ZDF-Serie „Tod von Freunden“: Ein schlingerndes Boot in den Wellen

ZDF-Serie „Tod von Freunden“: Ein schlingerndes Boot in den Wellen

Die ZDF-Serie „Tod von Freunden“ mit Jan Josef Liefers erzählt ein Unglück aus acht verschiedenen Perspektiven.

Bernd Küster (Jan Josef Liefers ) und Sabine Küster (Katahrina Schüttler) nachts am Hafen.
Bernd Küster (Jan Josef Liefers ) und Sabine Küster (Katahrina Schüttler) nachts am Hafen.ZDF/Thorsten Jan

Berlin - Zwei Paare mit jeweils zwei Kindern scheinen sich ein Paradies auf einer kleinen Ostseeinsel aufgebaut zu haben. Doch die Idylle fliegt jäh auseinander, nachdem Kjell kurz nach seinem 18. Geburtstag bei einem Familienausflug nachts über Bord der gemeinsamen Segeljacht geht und verschollen bleibt. Jeder der sieben Verbliebenen geht anders mit dem Unglück um – und zwar jeder eine Folge lang!

„Tod von Freunden“ wird vom ZDF als moderne horizontale Serie angekündigt. Doch was sich Friedemann Fromm, Regisseur von Serien wie „Weissensee“, hier in Szene gesetzt hat, bleibt eher eine vertikale Serie, denn sie spinnt die Handlung nicht wesentlich weiter, sondern erzählt das Geschehen weniger Tage aus immer neuen Perspektiven. Weiterentwickeln dürfen sich dafür die Charaktere. So widmen sich die ersten beiden Folgen Sabine (Katharina Schüttler), der Mutter von Kjell, und Jakob (Thure Lindhardt), dem Kapitän an Bord. Sabine war mit ihrem Mann Bernd (Jan Josef Liefers) allein auf der Insel geblieben, um über die Zukunft zu sprechen – die Tanzlehrerin wünschte sich noch ein Kind. Jakob hingegen hatte nach einem Streit mit seiner Frau Charlie (Lene Maria Christensen) an Bord das Steuer aus der Hand gegeben und sich in seiner Koje betrunken.

Helden mit ganz persönlichem Drama

Damit die Serie die Spannung über acht Folgen und insgesamt acht Stunden hält, bürdet Friedemann Fromm jedem seiner Helden sein ganz persönliches Drama auf. Das Gemeinwesen wird durch ein Geflecht von Lügen zusammengehalten. Die Eltern vertuschen mal eine Vaterschaft, mal bevorstehende Trennungen und berufliche Neuanfänge, dann einen Hirntumor. Aus der Vergangenheit grüßt ein Mord an einem Polizisten. Dazu gibt’s Sex über Kreuz. Die vier Jugendlichen haben mit einem Inzest, mit Drogensucht und unterdrücktem Schwulsein zu kämpfen. Doch diese Häufung von Havarien macht die Serie nicht etwa dramatischer, sondern lässt die Figuren im großen Dramensturm fast untergehen. Während der ersten Hälfte aber bleibt die Spannung durchaus hoch: Immer neue Details lassen die Konflikte an Bord und an Land in immer neuem Licht erscheinen. Doch je mehr die Serie voranschreitet, desto seltener werden die Überraschungen, desto häufiger dafür die Überlappungen.

Überbordend ist der Einsatz der visuellen Mittel. Die Kamera von Frank Noack schwankt auch an Land wie bei hohem Seegang. Kjells rätselhafter Abgang wird mal mit Drohnen, mal mit Unterwasserkamera, dann wieder in Comic-Animationen dargestellt – gezeichnet von Karl, dem autistischen Sohn von Sabine und Bernd. Auch hier wäre weniger oft mehr gewesen. Schauspielerisch kann sich jeder der acht Hauptdarsteller auszeichnen: Alle bekommen ihren großen Gefühlsausbruch. Publikumsliebling Jan Josef Liefers, der als ARD-Pathologe und als ZDF-Anwalt sonst eher Typen spielt, die sich nie infrage stellen, taucht hier als Mann auf, der verzweifelt um Frau, Kollegin und Kinder ringt und der immer wieder nach der Basis des Zusammenhalts fragt. Denn Freundschaft ohne Wahrheit sei wie ein Boot ohne Steuer.

Tod von Freunden: vom 7.2. bis zum 28.2. immer sonntags, um 22.15 Uhr, eine Doppelfolge im ZDF, alle acht Folgen ab 7.2. in der ZDF-Mediathek