LeMO Biografie Karl Carstens
  • Porträtfoto von Bundestagspräsident Karl Carstens auf dem 26. Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen 1978.

    Porträtfoto von Bundestagspräsident Karl Carstens auf dem 26. Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen 1978.

    Bildnachweis: Bundesarchiv; Presse- und Informationsamt der Bundesregierung B 145 Bild-F054633-0020

Karl Carstens 1914 - 1992

Karl Carstens ist von 1979 bis 1984 der fünfte Bundepräsident der Bundesrepublik Deutschland. Der Jurist und CDU-Politiker profiliert sich ab 1972 im Deutschen Bundestag als scharfer Gegner der „Neuen Ostpolitik“. Als Bundespräsident ist Carstens um Neutralität und Überparteilichkeit bemüht. Volksnähe zeigt er mit ausgedehnten Wanderungen, durch die er auch als „Wanderpräsident“ bezeichnet wird, und mit regelmäßigen Jugendtreffen in der Villa Hammerschmidt.

  • 1914

    14. Dezember: Karl Carstens wird als Sohn eines protestantischen Studienrates in Bremen geboren. Der Vater fällt bei Beginn des Ersten Weltkrieges noch vor der Geburt des Sohnes.

  • 1933

    Nach dem Abitur beginnt Carstens ein Studium der Rechtswissenschaften und der politischen Wissenschaften an den Universitäten Frankfurt/Main, Dijon/Frankreich, München, Königsberg und Hamburg.

  • 1936-1939

    Carstens absolviert die Erste (1936) und Zweite (1939) juristische Staatsprüfung sowie 1937/38 seine Promotion zum Dr. jur. mit dem Thema "Der gutgläubige Erwerb von Pfandrechten an Grundstücksrechten" in Hamburg.

  • 1939-1945

    Kriegsdienst bei der Flakartillerie im Zweiten Weltkrieg.

  • 1940

    Dem Aufnahmeantrag in die NSDAP, den er als Referendar auf Veranlassung des Landgerichtspräsidenten und unter Androhung beruflicher Nachteile gestellt hatte, wird stattgegeben. Einer aktiven Mitgliedschaft in der Partei geht Carstens nicht nach.

  • 1944

    Heirat mit Veronika Prior, einer Rotkreuzschwester im Lazarettdienst. Veronika Carstens studiert ab 1956 Medizin und wird später Fachärztin für innere Medizin.

  • 1945

    Eintritt in eine renommierte Anwalts-Sozietät in Bremen.

  • 1946-1958

    Diakon an der St.-Petri-Domkirche in Bremen.

  • 1948/1949

    Mit einem Jahresstipendium studiert Carstens an der amerikanischen Yale-Universität in New Haven/Connecticut. Er erwirbt 1949 den Grad eines Master of Law.

  • 1949-1954

    Rechtsberater des Bremer Senats und Bevollmächtigter Bremens beim Bund.

  • ab 1950

    Carstens lehrt an der Universität Köln.

  • 1952

    Habilitation an der Universität Köln. Als Privatdozent hält er Vorlesungen über Staatsrecht und Völkerrecht.

  • 1954

    Veröffentlichung der Habilitationsschrift "Grundgedanken der amerikanischen Verfassung und ihre Verwirklichung".

  • 1954-1966

    Tätigkeit im Auswärtigen Dienst.

  • 1954/55

    Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland beim Europarat in Straßburg.

  • 1955

    Aufgrund seiner Beschäftigung mit Europafragen wird Carstens als Experte für Europafragen ins Auswärtige Amt nach Bonn berufen.

    Eintritt in die Christlich Demokratische Union (CDU).

  • 1956

    Veröffentlichung der Schrift "Das Recht des Europarates".

  • 1958-1960

    Stellvertretender Leiter und kurz darauf Leiter der politischen Abteilung West I Europa im Auswärtigen Amt.

  • 1960

    Juli: Carstens wird Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Berufung zum Professor für Staats und Völkerrecht an der Universität Köln.

  • 1961

    Juli: Ernennung zum ständigen Vertreter des Bundesaußenministers Heinrich von Brentano (1904-1964, CDU) und dessen Nachfolger Gerhard Schröder (1910-1989, CDU).

  • 1967

    Nach Bildung der Großen Koalition wird Bundesaußenminister Gerhard Schröder neuer Bundesverteidigungsminister. Carstens folgt ihm und wird Staatssekretär im Verteidigungsministerium.

  • 1968/69

    Chef des Bundeskanzleramtes bei Kurt Georg Kiesinger und Staatssekretär der Bundesregierung.

  • 1969

    Mit Bildung der sozialliberalen Koalition scheidet Carstens aus dem Staatsdienst aus.

