieler Marquard Bohm gestorben

Wie CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung meldet, ist der Schauspieler Marquard Bohm nach längerer Krankheit am 3. Februar 2006 im Alter von 64 Jahren an einem Herzversagen in Wetter an der Ruhr verstorben.

Marquard Bohm war in den 1960er und 1970er Jahren als "deutscher Belmondo" (Eike Gallwitz) einer der interessantesten Darsteller des Jungen Deutschen Films.
Bohm wurde am 27. Juni 1941 Hamburg geboren. Der Bruder des Schauspielers und Regisseurs Hark Bohm verbrachte seine Kindheit auf der Nordseeinsel Amrum. In Hamburg besuchte er das Gymnasium bis zur 12. Klasse, begann dann eine Gärtnerlehre in Detmold. Nach verschiedenen Jobs in Hamburg arbeitete er zwei Jahre als Volontär bei den Geyer-Kopierwerken. Nebenher betätigte er sich als Statist, u.a. 1965 im TV-Film "Der Fall Kapitän Behrens" von Wolfgang Staudte.

Er kam in Kontakt mit der Szene junger Filmmacher in Hamburg. 1966/67 inszeniert er, unterstützt von Helmut Herbst, mit sich selbst in der Hauptrolle den experimentellen Kurzspielfilm "Na und" über den Tagesablauf eines jungen Arbeitslosen. 1967 absolviert er eine Regie-Assistenz bei Volker Schlöndorff.
Nach Rollen in Filmen von Rudolf Thome – "Detektive", "Rote Sonne", "Supergirl" – wird er als "deutscher Belmondo" begrüßt. 1970/71 inszeniert er die krude Erpressergeschichte "Terror Desire" mit Versatzstücken aus Gangsterfilmen und Road Movies, Nouvelle Vague und Pop Art.

Mehrmals tritt er in Filmen Rainer Werner Fassbinders auf, so als Privatdetektiv in "Der amerikanische Soldat", als Polizist in "Wildwechsel". In den frühen 1970er Jahren tritt er im Zuge der Wiederbelebungsversuche des Genre-Kinos als Bodyguard in "Output" von Michael Fengler auf, sowie als Schäfer Alaska in Hark Bohms Jugendfilm "Tschetan, der Indianerjunge".
Er ist Darsteller des "Kaputten", so in "Nordsee ist Mordsee" (Regie: Hark Bohm) und in "Im Lauf der Zeit" von Wim Wenders. Ab Mitte der 1970er wird er fast ausschließlich in Nebenrollen, so von Helmut Herbst als Gefängniswärter in seinem Büchner-Film "Eine deutsche Revolution".
Ab 1986 arbeitet Bohm am Schauspielhaus Bochum unter den Intendanten Peter Zadek, Claus Peymann, Frank-Patrick Steckel.

Im Fernsehen trat er – durch Krankheit gezeichnet – weiterhin in zahlreichen Nebenrollen auf. Einer seiner letzten Erfolge war die Rolle des Vaters in Hans-Günter Bückings "Die Häupter meiner Lieben" (1998). Den Plan, ein mit Wolfgang Limmer verfasstes Drehbuch "Im Schatten des Phönix" zu verfilmen, konnte er nicht realisieren.