Strack-Zimmermann bei den Badischen Stahlwerken in Kehl
Dekarbonisierung, hohe Energiepreise und Fachkräftemangel: Die deutsche Stahlbranche steht vor großen Herausforderungen. Um die von der Politik gesteckten ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, muss die Stahlproduktion CO₂-neutral werden. Eine wichtige Voraussetzung haben die Badischen Stahlwerke (BSW) bereits erfüllt: Als Elektrostahlwerk – und dazu noch eines der modernsten und energetisch effizientesten in Europa – erzeugt das Familienunternehmen in Kehl bereits heute
rund 80 Prozent weniger Kohlendioxid pro Tonne produziertem Stahl als klassische Stahlwerke mit Hochofen.
Doch auf dem Weg zur vollständigen Klimaneutralität gibt es noch große Hürden: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht viel zu langsam voran“, so BSW-Geschäftsführer Markus Menges beim Besuch der FDP-Politiker am Montag. „Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, muss die Politik jetzt schnell und entschlossen handeln und die richtigen Rahmenbedingungen für ausreichend grünen Strom und grünen Wasserstoff zu international wettbewerbsfähigen Preisen schaffen.“ Geschäftsführer Andreas Volkert ergänzte: „CO₂-arme, wettbewerbsfähige Energie ist die Basis für eine europäische Stahlerzeugung und damit aller Wertschöpfungsketten."
"Bürokratie abbauen"
Strack-Zimmermann zeigte Verständnis für die Situation der Badischen Stahlwerke: „Wir alle wollen Energiesicherheit und einen effektiven Klimaschutz für Deutschland und Europa. Doch dafür braucht es eine klimaneutrale, verlässliche und kostengünstige Energieversorgung. Damit der Ausbau von Infrastruktur und erneuerbaren Energien schneller gelingt, gilt es, bürokratische Hürden auch auf EU-Ebene abzubauen und so die Weichen für eine weitere Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren zu stellen. Dafür wollen wir von der FDP uns einsetzen.“
Auch der Fachkräftemangel in Deutschland setzt der Stahlbranche zu. Um dem entgegenzutreten, haben die BSW schon vor mehr als zehn Jahren ein grenzüberschreitendes Ausbildungsprogramm ins Leben gerufen. Junge Menschen aus Frankreich können sich bei den BSW zum Verfahrenstechniker aus- oder weiterbilden lassen. Ein wichtiger Baustein der Ausbildung ist neben der Vermittlung von theoretischem und praktischem Fachwissen ein spezieller Deutschunterricht. Ziel ist es, den Azubis nach ihrem Abschluss eine langfristige Perspektive im Unternehmen zu bieten. Aktuell bilden die Badischen Stahlwerke 13 junge Franzosen zu Verfahrenstechnikern aus. „Mit der grenzüberschreitenden Ausbildung haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, berichtete BSW-Geschäftsführer Andreas Volkert beim Gespräch mit Strack-Zimmermann. „Die Azubis aus Frankreich sind hochmotiviert und die meisten von ihnen bleiben nach ihrer Ausbildung als feste Mitarbeiter bei uns im Betrieb.“
Grenzüberschreitende Ausbildung
Auch für Alena Fink-Trauschel, FDP-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Ettlingen, hat das Thema Arbeitskräfte-Mobilität einen hohen Stellenwert: „Es ist wichtig, dass motivierte und leistungsbereite Menschen, die sich mit ihren Fähigkeiten in Europa einbringen wollen, auch die Chance dazu bekommen. Nicht zuletzt in den dualen Ausbildungsberufen müssen wir angesichts des Fachkräftemangels
europäische Perspektiven aufzeigen. Die grenzüberschreitende Ausbildung bei den Badischen Stahlwerken ist in dieser Hinsicht ein Vorzeigeprojekt, das auch anderen Unternehmen als Vorbild dienen kann,“ so die Politikerin.
Zur Sprache kam darüber hinaus eine grenzüberschreitende Kooperation im Bereich Nachhaltigkeit: das deutsch-französische Fernwärmeprojekt Straßburg-Kehl. Ziel ist es, Haushalte in beiden Städten mit Abwärme aus der Stahlproduktion der Badischen Stahlwerke zu versorgen. Derzeit wird ein etwa fünf Kilometer langes Rohrnetz geplant, das unter anderem den Rhein durchqueren soll. „Voraussichtlich ab 2027 können wir dadurch etwa 7.000 Haushalte mit Abwärme aus unserem Werk versorgen. So lassen sich künftig bis zu 20.000 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen“, erklärte Menges.
Strack-Zimmermann zeigte sich beeindruckt: „Das Fernwärmeprojekt beweist eindrucksvoll, dass eine Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg zu Lösungen führen kann, von denen alle Beteiligten profitieren – und nicht zuletzt auch das Klima.“