„Ich musste helfen, den Guttenberg abzusägen“: Plagiats-Jäger verrät, wie er CSU-Mann schnappte
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„Ich muss helfen, den Guttenberg abzusägen“: Plagiats-Jäger verrät, wie er ihn schnappte

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Karl-Theodor zu Guttenberg.
Karl-Theodor zu Guttenberg. © dpa / Lukas Schulze

Karl-Theodor zu Guttenberg wurde als kommender Kanzler gehandelt, doch seine politische Karriere endete jäh. Auf die Schliche kam ihm Martin Heidingsfelder - der mittlerweile in Vollzeit Plagiate jagt.

München - Sein prominentester Fall war der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, doch damit gibt sich Martin Heidingsfelder lange nicht zufrieden. Aktuell gräbt er sich durch wissenschaftliche Arbeiten von Richtern, VW-Managern oder hochrangigen Politikern wie Familienministerin Franziska Giffey. Dem Portal Business Insider gewährte der Gründer der Plattform „Vroniplag Wiki“ Einblicke in seine Arbeit.

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So lief Heidingsfelders Recherche an Guttenbergs Arbeit:

Für die Recherche an Guttenbergs Arbeit geht Heidingsfelder aufs Ganze. Schon die Überführung von Veronica Saß, der Tochter von Edmund Stoiber, ist für ihn und seine Mitstreiter ein Erfolg, doch Guttenberg, der als kommender Kanzler gehandelt wird, ist sein erster wirklich „dicker Fisch“. Dabei sollte er eigentlich einen Businessplan für den Automobilzulieferer Scheffler erstellen. Er bricht diesen Auftrag jedoch ab mit der Begründung: „Ich muss erstmal helfen, den Guttenberg abzusägen.“

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„Ich war hoch motiviert, habe Tag und Nacht vor dem Rechner gesessen“, sagt der Nürnberger. Zig Zuschriften von Informanten bekommt er. Das Werk, das Guttenberg letztlich zum Verhängnis wird: „Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ von Udo Sautter.

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Guttenbergs Doktorarbeit: „Ab Seite 39 riecht es nach Plagiat“

Heidingsfelder erinnert sich: „Es hieß: Ab Seite 39 riecht es nach Plagiat. Ich schlage durch Zufall Seite 38 auf und lese: 'Geburtswehen'. Ich habe 45 Sekunden gebraucht, um mein erstes Zitat zu finden.“ Der Rest ist Geschichte. Guttenberg hat Plagiat im großen Stil betrieben, seine politische Karriere geht abrupt zu Ende.

Die Betreiber von „VroniPlag“ haben Blut geleckt und finden schnell weitere prominente Persönlichkeiten, die bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten unehrlich waren: Zum Beispiel die frühere Bildungsministerin Annette Schavan, die ehemalige Europa-Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin, sowie Georgios Chatzimarkakis von der FDP. Über ihn sagt Heidingsfelder: „Den habe ich total aufs Kreuz gelegt.“ 204 Plagiatsfälle haben Heidingsfelder und seine Kollegen bis jetzt enthüllt. Laut eigener Aussage ist er der einzige hauptamtliche Plagiatsjäger, der von seiner Arbeit leben kann.

Video: Guttenbergs Fall hat den Stein um Plagiate ins Rollen gebracht

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Guttenberg und Co.: „Das ist mein Fressen“

Mehr noch: Mittlerweile koste es viel Geld, ihn für seine Dienste zu engagieren. „Politiker mache ich zum Sonderpreis“, sagt er. „Aber da muss Geld fließen. Für alles andere habe ich keine Zeit.“ Ständig erhalte er Tipps über weitere prominente Fälle, wie die Doktorarbeit eines Fraktionsvorsitzenden einer im Bundestag vertretenen Partei. Er habe noch sehr viele Namen auf seiner Festplatte: Richter, Staatsanwälte, Notare, Professoren, Top-Manager. Heidingsfelders Credo: Wenn er will, kriegt er sie alle. „Ein Adler, der über die Alpen fliegt, sucht nach Bewegung, weil er fressen will“, sagt er. „So suche ich nach Plagiaten. Darauf habe ich meine Sinne trainiert. Das ist mein Fressen.“

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Mittlerweile kommen auch viele zu ihm, die eben erst ihre Dissertation schreiben - um später nicht Gefahr zu laufen, durch Schlampigkeit ihre Karrieren zu riskieren, und so wie Guttenberg zu enden.

Plagiatsjäger Heidingsfelder
Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder. © picture alliance / dpa / Daniel Karmann

Plagiats-Jäger Heidingsfelder erhält Drohungen

„Mir geht es nicht darum, jemanden Großes zu enttarnen“, sagt Heidingsfelder. „Mein Ziel ist, die Wissenschaft auf ein vernünftiges Maß an Redlichkeit zurückführen.“

Mit seiner Arbeit verschafft er sich auch Feinde. Seine Frau spricht von Drohungen, die ihr Mann erhalte. „Es ist gefährlich, aber er tut das Richtige.“ Heidingsfelder jedoch gehe es nach eigener Aussage nur um die Gerechtigkeit. Er sagt: „Ich bin völlig angstbefreit. An dem Tag, an dem ich Angst verspüre, höre ich sofort auf.“ Bis dahin müssen wohl noch einige große Namen um ihre Karrieren fürchten.

In der aktuellen Folge „Hart aber fair“ drehte sich alles um die Hitzewellen in Deutschland und die Folgen des Klimawandels für die Bundesrepublik. Dabei geriet ARD-Moderator Plasberg heftig mit der CDU-Agrarministerin Klöckner aneinander

Karl-Theodor zu Guttenberg meldet sich derzeit mit Kritik an Kanzlerin Angela Merkel zurück - er wirft ihr zu drastische Sparmaßnahmen bei der Bundeswehr vor. 

*fr.de ist Teil der Ippen-Digital-Zentralredaktion

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