Ein Portrait des Christen Johannes Rau | Vorwärts
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Ein Portrait des Christen Johannes Rau

von Die Redaktion · 29. Dezember 2006

Johannes Rau wurde am 16. Januar 1931 in Wuppertal-Barmen als drittes von fünf Kindern in eine stark vom evangelischen Glauben geprägten Familie geboren. Schon während der Schulzeit engagierte er sich in der Bekennenden Kirche. Im Anschluss an seinen Schulbesuch begann er 1949 mit der Ausbildung zum Verlagsbuchhändler und arbeitete als Journalist. Bei einem christlichen Verlag wurde er 1954 Geschäftsführer, 1962 Vorstandsmitglied und schließlich 1965 bis 1967 Direktor.

Die politische Karriere

1952 wurde Johannes Rau wegen seines Engagements für die deutsche Einheit Mitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP), die 1957 aufgelöst wurde.

Gemeinsam mit seinem politischen Mentor, dem späteren Bundespräsidenten und Großvater seiner Ehefrau Christina, Gustav Heinemann, trat er 1957 in die SPD ein. Schon 1958 wurde Rau zum Vorsitzenden der Jungsozialisten in seiner Heimatstadt Wuppertal gewählt.

Weitere Parteiämter folgten schnell: die Berufung in den Vorstand des SPD-Unterbezirkes Wuppertal, 1962 dann eine sechsjährige Amtszeit als stellvertretender Vorsitzender dieses Unterbezirkes. In Wuppertal bekleidete Rau die Funktionen eines Stadtverordneten, des Vorsitzenden der SPD-Fraktion und des Oberbürgermeisters.

Seit 1958 im Düsseldorfer Landtag

1958 zog er erstmalig in den Landtag von Nordrhein-Westfalen ein. Neun Jahre später übernahm Rau den Vorsitz der SPD-Fraktion im Landtag und wurde 1970 als Minister für Wissenschaft und Forschung in das Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn berufen.

1978 Wahl zum Ministerpräsidenten

1977 wurde Rau SPD-Landesvorsitzender von Nordrhein-Westfalen. Schon ein Jahr später, am 20. September 1978, wählte der Landtag ihn zum Regierungschef. Aus den Landtagswahlen der Jahre 1980, 1985, 1990 und schließlich 1995 ging die SPD unter Raus Führung jeweils als stärkste Partei hervor. 1998, nach insgesamt zwanzig Jahren an der Spitze des Bundeslandes, entschloss sich Rau, sowohl als Ministerpräsident als auch als Vorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD zurückzutreten.

Der Weg in die Bundespolitik

1982 wurde Rau Nachfolger von Helmut Schmidt als stellvertretender Vorsitzender der Bundes-SPD. Auf dem SPD-Parteitag in Nürnberg 1986 wurde er zum Kanzlerkandidaten seiner Partei für die Bundestagswahl 1987 gewählt. Bei den Wahlen am 25. Januar 1987 scheiterte er gegen Bundeskanzler Kohl. Nach dieser Wahlniederlage erklärte Rau, er stehe der SPD nicht als Nachfolger von Willy Brandt als Parteivorsitzender zur Verfügung. 1994 war Rau der Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten, unterlag damals jedoch dem Kandidaten der Unionsparteien, Roman Herzog.

Wahl zum Bundespräsidenten

Fünf Jahre später, am 23. Mai 1999, wurde Johannes Rau von der Bundesversammlung in Berlin zum Nachfolger Herzogs in das Amt des Bundespräsidenten gewählt. Am 4. September 2003 gab Rau bekannt, bei der nächsten Wahl am 23. Mai 2004 nicht mehr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Johannes Rau verstarb am 27. Januar 2006 in Berlin im Kreis seiner Familie.

Ehrenämter

Von 1965 bis 1999 gehörte Johannes Rau der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland an und war stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Auch dem Deutschen Evangelischen Kirchentag war Rau eng verbunden; von 1966 bis 1974 war er Mitglied des Präsidiums.

Der Autor und Theologe Uwe Birnstein macht in seinem Buch "Johannes Rau der Versöhner" deutlich, wie die Versöhnung zum Leitmotiv des politischen Handelns während seiner gesamten, fünfzig Jahre andauernden politische Karriere wurde. Rau scheute sich nicht, an die Macht der Versöhnung zu glauben. Sein offener Bezug auf die biblische Botschaft brachte ihm weltweit Anerkennung ein. Die aus dem Glauben gestärkte Hoffnung des bekennenden Protestanten macht ihn für viele Menschen auch nach seinem Tod zu einem glaubwürdigen Vorbild.

Stefan Campen

Uwe Birnstein: Johannes Rau - Der Versöhner. Wichern-Verlag, Berlin 2006. 132 Seiten, kartoniert. 9 Euro. ISBN 3-88981-203-1

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