Enkelin Antje Modersohn über familiäre Verbindungen Otto Modersohns in die Samtgemeinde
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Enkelin Antje Modersohn über familiäre Verbindungen Otto Modersohns in die Samtgemeinde

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Antje Modersohn ist Enkelin Otto Modersohns und leitet ein Museum mit Bildern ihres Großvaters in Fischerhude. - Foto: Poppe
Antje Modersohn ist Enkelin Otto Modersohns und leitet ein Museum mit Bildern ihres Großvaters in Fischerhude. - Foto: Poppe © -

Hellwege/Ottersberg - Von Ralf G. Poppe. Im Zuge der diesjährigen 800-Jahr-Feier von Worpswede wird gern der Maler Otto Modersohn thematisiert. Weithin unbekannt ist jedoch, dass zwei seiner Enkel im Landkreis Rotenburg leben. Die Kreiszeitung diskutiert die Geschichte der Familie Modersohn mit Ottos Enkelin Antje Modersohn.

Das Otto-Modersohn-Museum liegt inmitten der Wiesenlandschaft von Fischerhude, die Otto Modersohn bis zu seinem Tod vor 75 Jahren zu seinen eindringlichen Bildern inspiriert hat. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe der Wümme. Nicht weit entfernt liegt die Surheide mit ihren Dünen und ihrem heutigen Waldbestand und das Quelkhorner Moor mit dem aufragenden Mühlenberg, dem Gegenstück zum Worpsweder Weyerberg. Das Quelkhorner Moor ist noch völlig intakt und heute ein Naturschutzgebiet. Ein weiterer wichtiger Inspirationsgeber war für Otto Modersohn das Dorfinnere. Das zieht sich durch sein gesamtes Fischerhuder Werk. Immer wieder neu gesehen und bildnerisch umgesetzt. Im Ortskern Fischerhudes kann man seine Bilder nachvollziehen, wenn man von manchen, nicht immer im Sinne des Malers gesehenen Veränderungen des Ortsbildes einmal absieht. Ein Hauptgrund nach Fischerhude zu ziehen war für Otto Modersohn die Wümme, „weil das Wasser so viel Leben mit hineinbringt“ wie er einmal in seinem Tagebuch notierte. In einem Gebäude des Museums-Anwesens lebt Antje Modersohn mit ihrer Familie.

Wie erklärt sich Ihre Verwandtschaft zum Hause Breling/Bontjes van Beek?

Antje Modersohn: Der erste Maler in Fischerhude war Heinrich Breling (1849 bis 1914), mein Urgroßvater. Heinrich war in Fischerhude aufgewachsen, wurde als talentierter Zeichner entdeckt, gefördert und hatte Karriere gemacht. Er brachte es bis zum Professor der königlichen Akademie am Hof von König Ludwig in München. Er kam seit 1895 in den Sommermonaten zurück nach Fischerhude, wo er sich dann 1908 in der Bredenau ein Haus baute. 1908 kam auch Otto Modersohn nach dem Tod seiner zweiten Frau Paula Modersohn-Becker von Worpswede nach Fischerhude. Er lebte hier mit seiner dritten Frau Louise Breling (1883 bis 1950), Heinrich Brelings zweitältester Tochter, die er beim Richtfest des brelingschen Hauses kennengelernt hatte. Louise war ausgebildete Oratoriensängerin, widmete sich aber später der Malerei und Schriftstellerei. Sie heirateten 1909 und hatten zwei Söhne, Ulrich (1913 bis 1943) und Christian Modersohn (1916 bis 2009). Beide Söhne wurden später – wie ihr Vater – Maler. Louise hatte fünf Schwestern, von denen drei ebenfalls künstlerisch tätig waren. Mein Großvater war übrigens dreimal verheiratet.

Sind oder waren Sie und Ihre Geschwister ebenfalls künstlerisch tätig?

