Kevin Kühnert: Privatleben und Karriere des SPD-Generalsekretärs
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Privatleben und Karriere des SPD-Generalsekretärs Kevin Kühnert

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Kevin Kühnert
Kevin Kühnert vor dem Willy-Brandt Haus in Berlin (Archivbild) © IMAGO/Emmanuele Contini

Der SPD-Generalsekretär entdeckte bereits während des Studiums die Politik für sich und wird mittlerweile oft als wortgewandter Rebell bezeichnet.

München – Der am 1. Juli 1989 in West-Berlin geborene Kevin Kühnert arbeitete nach dem Abitur am Beethoven-Gymnasium in Berlin-Lankwitz zunächst in einem Medienunternehmen und nahm dann das Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft auf, das er allerdings nicht abschloss. Spätestens seitdem er im Dezember 2021 zum neuen Generalsekretär der SPD gewählt wurde, ist er innerhalb Deutschlands kein unbekanntes Gesicht mehr und gilt sowohl als Hoffnungsträger für die Partei als auch als Rebell innerhalb der SPD.

NameKevin Kühnert
BerufPolitiker
ParteiSPD
Parteimitglied seit2005
FunktionGeneralsekretär
Geburtstag01.07.1989
GeburtsortWest-Berlin
Größe170cm

Er scheut sich nicht vor Kritik an der eigenen Partei, vertritt dabei aber die Ansicht, gegensätzliche Meinung zuallererst intern zu platzieren. Kühnert bezeichnet sich selbst als „Sozialisten“, votiert für eine Erhöhung des Mindestlohns sowie aufgrund von Datenschutz gegen eine zentrale Erfassung von Corona-Impfdaten. Kühnert wirbt auch für eine Polarisierung zwischen den großen Volksparteien, damit Rechtspopulisten sich nicht als vermeintliche Alternative darstellen könnten. Außerdem fordert Kevin Kühnert die Besteuerung von Vermögen, einen höheren Mindestlohn und die Bekämpfung von Leiharbeit.

Kevin Kühnert und seine politische Karriere

Seine politische Karriere startete Kevin Kühnert, der von seinen Eltern nach dem englischen Fußball-Star Kevin Keegan benannt wurde, bereits in jungen Jahren: 2005, im Alter von 16 Jahren, trat der Sohn zweier Beamten – die Mutter im Arbeitsamt, der Vater in einer Berliner Bezirksverwaltung – nach einem Schülerpraktikum im SPD-Kreisbüro Steglitz-Zehlendorf in die SPD ein und war von 2012 bis 2015 Landesvorsitzender der Jusos Berlin. Ein 2016 begonnenes Studium der Politikwissenschaft an der Fern-Universität Hagen ließ er nach seiner Wahl zum Juso-Bundesvorsitzenden ruhen.

Nach dem Studienabbruch arbeitete er bis 2014 im Callcenter von myToys.de. Von 2014 bis 2016 arbeitete er im Abgeordnetenbüro von Dilek Kalayci und von 2016 bis 2019 in dem Büro von Melanie Kühnemann-Grunow. Bis 2017 war Kühnert stellvertretender Bundesvorsitzender und war für die Themen Steuerpolitik, Rentenpolitik, Strukturpolitik, Rechtsextremismus und Migrationspolitik sowie für die Social-Media-Arbeit zuständig. Ab 2017 war Kevin Kühnert Bundesvorsitzender der Jusos. Außerdem arbeitete er für ein Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und engagierte sich kommunalpolitisch in der Bezirksversammlung von Tempelhof-Schöneberg.

Seine parteipolitische Karriere

Im September 2021 wurde Kühnert für den Wahlkreis Berlin-Tempelhof-Schöneberg Mitglied des Deutschen Bundestages und im Dezember 2021 auf dem Parteitag in Berlin mit rund 78 Prozent aller Delegierten als Nachfolger von Lars Klingbeil zum neuen Generalsekretär der SPD gewählt. In seiner Bewerbungsansprache für den Posten sagte Kühnert laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Ich möchte als Generalsekretär Anwalt der Partei, Hüter und Treiber ihrer Programmatik und Kommunikator gegenüber einer demokratischen Öffentlichkeit sein.“ Das sei auch ein Versprechen an die Gesellschaft und an die Medien.