  • 1970-1972

    Leiter des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn.

  • 1971

    Veröffentlichung der Schrift "Politische Führung - Erfahrungen im Dienst der Bundesregierung".

  • 1972-1979

    Mitglied des Bundestages für die CDU.

  • 1973

    Februar: Als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag erregt Carstens mit seiner ersten Rede in der Debatte um den Grundlagenvertrag Aufsehen.

    Mai: Nach dem Rücktritt von Rainer Barzel aufgrund der Abstimmungsniederlage im Zusammenhang mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur UNO wird Carstens neuer Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag (bis 1976).

  • 1976

    Nach dem knappen Wahlsieg der sozial-liberalen Koalition bei den Bundestagswahlen wird Carstens im Dezember zum neuen Bundestagspräsidenten gewählt.

  • 1979

    Januar: Die CDU/CSU-Fraktion schlägt Carstens gegen starken Widerstand der SPD und FDP für das Amt des Bundespräsidenten vor. In Pressekampagnen wird Carstens seine frühere NSDAP-Mitgliedschaft vorgeworfen.

    23. Mai: Wahl zum fünften Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Carstens stellt sich in seinen Reden als Fürsprecher von Leistungswillen, Einsatzwillen und Pflichtbewusstsein dar. Er bemüht sich um strenge Objektivität und beweist bei vielen Gelegenheiten Würde, Stil und politische Sensibilität. Er sucht verstärkt den Dialog zur Jugend und führt die großen Jugendtreffen in der Villa Hammerschmidt ein.

  • 1980

    Staatsbesuche in Irland und Portugal.

  • 1981

    Januar: Bei der nationalen Auftaktveranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle eröffnet Bundespräsident Carstens das "Jahr der Behinderten".

    Staatsreisen nach Indien, Spanien, Rumänien sowie zur EG und zur Vertretung der NATO in Brüssel, wo er sich gegen eine einseitige Abrüstung ausspricht.

  • 1982

    Januar: Etwa 2.000 Menschen begleiten Bundespräsident Carstens auf seiner Wanderung in einem Waldgebiet zwischen Hattingen und Essen. Seit Beginn seiner Amtszeit 1979 hat Carstens die Bundesrepublik bereits von der Ostsee bis zu den Alpen zu Fuß durchquert.

    Staatsreisen führen Carstens nach Jamaika, in die Schweiz, in die Volksrepublik China sowie nach Italien, wo er unter anderem mit Papst Johannes Paul II. zusammentrifft.

    Im November nimmt er an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew (geb. 1906) teil und trifft dort auch mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zusammen.

    Gründung der Karl und Veronica Carstens-Stiftung mit dem Ziel der Förderung der Wissenschaft und Forschung von Naturheilkunde und Homöopathie.

  • 1983

    7. Januar: Als Bundespräsident verfügt Carstens die Auflösung des Bundestages und setzt Neuwahlen an, nachdem die Regierung Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum der CDU/CSU und der FDP abgelöst wird. Carstens rechtlich nicht unumstrittene Entscheidung wird im Februar 1983 vom Bundesverfassungsgericht bestätigt.

    Carstens besucht als erster deutscher Bundespräsident Jugoslawien. Im gleichen Jahr nutzt er einen Besuch in den USA zu Reden vor dem amerikanischen Kongress und vor der UN-Vollversammlung.

    Herausgeber der Anthologie "Deutsche Gedichte".

  • 1984

    Februar: Sein letzter Staatsbesuch führt ihn nach Indonesien.

    23. Mai: Wahl von Richard von Weizsäcker zu seinem Nachfolger als Bundespräsident. Unter Hinweis auf sein Alter hatte sich Carstens schon früh gegen eine zweite Amtsperiode ausgesprochen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt hält sich Carstens aus politischen Aktivitäten heraus.

    Auszeichnung mit dem Karlspreis der Stadt Aachen und der Ehrenbürgerwürde der Städte Bonn und West-Berlin sowie der Universität Köln.

  • 1986

    Juli: Wahl zum Vorsitzenden des "Rates der Älteren" in der CDU.

  • 1987

    Auszeichnung mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis und der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft.

  • 1990

    Verleihung der Goldmedaille der Fondation Jean Monnet pour l'Europe.

  • 1991

    Auszeichnung mit dem Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

  • 1992

    30. Mai: Karl Carstens stirbt im Alter von 77 Jahren in Meckenheim bei Bonn.

  • 1993

    Veröffentlichung der autobiographischen Schrift "Erinnerungen und Erfahrungen".

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 25.05.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Karl Carstens, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/karl-carstens.html
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