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ICONIST AC/DC brechen Rekorde

Die größte Rockband der Welt von A bis Z

Redakteur Titelthema Welt am Sonntag
High Voltage Rock‘n‘Roll: Sänger Brian Johnson und Gitarrist Angus Young mit AC/DC Anfang der 90er High Voltage Rock‘n‘Roll: Sänger Brian Johnson und Gitarrist Angus Young mit AC/DC Anfang der 90er
High Voltage Rock'n'Roll: Sänger Brian Johnson und Gitarrist Angus Young mit AC/DC Anfang der 90er
Quelle: Getty Images/Hulton Archive/Steve Rapport
AC/DC gehen wieder auf Europa-Tour, dafür verkauften sie 1,5 Millionen Tickets an einem Tag – ein neuer Rekord. Was Sie bisher vielleicht noch nicht über Angus Young und seine unverwüstliche Rockband wussten – von A wie Außenseiter über S wie Striptease bis Z wie Frank Zappa.

Er ist einer der letzten seiner Art: Gitarrengott und Rampensau, vor allem aber ein großer Minimalist mit einer profunden Liebe für den Blues – und ja, auch für die Klassik. Angus Young, 69, in Glasgow geboren, wanderte 1963 mit seinen Eltern und sieben Geschwistern nach Australien aus. Dort gründete er mit seinem Bruder Malcolm 1973 AC/DC, eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Es war der Beginn einer Weltkarriere mit 200 Millionen verkaufter Alben, Hits wie „Highway To Hell“, „Back In Black“ oder „You Shook Me All Night Long“, die auch Leute mitgrölen können, die dem Hardrock eher nicht zugetan sind.

Angus Young lebt einen Teil des Jahres bei seiner niederländischen Ehefrau in einem Städtchen nahe der deutschen Grenze. In der aktuellen AC/DC-Besetzung ist er mittlerweile der Einzige, der aus den Anfängen noch dabei ist. Sein Bruder Malcolm starb 2017 an den Folgen einer Demenzerkrankung, Sänger Bon Scott war am 19. Februar 1980 nach einer durchzechten Nacht auf dem Rücksitz eines Autos tot aufgefunden worden. Als offizielle Todesursache wurde akute Alkoholvergiftung angegeben.

Sein Nachfolger Brian Johnson musste 2016 aus einer laufenden AC/DC-Tournee aussteigen, nachdem ihn Ärzte gewarnt hatten, er würde sonst sein Gehör verlieren. Bei den restlichen Konzerten wurde er von Axl Rose ersetzt, dank neuer Gehörhilfen, kann der 76-jährige Johnson wieder auf der Bühne stehen. Ab 17. Mai beginnt in Gelsenkirchen die Europa-Tournee von AC/DC. Bis zum 4. August geben sie in acht Städten in Deutschland und Österreich zwölf Konzerte. Resttickets gibt es nur noch für die Zusatz-Konzerte in Gelsenkirchen (21. Mai), Dresden (19. Juni) sowie Wien (26. Juni).

Unser Autor Martin Scholz hat Angus Young in den vergangenen 30 Jahren mehrere Male interviewt und aus den Gesprächen ein Porträt in dessen eigenen Worten zusammengestellt: Der Gitarren-Derwisch von A bis Z, so wie man ihn bisher nicht kannte.

A wir Außenseiter

„Zu meiner Zeit konnte man die Schule offiziell nach 14 Jahren und neun Monaten verlassen. Und das fiel mir nicht schwer. Mein Klassenlehrer hat mich auf seine Art dazu ermuntert. Er nannte mich gern ein ‚nutzloses Subjekt‘. Er sagte mir auch, welchen Wert ich seiner Ansicht nach für die Gesellschaft hatte – nämlich gar keinen. Ich bin in einem Arbeiterviertel aufgewachsen. Die Auswahl der Schulen war sehr begrenzt. Um sich für die höheren Schulen zu qualifizieren, brauchte man Geld, das meine Eltern nicht hatten.“

B wie Bisexualität

„Dass AC/DC auch ein englischer Slang-Ausdruck für Bisexualität war, wussten wir anfangs nicht. Doch seit es unsere Band gibt, hat sich diese Bedeutung geändert. Als wir noch unbekannt waren, gab es vereinzelt Missverständnisse. Da riefen schon mal Leute an, die unsere Anzeige gelesen hatten und uns für Auftritte buchten, zu denen nur parfümierte Schi­cki­mi­ckis kamen.“

