"Habe viel zu spät erkannt, dass das bei mir vorhanden ist": Guttenberg redet über Depressionen | Abendzeitung München

"Krieg' das Bild von Bundespräsident Söder nicht aus dem Kopf": Maischberger reagiert angewidert

Zum Wochenauftakt hat sich Sandra Maischberger den aktuellen Ampel-Streit (Stichwort: FDP-Positionspapier) und die deutsche Außenpolitik vorgenommen. Dabei durften zwei Politiker der alten Schule glänzen: FDP-Vize Wolfgang Kubicki und der frühere Verteidigungs- und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Während Kubicki sich mit der Sprecherin der Grünen Jugend, Svenja Appuhn, um Koalitionsthemen fetzte, sprach zu Guttenberg über Trump, Markus Söder und seine Depressionen. 
| Viktoria Hausmann
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Lacht gerne in der Öffentlichkeit, obwohl er gegen Depressionen kämpft: Karl-Theodor zu Guttenberg
Lacht gerne in der Öffentlichkeit, obwohl er gegen Depressionen kämpft: Karl-Theodor zu Guttenberg © ARD

Am Montagabend lud Sandra Maischberger einen seltenen Gast in ihr ARD-Studio: Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) durfte mit der Moderatorin über die aktuelle Außenpolitik sprechen und teilte dabei auch die eine oder andere Spitze gegen seinen Parteifreund, den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder aus. Am Schluss sorgte der 52-jährige Ex-Politiker noch für eine traurige, nachdenkliche Note, als er über seine Depressionen sprach. Wolfgang Kubicki (FDP) lieferte sich einen Schlagabtausch mit Svenja Appuhn (Grüne Jugend). Die Journalisten Melanie Amann (Spiegel), Michael Bröcker (Table.Briefings) und Ulrich Wickert (früher Tagesthemen) komplettierten die Runde.

In der ersten Hälfte ging es um die schwindende Beliebtheit der Ampel: 78 Prozent sind mit dem Drei-Parteien-Bündnis unzufrieden. Ulrich Wickert, der sprichwörtliche "alte weiße Mann" der Journalisten-Runde zählt sich dazu. Auch FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki und Grüne Jugend-Sprecherin Svenja Appuhn würden der Ampel keine guten Noten geben. Für Appuhn liegt das eindeutig an der Blockade der FDP. Die Medizin-Studentin möchte die Schuldenbremse über Board werfen und eine Reichensteuer einführen. Kubicki hält dagegen und nennt die Erhaltung der Wirtschaft als wichtigstes Ziel. Bester Satz von Kubicki: "Wir geben so viel Geld aus wie noch nie zuvor in Deutschland und es reicht immer noch nicht! Wir haben zusätzliche Mittel aus der CO2-Abgabe und dem Klimaausgleichsfond und es reicht immer noch nicht. Wir besteuern die Superreichen von den 98 Prozent Familien-Unternehmer sind, ... die in die Schweiz gehen. So naiv können Sie auch nicht sein!"

 

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"Krieg das Bild von Bundespräsident Söder nicht mehr aus dem Kopf"- Journalisten Runde erwähnt Söder und die K-Frage

Kurz vor zu Guttenbergs Auftritt kommt das Gespräch mal wieder auf Markus Söder und die K-Frage. Hier sind sich die drei Gäste einig: Friedrich Merz wäre der wahrscheinliche Kandidat. "Söder wird nur den ganzen Sommer rumlaufen und betonen, dass er es auch werden könnte", meint Wickert. Bröcker glaubt, dass der bayerische Ministerpräsident einfach "den Preis nach oben treiben" will und bringt eine mögliche Zukunft für Söder als Bundespräsident ins Spiel. Sandra Maischberger wirkt angewidert: "Ich krieg das Bild von Bundespräsident Söder nicht mehr aus dem Kopf!", sagt sie fast schon empört.

Panne bei der Anmoderation: Maischberger nennt Guttenberg versehentlich "Karl-Georg"

Ist Maischbegers Angst vor Markus Söder im höchsten Amt des Staates womöglich Schuld? Kurz nach der Diskussion unterläuft der versierten Fernseh-Moderatorin jedenfalls eine peinliche Panne. "Hier ist der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Georg ... Theodor zu Guttenberg", sagt sie und bemerkt dabei sofort ihren eigenen Fehler. "Karl Georg. Das ist der einzige Vorname, den Sie nicht haben", begrüßt sie den Freiherrn flapsig. "Gehört tatsächlich nicht dazu", sagt zu Guttenberg ruhig. Dass seine vielen Vornamen ihm auch schon Probleme gemacht haben, etwa beim Umzug in die USA lässt er unerwähnt. "Franz Maria irgendwas", murmelt Maischberger und fragt nach Söder. "Ich fand die Diskussion gerade ganz lustig. Angesichts der Reisetätigkeit der letzten Wochen könnte ich mir vorstellen, dass er Außenminister sein will oder Bundesbeauftragter für Instagram-Fragen", lacht der Ex-Verteidigungsminister.

