Gedenken an KZ-Befreiungen | Jüdische Allgemeine

Ravensbrück/Buchenwald/Sachsenhausen

Gedenken an KZ-Befreiungen

Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident Brandenburgs, spricht bei der Zentralen Gedenkveranstaltung anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück. Foto: picture alliance/dpa

Zum 79. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge der Konzentrationslager Ravensbrück, Sachsenhausen und Buchenwald ist mit Gedenkfeiern an die Opfer der NS-Verbrechen erinnert worden. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte am Sonntag bei der Gedenkfeier in Ravensbrück, zehntausenden Menschen, darunter vor allem Frauen und Kindern, sei in dem KZ unendliches Leid zugefügt worden: »Wir können und müssen uns immer wieder gegen das Vergessen stellen.«

Woidke betonte, aus der Vergangenheit zu lernen heiße, einzustehen
für Mitmenschlichkeit, Toleranz und ein friedliches Miteinander sowie
gegen Hass und Hetze. »Deshalb stellen wir uns aktiv gegen jede Form
von Diskriminierung und gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und die Ausgrenzung von Minderheiten«, sagte er. Zum
Gedenken an die Opfer gehöre auch die Verpflichtung, jüdisches Leben
in Deutschland zu schützen. Jüdinnen und Juden müssten sich überall
in Deutschland sicher fühlen können.

In der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar betonte der Direktor der
Gedenkstätten-Stiftung von Thüringen, Jens-Christian Wagner, der Sieg
über den Nationalsozialismus sei eine Leistung vieler Nationen aus
Europa und darüber hinaus gewesen. Zugleich bestehe die Trauer über
den Verlust all derer fort, die die NS-Gefangenschaft nicht
überlebten. Wagner warnte bei der Gedenkfeier am Sonntag vor einer
Einbindung rechtsextremer Kräfte in künftige Regierungsstrukturen.
Erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei dies eine reale
Gefahr.

Der Präsident des Buchenwald-Komitees, Naftali Fürst, erinnerte
bei der Gedenkveranstaltung vor rund 300 Gästen an das Massaker der
Hamas vom 7. Oktober 2023 in Israel. Er habe es nie für möglich
gehalten, dass seine Urenkelin dort dieselbe Todesangst wie damals er
selbst habe erleben müssen. »Antisemitismus, Rassismus und
Revisionismus bringen den Tod«, sagte Fürst. Er rufe alle Menschen in
Kriegsgebieten auf, durchzuhalten und gegen den mörderischen Wahnsinn der Extremisten einzutreten.

In Ravensbrück kritisierte der Israeli Richard Fagot, der 1944 als
Neunjähriger mit seiner Mutter in das KZ Ravensbrück gelangte, nach
dem Terrorangriff der Hamas werde zunehmend das Opfer Israel des
Völkermordes beschuldigt. Die Vorwürfe seien haltlos und eine Gefahr
für die Zukunft der westlichen Welt, sagte er. Es gelte, »kritisch
und aufrichtig« zu denken, um drohende Gefahren zu erkennen und ihnen
zu entgehen.

In der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg betonte
Brandenburgs stellvertretende Ministerpräsidentin und
Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), das Ausmaß an
antisemitischer Hetze, Übergriffen, Anfeindungen und Hass vielerorts
in Deutschland sei erschütternd. Aufklärung an historischen Orten der
NS-Verbrechen bleibe auch deshalb bedeutsam.

In Buchenwald nahmen elf Überlebende der Lager Buchenwald und
Mittelbau-Dora als Ehrengäste an der Gedenkfeier teil. An der
Gedenkveranstaltung in Ravensbrück nahmen nach Angaben der Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten rund 500 Gäste teil, darunter sechs
Überlebende des NS-Terrors aus Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Israel und Polen. epd

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