Kai Diekmann: Wladimir Putin hat Deutsch gesprochen und das Wort „Krieg“ benutzt

Kai Diekmann: Wladimir Putin hat Deutsch gesprochen und das Wort „Krieg“ benutzt

Der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, war mit Österreichs Bundeskanzler in Moskau. Seine Erinnerungen schildert er der Berliner Zeitung.

Kai Diekmann
Kai DiekmannBenjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist Kai Diekmann, ehemaliger Chefredakteur der Bild-Zeitung, nach Moskau gereist. Er hat die Delegation von Karl Nehammer begleitet, Österreichs Bundeskanzler. In einem aktuellen Interview mit der Berliner Zeitung schildert Diekmann, was er auf der Reise im April 2022 erlebt hat.

Er sagt im Interview: „Ich bin zuletzt 2022 Moskau gewesen, weil ich den österreichischen Bundeskanzler auf seiner Reise zu Putin begleitet habe. Das war im April 2022. Sechs Wochen nach Kriegsbeginn. Es war ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Putin und Nehammer verabredet. Das Gespräch war lang und ging über eine Stunde. Damals gab es ja viele Spekulationen, dass Putin angeblich nicht Herr der Lage sei, dass er nicht über die richtigen Informationen verfüge. Die Massaker in Butscha waren gerade mal vier Tage her, Nehammer war unmittelbar vor seiner Reise auch dort vor Ort gewesen. Insofern war das Gespräch doppelt wertvoll: Zum einen hat Putin jemanden erlebt, der ihm ins Gesicht sagt, was der Westen von seiner Militäraktion hält. Putin hat übrigens auf Deutsch gesprochen und auch das Wort ‚Krieg‘ benutzt und nicht ‚Sonderoperation‘. Zum anderen hat sich anschließend die ganze Welt für Nehammers persönlichen Eindruck von Putin interessiert: Ist er wirklich gesund? Weiß er genau, was passiert?“

In dem Gespräch, das Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur der Berliner Zeitung, geführt hat, erinnert sich Diekmann an die verschiedenen Gespräche mit Wladimir Putin und seine schrittweise Radikalisierung und Entwicklung zum Kriegsverbrecher. Diekmann schlägt auch leise Töne an. Auf die Frage, wie der Krieg enden könnte, sagt der Journalist: „Ich habe keine Ahnung. Ich würde mir nur wünschen, dass wir im gleichem Maße, wie wir jetzt über die letzten 15 Monate zu Militärexperten und Generälen gereift sind, auch irgendwann mal anfangen, nachzudenken: ‚Wie könnte denn ein Frieden aussehen?‘ Diese öffentliche Debatte vermisse ich.“

Das vollständige Interview lesen Sie auf den Online-Seiten der Berliner Zeitung und in der Wochenendausgabe vom 12./13. Mai 2023.