C wie Cancel Culture

„Wir sind, wer wir sind, und wir machen, was wir am besten können. Alle Künstler hoffen auf die Freiheit des Worts, des Ausdrucks – da kann ich mich nicht hinstellen und jemanden für etwas verdammen, was er früher geschrieben hat. Manche Menschen lügen sich vor, sie könnten bestimmten Werken ihre Geschichte nehmen und gut wär’s. Aber wenn man den Dingen ihre Geschichte nimmt, wird das, was dabei herauskommt, bestimmt nicht besser. Man vergeudet nur Zeit damit, die Vergangenheit umzuschreiben. Aber sie bleibt ja doch, und ich finde es richtig, wenn die Menschen um sie wissen. Wenn sie dich canceln wollen, dann werden sie’s ohnehin tun. Wir sind schon so oft gecancelt worden, dass ich denke: Was soll’s?“

Ein Gespräch über Cancel Culture und die Grenzen des Humors

D wie Drogen

„Unser früherer Sänger Bon Scott sagte uns immer: ‚Alles, was ich mache, lasst ihr schön bleiben. Ich habe Drogen und all das probiert – und es hat mir nicht gutgetan.‘ Das war eine klare Ansage. Meistens haben wir seinen Ratschlag befolgt. Bon hat uns immer eingebläut, auf dem Boden zu bleiben.“

E wie Energie

„Als wir uns damals den Namen AC/DC zulegten, wussten wir nur, dass er ‚Wechselstrom – Gleichstrom‘ bedeutete. Für uns ein Synonym für Kraft und Energie – und obendrein ein Name, den man sich leicht merken konnte. Und er stand am Anfang des Alphabets – das konnte man gar nicht übersehen.“

F wie Feminismus

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„Ein Feminist bin ich ganz sicher nicht. Ich war auch nie Teil der Frauenbewegung. Das dümmste Kritiker-Urteil über AC/DC ist allerdings, wir würden Macho-Musik mit frauenfeindlichen Texten machen. Es kommen sehr viele Frauen zu unseren Konzerten, das sollten man nicht vergessen.“

Zum Postergirl von Punk und Feminismus stilisiert

G wie Geschichte

„In der Schule mochte ich nur Geschichte – ein bisschen zumindest. Weil Geschichte oft spannend war. Da ging es um die Cäsaren in Rom, viele Schlachten, Kriege – das wahre Leben eben. Dinge, die einen Jungen interessierten, der sich seine Zeit mit Spielzeugsoldaten vertrieb. Alle anderen Fächer waren mir egal. Ich habe oft die Schule geschwänzt. Biologie war ganz schlimm. Es interessierte mich nicht, welche Bäume wo wuchsen. Das war bei Weitem nicht so spannend wie von Hannibal zu lesen, der die Alpen überquerte.“

Rock'n'Roll ain't noise polution: AC/DC bei ihrem Comeback-Konzert 2023 in Kalifornien
Rock'n'Roll ain't noise polution: AC/DC bei ihrem Comeback-Konzert 2023 in Kalifornien
Quelle: IMAGO/USA TODAY/Andy Abeyta

H wie Himmel und Hölle

„Die gängigen Vorstellungen vom Himmel sind ja nicht sehr spaßig – singende Engel und ein Gott mit einem Bart wie ein Weihnachtsmann. Das ist nichts für mich. Die Hölle schien mehr eine Party-Atmosphäre zu haben. Bon sagte immer: ,Die Hölle macht mehr Spaß’.“

I wie Identität

„Es gibt Working Class Snobs und High Class Snobs – mit beidem kann ich nichts anfangen. Als Working Class Hero sehe ich mich bestimmt nicht. Ich glaube auch nicht, dass eine Gruppe Menschen in irgendeiner Weise besser oder schlechter ist als eine andere. Wenn wir Menschen mehr als Individuen beurteilen würden, hätten wir vermutlich weniger Probleme auf der Welt.“

J wie Joschka (Fischer)

„Joschka Fischer mag ,Highway To Hell‘? Das spricht für seinen guten Geschmack. Das ist doch ein feines Kompliment des Establishments. Als Musiker fühle ich mich geehrt.“