"Das können Sie ihm nun zurückgeben." Moderatorin regt zu Guttenberg zum Sticheln gegen Söder an.

Maischberger zeigt ihm einen kurzen Clip seines früheren Rivalen Markus Söder, der ihm "alles Gute außerhalb der Politik wünscht." "Das können Sie ihm nun zurückgeben. Wünschen Sie ihm "Alles Gute außerhalb der Politik" "Wenn er mich unterstützen will, muss er einfach nur mein Buch kaufen", antwortet der Adelige trocken und legt damit nach, dass er Merz als Kanzlerkandidaten sieht.

Dann folgt etwas Außenpolitik: Donald Trump sieht Guttenberg als Spalter, der sich als Friedensbringer inszeniert, Biden die Schuld an allem zuschiebt und "in Deal-Strukturen" denkt. Trump könne besonders für die Ukraine verheerend werden, so Guttenberg. Falls er sich aus der Nato zurückzieht "sehe ich schwarz bei den aktuellen Kassenlagen", erklärt Guttenberg. Angesichts des Nahost-Konflikts und Taiwan warnt der frühere Verteidigungsminister: "Kriege können sich ausweiten, insbesondere die, die wir gerade haben."

"War fast ein Apokalyptiker": Zu Guttenberg redet über Probleme mit seinem Vater

"Ich bin in meinem Leben ein Optimist geworden, aber ich mach mir schon sehr viel Sorgen", erzählt Guttenberg mit Blick auf die Konflikte, KI und moderne Waffen "Das sind Dinge, die entziehen sich der menschlichen Kontrolle. Oder zumindest dem, was wir bis jetzt denken können." Sandra Maischberger spricht den Klima-Aktivismus seines verstorbenen Vaters Enoch zu Guttenberg an und spielt ein kurzes Zitat ein, in dem der berühmte Dirigent von "einem qualvollen Dahinsiechen dieser Art (Anmerkung der Redaktion: "Der Menschheit") spricht. Karl-Theodor zu Guttenberg verzieht keine Mine: "Mein Vater war fast schon ein Apokalyptiker. Das hab ich ihm auch mal gesagt. Da hat es dann geknistert zwischen uns. Wo wir uns sehr gemocht haben", meint er ironisch.

"Habe viel zu spät erkannt, dass das bei mir vorhanden ist": Depressionen liegen bei zu Guttenberg in der Familie

Sein Vater habe wie viele Künstler Depressionen gehabt. Er selbst habe lange gebraucht, um sich einzugestehen, dass er auch welche habe: "Habe viel zu spät erkannt, dass das bei mir sowas vorhanden ist" Bei ihm sei eine Post-Traumatische-Belastungsstörung nach seinem Rücktritt festgestellt worden. Zu Guttenberg behauptet, die Symptome zum ersten Mal gespürt zu haben, als er immer von Soldaten umgeben war. Deswegen habe er sich besonders schlecht gefühlt und alles verdrängt: "Wenn ich  das früher gewusst hätte, wäre ich eher gegangen. Vielleicht mit weniger Trubel."

In die Politik zurück möchte er auf keinen Fall: "Dann müsste ich demnächst hier mit Herrn Kubicki sitzen und darauf verzichte ich!" "Oder mit Herrn Söder!" "Darauf verzichtet er", antwortet zu Guttenberg mit einem gequälten Lächeln.

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Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • zOTTEL am 24.04.2024 22:37 Uhr / Bewertung:

    Frau Maischberger kann wohl nicht ertragen, dass Herr Söder in Lebensleistung weit an Ihr vorbei zieht...

  • Bongo am 23.04.2024 18:13 Uhr / Bewertung:

    Über Leute herziehen, die nicht da sind und sich nicht wehren können, ist primitivstes Stammtischniveau. Darauf sollte sich Frau Maischberger und ihre Gäste wahrlich nichts einbilden!

  • Bongo am 23.04.2024 18:03 Uhr / Bewertung:

    Es gibt sicher auch Menschen die von Maischberger „angewidert“ sind. Ist das der AZ auch eine Schlagzeile wert?