Auch Laschet trickst beim Lebenslauf: Zeit des Würfel-Armins verdrängt CDU-Chef - FOCUS online
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Angespitzt - Kolumne von Ulrich Reitz: Auch Laschet frisiert den Lebenslauf - die Zeit des Würfel-Armins verdrängt der CDU-Chef lieber
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Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Michael Kappeler/dpa Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
  • FOCUS-online-Korrespondent

Mit Lebensläufen ist nicht zu spaßen. Lebensläufe können eine sehr gefährliche Angelegenheit sein. Gefährlicher noch, als mit beispielsweise Spritpreiserhöhungen zu hantieren. Ich hielt Lebensläufe immer für etwas spießig: Muss man machen, kümmert aber keinen. Ein Irrtum, wie ich seit Annalena B. weiß.

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Armin Laschet hat auch einen Lebenslauf. Da steht allerhand drin. Manches weiß man, z.B. dass er Ministerpräsident ist in Nordrhein-Westfalen, manches wussten nur manche, dass er mal einen (kleinen) Verlag führte etwa. Es gibt auch Sachen, die erfährt man nicht aus Laschets Lebenslauf.

Womit die Frage aufgeworfen wird: Muss da wirklich alles reinschreiben? Etwa auch, wenn man sich damit selbst belastet? Und macht es einen Unterschied, ob man einen Lebenslauf höher (Baerbock) oder niedriger (Laschet) tunt?

„Würfel-Armin“: Was doch erzählt werden muss

Sagen wir es mal so: Hätte Laschet nicht mal eben die Noten von Klausuren sozusagen mit sich selbst ausgemacht, könnten wir in seinem Lebenslauf sicher finden, dass er zwischen 1999 und 2015 ehrenamtlich an der renommierten Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen als Dozent wirkte.

So aber – die Klausuren Affäre verhalf Laschet zu seinem zweiten Spitznamen: „Würfel-Armin“ (nach „Türken-Armin“) – ist da nun eine Leerstelle. „Würfel-Armin“, das klingt niedlich. Die Angelegenheit war aber nicht niedlich. Hütchenspieler sind es ja auch nicht. Es war Laschets vielsagendste Affäre. Sie hätte ihn um ein Haar um Kopf und Kragen gebracht.

Ulrich Reitz
Dominik Butzmann Ulrich Reitz

Über den Autor: Ulrich Reitz

Ulrich Reitz arbeitete als Korrespondent bei der Welt, war in der Startmannschaft von FOCUS, den er zuletzt führte, und war insgesamt 17 Jahre lang Chefredakteur der beiden größten deutschen Regionalzeitungen „WAZ“ und „Rheinische Post“. Er beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung, der kulturellen Verfasstheit Deutschlands und der Performance der deutschen Eliten in Politik und Wirtschaft. Reitz versteht sich als wirtschaftlich ordoliberal und politisch konservativ. Er schätzt die gepflegte Kontroverse.

Nur zur Einordnung: Wäre es so gekommen, dann hieße Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hannelore Kraft, der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz, ebenso wie der Kanzlerkandidat der Union.

Wir sollten die Sache, die Laschet in einer Talkshow mal mit dem Hinweis abzutun versuchte, sie sei „sieben Jahre her“, vielleicht doch noch mal erzählen. Und zwar nicht allein aus Spaß an der Freud´, wie der Rheinländer so sagt, wenn er erzählt, was nicht erzählenswert ist, aber doch jetzt erzählt werden muss.

Laschets „Frau Simsalabim“: Klausuren auf dem Postweg verloren gegangen

Im Sommer 2014 verbringen 35 Studenten der RWTH Aachen im Rahmen des Blockseminars „Europa in der Berliner Republik“ eine Woche in der deutschen Hauptstadt. Ihr Dozent Armin Laschet hat ihnen Türen geöffnet, sie diskutieren mit Abgeordneten. Nun warten sie, seit Monaten schon, auf ihre Noten.

Kurz vor Ostern 2015 teilt Laschet ihnen mit, die Klausuren seien „auf dem Postweg abhandengekommen“. Und weiter: „Da die Klausur gut ausgefallen war, erschien uns eine Neuansetzung mit großem Abstand zum Seminar als keine gute, faire und sachgerechte Lösung“.

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Er und seine Co-Korrektorin, „Frau Lehrbeauftragte Dr. Mayssoun Zein Al Din“ – Laschets Freunde und Gegner nennen sie „Frau Simsalabim“ – mache sich stets Notizen, auf dieser Basis habe man die Leistungen rekonstruiert. Die Studenten sind erstaunt. Sie haben nämlich schon zwei Monate vorher Post bekommen.

Die Geschäftsführerin des Masterstudiengangs hatten ihnen die „gute Nachricht“ eröffnet, alle Noten lägen ihr vor. Dummerweise seien die Klausuren auf dem Postweg verloren gegangen. Nun ist die Frau empört.

Weshalb Laschet diesen Vorgang politisch überleben konnte

Wäre klar gewesen, dass die Noten rekonstruiert wurden, „wäre alles auf eine Annullierung der Prüfung hinausgelaufen“. Die RWTH fürchtet nun um ihren Ruf als international erstklassige deutsche Bildungseinrichtung.

Ein Eindruck, der sich bei der Uni noch verstärkt, nachdem sich sieben Studenten beim Prüfungsausschuss melden. Sie haben nämlich die Klausur gar nicht mitgeschrieben. Laschet hat für 28 Klausuren 35 Noten vergeben. Allmählich brennt die Hütte, zumal Laschet weder den Postversand belegen noch seine Notizen vorlegen kann. Die seien inzwischen „entsorgt“. Außerdem ist eine Co-Korrektorin gar nicht vorgesehen.

 

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Am Ende ermittelt ein Staatsanwalt, die Noten werden annulliert, Laschet gibt nach 16 Jahren sein Ehrenamt als Lehrbeauftragter ab und die SPD, so heißt es in der akribischen Laschet-Biographie „Der Machtmenschliche“, kann ihr Glück gar nicht fassen.

Und weshalb kann Laschet diesen Vorgang überhaupt politisch überleben? Weil die SPD ihn dermaßen maßlos beschimpfte, dass die CDU sich schützend um ihn scharte. Weil Regierungschefin Kraft Laschet ohnehin nicht ernst nahm. Sie glaubte, er sei bei der Landtagswahl zwei Jahre später ein leichter Gegner. Schließlich: der Rheinländer Laschet galt ohnehin als archetypischer Vertreter dieses Landstrichs. Als Hallodri also.

Sein Biograph Tobias Blasius urteilt: „Die verschwundenen Klausuren sind kein Ausrutscher, sondern eher Symptom einer in diesen Sphären der Politik ungewöhnlichen Schludrigkeit.“

Sie hätten es gewusst, oder?

Liebe Leser, mal Hand aufs Herz: Hätten Sie nicht auch die Zeit an der Aachener Uni ihrem Lebenslauf erspart?

Nein, hätten Sie nicht.

Sie hätten gewusst, dass dies irgendjemandem schon irgendwann auffallen würde.

Sie hätten gewusst, dass irgendein Journalist die ganze Chose dann noch einmal aufschreibt.

Sie hätten gewusst, dass der Ärger, der durch Bewältigung von Ärger entsteht, größer sein kann als der Ärger selbst.

Oder?

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