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Medienbericht: Machtmissbrauch verschleiert: Schwere Vorwürfe gegen Axel Springer in Reichelt-Affäre
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Der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt.
imago images/Jörg Schüler Julian Reichelt: Der Axel-Springer-Verlag kündigte ihm im Oktober 2021 als Bild-Chefredakteur.

Die „Financial Times“ hat in der Missbrauchsaffäre um den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt tiefer recherchiert. Das Ergebnis: Der Axel-Springer-Vorstand soll für Reichelt belastende Details des Untersuchungsberichts verschwiegen haben. Zudem soll der Vorstand laut FT schon lange über Reichelts angebliche Fehltritte informiert gewesen sein.

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Das Interesse in den USA und Großbritannien an Axel Springer ist groß. Der deutsche Verlag ist mit dem Kauf der US-Tageszeitung „Politico“ für fast eine Milliarde Dollar zu einem bedeutenden Player auf dem US-Medienmarkt geworden. So interessierten sich die angelsächsischen Medien auch besonders für die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt wegen Fehlverhaltens gegenüber Mitarbeiterinnen.

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Wie die britische „Financial Times" am Dienstag nun berichtet, soll der Springer-Vorstand versucht haben, die Affären und Annäherungsversuche des früheren Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt am Arbeitsplatz zu verschleiern.

Eine externe Untersuchung durch die Anwaltskanzlei Freshfields im Auftrag von Axel Springer ergab im März 2021, dass der Bild-Chefredakteur Julian Reichelt seine Macht missbraucht hatte, indem er junge Frauen, mit denen er eine sexuelle Beziehung hatte, beförderte oder degradierte.

In der Folge wurde Reichelt freigestellt. Dennoch durfte Reichelt dann wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Wie die FT berichtet, soll Axel Springer im März die schwerwiegenden Ergebnisse des Freshfields-Berichts gegenüber der Öffentlichkeit und den Mitarbeitern unterschlagen haben.

Freshfields-Ermittler: „Schwerwiegendes Fehlverhalten von Führungskräften“

Axel Springer rechtfertigte die Wiedereinsetzung Reichelts damals in einer Pressemitteilung: „Entgegen der in einigen Medien kolportierten Darstellung gab es keine Vorwürfe und auch im Untersuchungsverfahren keine Anhaltspunkte für sexuelle Belästigung oder Nötigung. Julian Reichelt hat die Vermischung von beruflichen und privaten Beziehungen eingeräumt, die oben genannten Vorwürfe jedoch bestritten und dies auch eidesstattlich versichert.“

Am 17. Oktober 2021 wurde dann eine Abschrift aus den Akten der Ermittler in einem Artikel der „New York Times“ zitiert. Darin wurde beschrieben, angeblich sei eine Mitarbeiterin von Reichelt unerwartet befördert und zum Sex in Hotelzimmern eingeladen worden. Am 18. Oktober wurde Reichelt dann entlassen.

Nun heißt es in dem FT-Bericht, dass Axel Springer nicht nur für Reichelt belastende Details verschwiegen haben soll. Mehrere Beteiligte sagten der FT auch, Axel Springer habe bereits vor der Beauftragung von Freshfields von den schwerwiegendsten Vorwürfen gegen Reichelt gewusst.

In den Monaten nach Reichelts Rückkehr an den Arbeitsplatz legte Axel Springer die Ergebnisse der Freshfields-Untersuchung laut FT nur selektiv gegenüber Mitarbeitern und der Öffentlichkeit offen. In einer Pressemitteilung war von „Fehlern“ die Rede, in einer anderen nur von einer einzigen „nachgewiesenen und zugegebenen“ früheren Beziehung.

Aber die Freshfields-Ermittler waren laut FT tatsächlich zu dem Schluss gekommen, dass es ein „schwerwiegendes Fehlverhalten von Führungskräften“ gegeben habe, da Reichelt aktuelle oder ehemalige Geliebte, die ihm unterstellt waren, begünstigt habe, so zitiert die FT eine Person, die die Angelegenheit aus erster Hand kenne. Und die Zusammenfassung von Axel Springer habe die Feststellung von Freshfields weggelassen, dass es mehrere zusätzliche Beziehungen gegeben habe, die Reichelt nicht zugegeben habe, darunter eine, die noch andauere.