K wie Körpergröße

„Als ich heranwuchs – und ich bin, wie man sieht, nicht viel gewachsen – habe ich mich nie klein gefühlt. Ich weiß, dass ich kein Riese bin. Nur wenn mich jemand begrüßte mit: ,Na du Zwerg‘, habe ich realisiert, dass ich körperlich klein war. Es hat mir nie viel ausgemacht. Ich hatte keinen Minderwertigkeitskomplex.“

L wie Liebe

„Das Wichtigste an einer guten Ehe ist, dass man dem anderen zuhören kann. Ich weiß, wovon ich rede. Meine Frau hat nämlich jahrelang geklagt: ,Angus, du hörst mir nie zu‘ Ich habe dann immer geantwortet: ,Ich weiß nicht, was du meinst. Ich bin Musiker, ich höre immer zu.‘ Eine Ehe ist ein Geben und Nehmen.“

Wer 2000 Wochen mit einem Menschen verbringen will, braucht drei Dinge

M wie Malerei

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„Ich male alles, Landschaften, manchmal etwas völlig Wildes, dann wieder etwas Schlichtes. Manchmal male ich einfach nur ein Huhn. Das möchte ich dann so real wie möglich zeichnen. An anderen Tagen zeichne ich abstrakt, was mir so durch den Kopf geht. Ich sehe mich nicht als Künstler. Die Malerei ist für mich ein Hobby. Ich habe als Kind damit angefangen und mehr gemalt als Musik gespielt. Ich habe es mir bewahrt, es macht Spaß.“

N wie Niederlande

„In den Niederlanden lebe ich in einem kleinen Städtchen in der Nähe der deutschen Grenze. Dort machen sie nicht viel Aufhebens um mich, dort kann ich ich selbst sein. Das ist ja nicht selbstverständlich, weil viele erwarten, dass ich ständig in meiner Schuluniform herumlaufe.“

O wie oben

„Wir waren nie versessen darauf, den ersten Platz der Charts zu erreichen. Denn wenn du mal oben bist, gibt es von dort nur eine Richtung – ab in den Keller.“

P wie Polarisierung

„Extremisten sind immer gefährlich, egal ob rechts oder links. Aber machen wir uns nichts vor: Bei all dem Gerede um rechte oder linke Flügel entscheiden sich normale Leute doch sowieso am liebsten für Hähnchen-Flügel. AC/DC haben jedenfalls nie Gewalt gepredigt. Wir mögen ,violins‘, nicht ,violence‘. Geigen statt Gewalt.“

Q wie Qualität

„Die Kunst besteht darin, das Komplexe simpel zu machen. Man darf einen Song nicht überproduzieren, das zerstört die Balance. Und einen AC/DC-Song muss man natürlich auf der Bühne spielen können, und zwar mit zwei Gitarristen, einem Schlagzeug, einem Bass und einem, der singt.“

Like Rolling Stone: Angus Young (links) bei einem Auftritt mit seinem Bruder im Geiste Keith Richards 2003 in Toronto
Like Rolling Stone: Angus Young (links) bei einem Auftritt mit seinem Bruder im Geiste Keith Richards 2003 in Toronto
Quelle: KMazur/WireImage/Getty Images

R wie Richards, Keith

„Ich habe immer jemanden wie Keith Richards bewundert, statt sechs Noten oder Akkorden zu spielen, konzentriert er sich oft auf nur eine Note. Wenn man es vereinfacht, macht man den Song noch besser, direkter.“

Ein Porträt des größten Überlebenskünstlers des Rock ’n’ Roll

S wie Striptease

„Mein Striptease auf der Bühne macht mir einfach Spaß. Ich habe damit angefangen, weil ich immer wie verrückt unter diesen Scheinwerfern schwitzte. Anfangs habe ich meine Jacke weggeworfen, weil mir so heiß war – und irgendjemand hat anerkennend gepfiffen. Das hat mich angespornt. ,Wenn ich schon die Jacke ausziehe, kann ich auch gleich eine Show draus machen‘, dachte ich.“

Brian Johnson mit einem halb nackten Angus Young, 1992
Brian Johnson mit einem halb nackten Angus Young, 1992
Quelle: Getty Images/Michael Ochs Archives/Larry Hulst