Modersohn: Ja. Heinrich, mein ältester Bruder, lebt zusammen mit seiner Frau Marina Bohlmann-Modersohn in Hellwege. Meine Schwägerin ist Schriftstellerin. Sie hat die Biografien über Otto und seine zweite Ehefrau Paula Modersohn-Becker geschrieben. Sehr bemerkenswert ist ihre Biografie über Clara Rilke Westhoff, eine fast vergessene Bildhauerin, Schülerin von Rodin. Sie war die beste Freundin von Paula Modersohn-Becker. Beide waren zusammen in Paris. Clara Westhoff hatte 1901 Rainer Maria Rilke geheiratet. Heinrich ist wie sein Urgroßvater, Großvater und Vater ebenfalls Maler, mit Ausstellungen in renommierten Galerien und Museen. Mein zweitältester Bruder Ulrich war Facharzt für Allgemeinmedizin in Ottersberg und ist verheiratet mit Adelheid Modersohn-Metzger, studierte Pädagogin und Malerin, zudem Freundin und Kommilitonin meines Bruders Heinrich seit dem gemeinsamen Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Mein jüngerer Bruder Johannes lebt zusammen mit seiner Frau Antje Freiesleben in Berlin, beide sind Architekten und Professoren für Architektur in Kaiserslautern und Siegen. Alle neun Enkel von Anna (1921 bis 1997) und Christian Modersohn, den Gründern des Otto-Modersohn-Museums, sind kreativen Berufen verbunden. Die Tochter meines jüngsten Bruders, Rosa, studiert Architektur und ihr älterer Bruder August Modersohn Journalismus. Der jüngere Sohn meines ältesten Bruders, Philipp Modersohn, ist Bildhauer. Sein Bruder Carlo zeichnet verantwortlich für den Film über seinen Urgroßvater „So weit und groß“ – die Natur des Otto Modersohn. Unser jüngster Sohn Simon studiert Malerei in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste. Sein älterer Bruder Gideon leitet die Produzentengalerie Hamburg und seine Schwester Tabea ist diplomierte Papierrestauratorin. Timon Modersohn, der ältere Sohn meines Bruders Ulrich ist Regisseur und vollendet gerade seinen ersten Spielfilm mit dem Titel „Spielmacher“. Sein jüngerer Bruder Leander war Schauspieler und beendet gerade sein Psychologiestudium in Berlin. Das ist die fünfte Generation, die in dieser, man kann schon sagen, künstlerischen Tradition steht. In der Kunstgeschichte eine kaum anzutreffende familiäre Besonderheit.

Was wurde aus der Tochter von Paula und Otto?

Modersohn: Mathilde (1907 bis 1998) wurde Fürsorgerin. Sie hatte keine künstlerischen Neigungen. Sehr zum Leidwesen Otto Modersohns hatten beide Töchter keine musischen Veranlagungen. Die ältere Tochter aus Otto Modersohns erster Ehe, Elsbeth (1898 bis 1984), war Krankenschwester in der Diakonie. Beide blieben unverheiratet und hatten keine Kinder. Der Bruder meines Vaters, Ulrich Modersohn, (geboren 1913) hingegen war ebenfalls ein vielversprechender Maler. Er studierte Malerei in München, hatte leider lediglich sieben Schaffensjahre, da er 1943 in Russland fiel.

Zur Person

Antje Modersohn leitet zusammen mit ihrem Ehemann Rainer Noeres, vielfältig unterstützt von der Familie, das Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude. Beide haben, neben einer Stiftung, einen gemeinnützig wirkenden Förderverein gegründet, der seine Mitgliederzahl seit 1989 auf 420 Personen erweitert hat. Sie erhalten das Lebenswerk Otto Modersohns in seinen besten Beispielen für die Öffentlichkeit im Fischerhuder Museum sowie in wechselnden Ausstellungen an anderen Orten.

      www.modersohn-museum.de

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