Kühnerts Wirkung in der Öffentlichkeit

Erstmals große nationale, aber auch internationale Aufmerksamkeit zog er mit der Kritik an der eigenen Partei, konkret mit seiner #NoGroKo-Kampagne, auf sich, mit der er eine nationale Debatte zur Zukunft der Großen Koalition entfachte. Vom „Time“-Magazin wurde Kevin Kühnert, damals 28 Jahre alt, zum „Next Generation Leader“ gekürt. In Deutschland tat man sich anfangs dagegen schwer, das redegewandte „Milchgesicht“ (Bild) trotz seines Alters ernst zu nehmen: Nachdem er in einem RTL-Interview gefragt wurde, ob er noch in einer WG lebe, twitterte Kühnert: „Werde anfangen, solche überaus relevanten Fragen zu beantworten, sobald Merkel und Co. gefragt werden, ob sie beim Joghurt immer den Deckel ablecken.“

Der Tweet wurde über 14.000-mal geliked und entfachte eine Debatte über Altersdiskriminierung und die Ignoranz der Medien und älteren Politikern gegenüber den Jungen. Auch gegenüber Parteifreunden lässt sich Kevin Kühnert nur selten den Mund verbieten. Als Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, aufgrund der aktuellen Energie- und Teuerungskrise die Bevölkerung sogar zum Duschverzicht aufforderte („Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung“), konterte Kevin Kühnert: „In der Praxis wissen ärmere Menschen nicht erst seit Putins Krieg, wie man im Alltag spart und wie hart das ist. Deshalb halten wir von der SPD uns auch mit Spartipps an die Bevölkerung zurück.“ Er finde es „schräg“, wenn Menschen mit fünfstelligem Monatseinkommen anderen erklären, wie man spare. „Das wissen die nämlich meist viel besser.“

Seine politische Zukunft

In einem Interview mit „Orange/Handelsblatt“ gab er einmal preis, dass er selbst nicht davon träumen würde, eines Tages Bundeskanzler zu werden: „Ich hab’ auch noch andere Hobbies neben Politik und ich glaube, so richtig krass Berufspolitik (…) bedeutet vor allem auch, dass das restliche Leben extrem zurückstehen muss. Dass da kaum noch was übrigbleibt.“ Gefragt nach seiner Grundhaltung als Generalsekretär antwortete er in einem Interview: „Ich bin immer solidarisch, aber kein Propagandist. Ich werde sicher nicht Jahre lang auf alle Fragen antworten: „Olaf Scholz ist super. Die SPD ist die stärkste Partei. Alles prima so.“ Reines Selbstlob überzeugt doch keinen. Die Leute erwarten ja zu Recht von uns, dass wir neben der Regierungsarbeit auch zeigen, was wir als SPD für Ideen haben, die sich in der Koalition vielleicht noch nicht durchsetzen lassen. In vier Jahren steht die nächste Wahl an, und dann wollen wir wieder gewinnen.“

Kevin Kühnert – das weiß nicht jeder über ihn

  • Kühnerts Eltern sind keine SPD-Wähler, ihr Sohn beschreibt sie als „Wechselwähler“.

    Aufgrund seines jugendlichen Aussehens bekam er von vielen Medien die unterschiedlichsten Spitznamen verpasst. Darunter etwa: „Rebell mit Pausbacken“ (Neue Osnabrücker Zeitung), „Milchgesicht“ (Bild), „Wadenbeißer“ (RedaktionsNetzwerk Deutschland)
  • In seiner Freizeit wird Kevin Kühnert zum Sportfanatiker. „Von Fußball bis Curling“ schaut sich der Jungpolitiker „jeden erdenklichen Sport“ an.

    In der Jugend spielte er Handball beim VfL Lichtenrade.

    Kevin Kühnert ist Fan der Fußballvereine Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeld und FC Bayern München.

    Von Juni 2013 bis Mai 2017 war er Mitglied des Aufsichtsrats von Tennis Borussia Berlin.

Kühnerts Privatleben

Mit seinen Eltern ist Kevin Kühnert zunächst bis ins Alter von 12 Jahren in Steglitz-Zehlendorf aufgewachsen, bis die Familie dann in ein Einfamilienhaus in Lichtenrade (Bezirk Tempelhof-Schöneberg) zog. In dem gleichen Bezirk lebt Kühnert bis heute – allerdings etwas zentraler in einer Wohnung in Schöneberg.

2018 gab Kevin Kühnert das erste Mal öffentlich bekannt, dass er homosexuell ist. Damals sagte er lediglich, dass er dafür bisher keine Diskriminierung erfahren hatte. Als einen seiner Meilensteine für diese Outing-Entscheidung bezeichnet er Klaus Wowereit: „Er hat etwas gemacht, was ich vorbildhaft finde: in die Offensive gehen. Wenn man mit sich selbst klar ist, fällt es auch viel leichter, Angriffe abzuwehren. Insofern war Wowereits Aussage ‚Ich bin schwul und das ist gut so‘ ein Meilenstein für mich.“ Ob Kevin Kühnert aktuell einen Partner hat, ist nicht bekannt.

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