Bringt ein DNA-Test bald den Beweis, ob Hitler tatsächlich einen Sohn hatte? - FOCUS online
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Franzose behauptet, Nachkomme zu sein: Jetzt soll ein DNA-Test beweisen, ob Hitler tatsächlich einen Sohn hatte
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Getty Images/photo.com
  • FOCUS-online-Autor

Hatte Adolf Hitler einen Sohn in Frankreich? Seit Jahrzehnten steht die Behauptung des Franzosen Jean Loret aus Quentin im Raum, er sei der uneheliche Sohn des Diktators, gezeugt im Ersten Weltkrieg mit einer jungen Französin. Nun will ein russischer Sender mit einem DNA-Test an Lorets Sohn die Behauptung überprüfen.

Gerüchte, Spekulationen und absurde Behauptungen gibt es wahrlich genug über Adolf Hitler. Die allermeisten erwiesen sich als das, was sie waren: Legenden, in die Welt gesetzt, um Aufmerksamkeit zu schüren und Geld zu scheffeln.

Aber hin und wieder erwiesen sich solche Geschichten auch doch als richtig – wie diejenige, nach der der „Führer“ an Kryptorchismus litt. Dabei handelt es sich um eine Fehlbildung der Geschlechtsorgane. An dieser Erkenntnis besteht heute kein Zweifel mehr.

Dumm nur, dass die Experten ihm nicht glaubten

Zur ersten Kategorie gehört wohl die Behauptung des Franzosen Jean Loret, nach der er ein unehelicher Sohn Hitlers aus dem Ersten Weltkrieg sei. In den siebziger Jahren ging der Mann aus dem nordfranzösischen Saint Quentin mit dieser Geschichte hausieren und schrieb sogar ein Buch darüber.

Dumm nur, dass die Experten ihm nicht glaubten. Andererseits bekam er vor einigen Jahren Schützenhilfe durch die damals bekanntgewordenen Erinnerungen eines früheren britischen Soldaten. Was ist also dran an Lorets Behauptung? Der russische Fernsehsender NTV will diese Frage nun ein für allemal mit einem DNA-Test klären.

Stammen die Überreste in Moskau überhaupt von Hitler?

Eine Probe von Jean Loret können die Journalisten nicht mehr nehmen, denn er starb bereits 1985. Aber sein heute 62 Jahre alter Sohn Philippe, der ebenso überzeugt ist, Hitlers Enkel zu sein, wie sein Vater steif und fest behauptete, dessen Sohn zu sein, steht zur Verfügung. Vor laufender Kamera ließ er sich nun eine DNA-Probe entnehmen. Sie soll mit den vermeintlichen Resten von Hitlers Schädel und seinem Gebiss, die in Moskau aufbewahrt werden, abgeglichen werden.

Ein Problem: Dass es sich bei der Schädeldecke von Moskau überhaupt um die von Adolf Hitler handelt, bezweifeln Experten. Sie gehen davon aus, dass sie zu einer Frau gehörte. Erheblich wahrscheinlicher ist nach Ansicht von Experten, dass die Zahnreihe tatsächlich Teil von Hitlers Gebiss ist, allerdings hat man nie einen DNA-Test mit einem von Hitlers Verwandten gemacht. So fehlt auch hier der endgültige Beweis.

Der Vater Lorets war ein „unbekannter deutscher Soldat

Die inzwischen über Hitlers Zeit im Ersten Weltkrieg bekannten Fakten machen es sicher unwahrscheinlich, dass Lorets Behauptung zutrifft. Jean Loret berichtete in den siebziger Jahren, dass seine Mutter Charlotte Lobjoie ihm 1948 gebeichtet habe, wer sein Vater sei. Geboren wurde er in dem kleinen Ort Sebancourt im Department Aisne in der Region Hautes-de-France, ganz im Nordwesten Frankreichs.

Und tatsächlich hatte seine Mutter wohl sexuellen Kontakt mit einem Deutschen, denn als Vater wurde im Geburtsregister ein „unbekannter deutscher Soldat“ eingetragen. Als Geburtstag gab Jean Loret wahlweise den 18. oder 25. März 1918 an. Demnach müsste er also etwa frühestens Mitte Juni und spätestens Mitte Juli 1917 gezeigt worden sein.

War es überhaupt möglich, dass er mit Charlotte zusammentraf?