T wie Tasmanien

„Ich mag Tasmanien, weil die Insel ein bisschen so ist, wie ich – sehr klein. Alle schwärmen immer vom riesigen Australien, Tasmanien aber wird immer vergessen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich als Kind den Wetterbericht sah: Auf der Karte war nur der australische Kontinent abgebildet, aber nie Tasmanien. Und ich habe mich gefragt: ,Was ist denn los mit Tasmanien? Was haben die denn Schlimmes verbrochen, dass man sie von der Landkarte streicht?‘ Nein, das hat Tasmanien nicht verdient.“

U wie Uniform

„Es war die Idee meiner Schwester, dass ich in Schuluniform spielen sollte. Sie riet mir: ,Geh mit der Schuluniform auf die Bühne. Das wird keiner je vergessen.‘ Sie hat recht behalten. Und die Uniform passt mir immer noch. Das freut mich jedes Mal. Ehrlich gesagt, fühle ich in meinen Schuluniformen überhaupt am wohlsten, sie sind ein Teil von mir, wenn ich auf der Bühne stehe.“

V wie Verausgabung

„Auf der Bühne verausgabe ich mich jedes Mal extrem, mit meinem Schweiß aus all den Jahren könnte ich einen kleinen See füllen.“

W wie Wagner, Richard

Wagner war zu seiner Zeit ein Donnergott. Und wenn ich heute ,Donner‘ sage, denkt man an AC/DC. Wir sind jetzt die Donnergötter, wie Wagner einer war. Aber seine Musik hallt bis heute nach. Ich mag den ,Walkürenritt‘ und auch die ,Götterdämmerung‘. Wagner hat mit seiner Musik die Vorstellungskraft angeregt. Er hat aus dem Stoff mehr gemacht als nur Musik. Wenn du bestimmte Dinge ausblendest, stimuliert das die Fantasie der Hörer, die leeren Stellen zu füllen. Wagner hat so gearbeitet. Beethoven hat so gearbeitet. Wagner, Beethoven und Bach machen Spaß. Jeder Musik, die du verstehen kannst, ohne sie krampfhaft analysieren zu müssen, macht Spaß. Im Blues haben das Musiker wie Muddy Waters, John Lee Hooker oder Buddy Guy erreicht, im Rock’n’Roll machten es Chuck Berry oder Keith Richards genauso – du nimmst es, wie es kommt.“

X wie x-fach

„Wir überwinden Grenzen. Wir spielen in den USA, in Südamerika, Europa oder Japan. Sogar die Franzosen, die sehr stolz auf ihre eigene Sprache sind, grölen ,Highway To Hell‘. Das hat sich x-fach bewährt, das ist eine gute Sache.“

Y wie Young, Malcolm

„Mein Bruder Malcolm war sehr kreativ. (Er starb 2017 an den Folgen einer Demenzerkrankung, d. Red.) Er saß schon in seinen frühen Teen-Jahren vor seinem geliebten Tape-Rekorder und schrieb Songs. Jetzt hat mein Neffe Stevie übernommen, aber einer wie Malcolm lässt sich nicht ersetzen. Viele Gitarristen glaubten an gute Technik, sie wollen mit Soli glänzen, aber nur mein Bruder hatte diese einzigartige Gabe: Wenn er hinter mir auf der Bühne stand und seine Akkorde spielte, fühlte sich das an, als ob ein ganzes Orchester hinter mir stünde.“

Z wie Zappa, Frank

„Frank Zappas Sohn Dweezil, selbst ein großartiger Gitarrist, hat uns mal erzählt, dass ihm sein Vater folgendes mit auf den Weg gab: ,Wenn du etwas über Gitarren erfahren willst, dann hör dir Platten von AC/DC an.‘ 1993 hatte Dweezil meinen Bruder Malcolm und mich zu einer Aufnahmesession eines 65-minütigen Songs eingeladen. Er hieß ,What The Hell Was I Thinking‘ – es war eine Würdigung seines Vaters, der zu der Zeit noch lebte. Frank Zappa war ein großartiger Musiker, wir fühlten uns geehrt, dass wir ihn durch unsere Mitarbeit an diesem Projekt würdigen konnten.“

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Mitarbeit: Philip Cassier

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