Mathias Döpfner und Friede Springer
dpa/Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa Anteilseigner von Axel Springer SE: Mathias Döpfner und Friede Springer
Die FT hat im Rahmen ihrer Recherchen nach eigener Angabe mit mehr als 30 Personen gesprochen, darunter Dutzende von ausführlichen Interviews mit ehemaligen Bild-Mitarbeitern und Auftragnehmern, von denen einige eigenen Angaben zufolge sexuelle Beziehungen mit Reichelt hatten.

Unter den Gesprächspartnern sollen auch mehrere Personen gewesen sein, die den Freshfields-Bericht gelesen haben oder über seinen Inhalt informiert waren, sowie – mit Zustimmung von Axel Springer –ein Mitautor des Freshfield-Berichts.

Axel-Springer-Vorstand wusste laut FT-Recherche schon lange Bescheid

„Der Freshfields-Bericht hat die festgestellten Probleme klar und unvoreingenommen gegenüber den Interessen der in die Angelegenheit involvierten Personen angesprochen“, so die Kanzlei in einer Erklärung gegenüber der FT.

Und nicht nur das: Laut FT-Recherchen soll der Vorstand von Reichelts Verhalten seit Jahren gewusst haben. Doch Axel Springer sagte gegenüber der FT: „Vielleicht war es ein offenes Geheimnis in der Redaktion, aber die Vorstandsmitglieder hatten sicher keine Ahnung.“

Aber zwischen 2019 und 2020 sollen mindestens fünf leitende Redakteure gegenüber dem Vorstandsmitglied Stephanie Caspar, die damals für den Nachrichtenbereich der Gruppe zuständig war, Bedenken über Reichelts Mobbingverhalten und seine beleidigende Sprache geäußert haben.

Vorstandsmitglied Caspar bestritt ihrerseits, vor Februar 2021 jemals von unangemessenem romantischem oder sexuellem Verhalten Reichelts gehört zu haben, und erklärte, sie habe lediglich von mehreren Beschwerden über Reichelts ruppigen Führungsstil und seine „Boys' Club“-Mentalität Kenntnis gehabt.

Versorgte Vorstandschef Mathias Döpfner Reichelt mit vertraulichen Details?

Im Zuge der Ermittlungen tauschte Döpfner Informationen mit Reichelt aus. In einem Interview mit der „Zeit“ sagte Reichelt im Dezember sogar, Döpfner habe ihm den gesamten Freshfields-Bericht vorgelesen.

Axel Springer bestritt jedoch diese Aussage: „Julian Reichelt wurde, auch durch einige Zitate, über die Ergebnisse des Freshfields-Berichts informiert. Er hat den Bericht nicht erhalten und er wurde ihm auch nicht vorgelesen.“

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Die FT hat jedoch nach eigenen Angaben Hinweise überprüft, die darauf hindeuten, dass Reichelt während der Untersuchung Updates erhielt, die es ihm ermöglichten, viele der Zeuginnen zu identifizieren. Entsprechend enttäuscht sind nun offenbar einige der betroffenen Frauen:

„Mir wurde versprochen, dass ich diesen Männern vertrauen kann“, sagte eine der Frauen über ihren Anwalt der FT. „Ich habe das Gefühl, dass sie mich in Gefahr gebracht haben, um Julian – und sich selbst – zu verteidigen.“

„Sie ignorieren uns, schon wieder“

„Die Tatsache, dass diese Springer-Führungskräfte dies als eine politische Verschwörung ansehen, die von Männern gesteuert wird, ist das ganze Problem“, sagt eine Frau der FT, die sich über Reichelt beschwerte.

Seit der Absetzung Reichelts haben viele der betroffenen Frauen nicht das Gefühl, dass sie ihren Kampf gewonnen haben. Sie argumentieren, dass sich das Unternehmen noch immer nicht vollständig für die Geschehnisse und seine eigene Rolle entschuldigt hat.

Axel Springer habe sich nicht verändert, so eine der Frauen, die bei Freshfields ausgesagt hat, gegenüber der FT: „Sie ignorieren uns, schon wieder.“

Springer ließ nach der FT-Veröffentlichung mitteilen: „Der Artikel zeichnet ein irreführendes Bild der Compliance-Untersuchung, der daraus gezogenen Konsequenzen, des gesamten Unternehmens und seiner Führung.“

matt
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