Wo war der Gefreite Adolf Hitler zu dieser Zeit stationiert? War es überhaupt möglich, dass er mit Charlotte zusammentraf? Nach den Erkenntnissen des Historikers Harald Sandner, der in seinem Standardwerk „Hitlers Itinerar“ den Aufenthaltsort des Führers für jeden Tag und jede Stunde in jahrzehntelanger Kleinarbeit recherchiert hat, hielt sich Hitler mit seinem Regiment zu dieser Zeit an folgenden Orten auf: vom 13. bis zu 23. Juni in Pecquencourt, dann vom 23. Juni bis 12. Juli im belgischen Ardooie und vom 12. bis zum 26. Juli im in einem Waldgebiet in der Nähe der ebenfalls belgischen Stadt Ypern.

Pecquencourt liegt tatsächlich nur rund 65 Kilometer entfernt von dem Wohnort der damals 18jährigen Charlotte Lebjoie, Sebancourt. Doch stellt sich die Frage, wie und warum Hitler, der als Meldegänger hinter der Front eingesetzt war, diese Strecke hätte überwinden sollen. Denn das angebliche Techtelmechtel, bei dem der gemeinsame Sohn gezeugt worden sein soll, soll im Hause von Charlotte Lobjoie stattgefunden haben.

Eine bemerkenswerte Quelle

Das behauptete jedenfalls ein britischer Soldat 27 Jahre später. Nach der erfolgreichen Landung der Alliierten im Juni 1944, an dem er teilgenommen hatte, notierte dieser Soldat in seinem Tagebuch: „Habe das Haus besucht, in dem Hitler im letzten Krieg als Unteroffizier wohnte. Habe die Frau gefunden, die ein Baby von ihm hat“. Über das Tagebuch haben Reporter der britischen Zeitung Daily Mail erst vor einigen Jahren berichtet.

Eine bemerkenswerte Quelle. Woher hatte der Engländer diese Informationen?   Selbst, wenn er 1944 bei Charlotte Lobjoie einquartiert gewesen wäre und vielleicht den damals 26 jährigen Jean Loret getroffen hätte, hätte dieser ihm die Geschichte seines angeblichen Vaters gar nicht erzählen können – denn er erfuhr sie nach seinen eigenen Angaben ja erst 1948, also vier Jahre später.

Oder erzählte seine Mutter die Geschichte ihrer angeblichen Liebschaft mit Hitler bei dieser Gelegenheit? Zudem bleibt auch die Frage, warum Hitler sich überhaupt auf den 65 Kilometer langen Weg nach Sebancourt hätte machen sollen. Kannte er vielleicht Charlotte Lobjoie schon von früher?. Dafür gibt es absolut keine Hinweise

Historiker: Hitler zeigte sich nicht nackt

Auch Thomas Weber glaubt nicht an die Vaterschaft Hitlers. Weber, der an der Universität Aberdeen lehrt, hat sich intensiv mit Hitlers Zeit im Ersten Weltkrieg befasst (in seinem Buch „Hitlers erster Krieg“) und kommt gegenüber Focus Online zu dem Schluss: "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Loret Hitlers Sohn ist.

Dagegen spricht beispielsweise, dass Hitler grundsätzlich ein Problem hatte, sich nackt zu zeigen, was   vermutlich auf seinen Kryptorchismus zurückzuführen ist“. Auch später sei er sexuell zumindest meistens abstinent gewesen, selbst als sich die Frauen um ihn scharrten. „Ausserdem hat ein belgischer Journalist bereits Speicheltests durchgeführt und wenn ihm zu glauben ist, haben diese zu nichts geführt", so Weber.

Kryptorchismus: Männer mit dieser Krankheit gelten als gemeinhin als zeugungsunfähig

Die Chance, dass der geplante DNA-Test mit Philippe Loret tatsächlich die Vaterschaft Hitlers ergibt, ist also sehr gering. Denn weder ist wirklich erwiesen, dass die Überreste in Moskau wirklich von ihm stammen, noch scheint es irgendwie wahrscheinlich, dass er 1917 überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte, sich mit Charlotte Lobjoie in deren Haus in Sebcancourt zu vergnügen.

Sollte jedoch wieder Erwarten eine Übereinstimmung zwischen den Gebissteilen in Moskau   und der DNA-Probe von Philippe Loret festgestellt werden, hätte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn dann wüsste man, dass die Zahnreihe tatsächlich von Hitler stammt – und dass Jean Loret von Hitler gezeugt worden sei.

Dann bliebe aber immer noch eine Frage: Wie sollte es der an angeborenem Kryptorchismus leidende Hitler geschafft haben, überhaupt ein Kind zu zeugen? Denn Männer mit dieser Krankheit gelten als gemeinhin als zeugungsunfähig.

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