Als Regierungschef des kleinsten deutschen Bundeslandes hat Klaus Wedemeier in den Jahren zwischen 1985 und 1995 entscheidende Weichen gestellt. Als der SPD-Politiker in Bremen das Amt von Hans Koschnick übernahm, war er 41 Jahre alt – damals der jüngste amtierende Ministerpräsident Deutschlands. Am Sonnabend, den 12. Januar, wird Wedemeier 75 Jahre alt. Seinen Ehrentag will er mit der Familie verbringen. Mit seiner Frau kann er gleich doppelt feiern, denn der Geburtstag ist gleichzeitig der 35. Hochzeitstag, wie er sagte.
Zu Wedemeiers Verdiensten zählt die Auseinandersetzung um die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs. Vor dem Bundesverfassungsgericht setzte er sich dafür ein, dass die Belange des Stadtstaates angemessen berücksichtigt werden. Durch sein mutiges Verhalten habe Wedemeier den Grundstein für die erfolgreiche Haushaltssanierung Bremens gelegt, sagte Bürgermeister Carsten Sieling (SPD). „Mit den Urteilen von 1986 und 1992 hat Klaus Wedemeier die besondere Unterstützung Bremens durch den Finanzausgleich erreicht und so die Selbstständigkeit des Bundeslandes Bremen gesichert.“ Wedemeier, der 1944 in Bayern geboren wurde und 1956 mit seinen Eltern nach Bremen kam, freut sich über das damals Erreichte. „Das war ein großer Erfolg“, sagte er.
Großer Widerstand aus der Opposition
Stolz ist der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann auch auf die Übernahme der Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat Bremen durch das Land im Jahr 1987. Rund 45 000 Wohnungen und rund 2,4 Millionen Quadratmeter unbebaute Grundstücke gingen in den Besitz der neuen landeseigenen Gesellschaft für Wohnungsbau (Gewoba). Mit Blick auf die Wohnungsmisere sei dies enorm wichtig gewesen, sagte Wedemeier kurz vor seinem 75. Geburtstag.
Damals habe es gegen sein Vorhaben großen Widerstand aus der Opposition gegeben – heute sei klar, wie richtig die Entscheidung war. Als prägend gilt zudem, dass Wedemeier Anfang der 90er-Jahre die Schließung der Klöckner-Hütte durch die Bildung eines Konsortiums verhinderte. „Die Stahlwerke Bremen, jetzt Arcelor Mittal, sind bis heute ein Eckpfeiler für die Stärke des Industriestandorts Bremen“, sagte Sieling.
Als seine größte Herausforderung beschreibt Wedemeier die Ampelkoalition von 1991 bis 1995. Das Bündnis kam zustande, nachdem die SPD bei der Wahl 1991 ihre absolute Mehrheit verlor. Zum ersten Mal gab es an der Weser eine Koalition aus SPD, FDP und Grünen. „Wir waren die Ersten, die das gewagt haben“, sagte er. Dass die Koalition 1995 im Streit um ein Vogelschutzgebiet zerbrach, bezeichnete Wedemeier als seine schwerste Niederlage. Bei der Wahl verlor die SPD viele Stimmen und Wedemeier erklärte seinen Rücktritt. Noch bis 1999 saß er als Abgeordneter im Parlament, dann verabschiedete er sich aus der aktiven Politik.
Der Mann, der seit 1960 SPD-Mitglied ist, arbeitete fortan als Unternehmer, Unternehmensberater und engagierte sich in Wirtschaftsgremien. Inzwischen nehmen seine Hobbys mehr Raum ein. Neben dem Golfspielen genießt er das Lesen. „Mein Hobby ist Geschichte“, erzählte er. „Im Augenblick bin ich wieder beim Mittelalter.“ Allerdings liege das Buch über die Revolution 1918/1919 auch schon bereit.
Die Politik beobachtet der zweifache Großvater nach wie vor. Regieren sei schwieriger geworden, sagt er, weil in den Parlamenten mehr Parteien als früher vertreten sind. Auch die sozialen Medien machten die Sache nicht einfacher. Er selbst nehme oft mit Erstaunen zur Kenntnis, was Menschen auf Facebook schreiben. Seine politische Leistung will er weder über- noch unterbewerten. „Man kann nie zufrieden sein mit dem, was man gemacht hat. Aber man kann auf bestimmte Dinge stolz sein.“