Johannes Rau gestorben - 20 Minuten

Johannes Rau gestorben

Aktualisiert

Johannes Rau gestorben

Johannes Rau ist tot: Der frühere deutsche Bundespräsident starb nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren.

Sein Nachfolger Horst Köhler würdigte ihn als einen der bedeutendsten Politiker der Nachkriegszeit, als Versöhner und freudigen Christen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem «leuchtenden Vorbild». Für den 7. Februar ist ein Staatsakt für Rau geplant.

Der vormalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident war 1999 zum Bundespräsidenten gewählt worden. Nach Ende seiner Amtszeit 2004 hatte er sich mehreren Operationen unterziehen müssen, von denen er sich nie wieder richtig erholte. Rau hinterlässt seine Frau Christina sowie die gemeinsamen drei Kinder Anna (22 Jahre), Philipp (20) und Laura (19). Wegen seiner Krankheit hatte der SPD-Politiker bereits zur Feier seines 75. Geburtstag am 16. Januar im Berliner Schloss Bellevue nicht mehr kommen können.

Rau hatte die Bundesrepublik mit seinem Motto «Versöhnen statt Spalten» geprägt. Zunächst Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Wuppertal war er von 1978 bis 1998 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. 1987 bewarb er sich für die SPD vergeblich um das Amt des Bundeskanzlers. Ebenso vergeblich unternahm er 1994 einen ersten Anlauf, sich zum Bundespräsidenten wählen zu lassen. Jahrzehntelang spielte er eine führende Rolle in der SPD in Nordrhein-Westfalen und im Bund.

Immer wieder wurde die Gabe des bibelfesten «Bruder Johannes» hervorgehoben, auf Menschen zuzugehen und Konflikte zu glätten. Eine besondere Beziehung verband ihn mit Israel. Unvergessen blieb seine Versöhnungsgeste vor dem israelischen Parlament, als er um Vergebung für die von den Nazis begangenen Gräueltaten bat. Rau galt bis zuletzt als «Bürgerpräsident».

Sein Nachfolger Köhler reagierte bestürzt: «Der Tod von Johannes Rau erfüllt mich mit tiefer Trauer.» Rau sei ein Mann gewesen, der die Welt menschlicher gemacht habe. Auch Kanzlerin Merkel würdigte die überragende Bedeutung Raus für das Land. Rau habe sich als achter Bundespräsident, langjähriger Ministerpräsident, als Mensch und als Politiker um Deutschland verdient gemacht. «Wir verneigen uns in Achtung und Dankbarkeit vor seinem Wirken und seiner politischen Lebensleistung.»

Der SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck betonte den grossen Verlust für die Sozialdemokratie: «Wir haben einen unersetzlichen Freund verloren, der einer der bedeutendsten und beliebtesten Politiker unseres Landes war.» Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte die Bedeutung Raus für das Land Nordrhein-Westfalen. (dapd)

Deine Meinung