Handlung
Der Großteil der Handlung wird tatsächlich im Klapptext beschrieben und genau so ist das ganze auch aufgebaut. Gradlinig erfahren wir alles, vom Anschlag auf Reece’s Truppe, bis zu seiner „Todesliste“ und seinem Rachefeldzug. Zu Beginn reihen sich die dramatischen Ereignisse aneinander und Jack Carr gibt uns einen schnelle, actiongeladenen Auftakt. Mir persönlich war das ganze etwas zu schnell und wurde nur durch die Kapitel aus Sicht der Gegenseite etwas gedrosselt. Nach und nach lernen wir so, noch vor Reece, die Beteiligten an dieser Verschwörung kennen, ebenso ihre Motivation und Hintergründe. Ein wenig „Mitdenk-Stoff“ war auch vorhanden und ich fand es sehr spannend Reece „zu beobachten“ wie er herausfindet, was wir ja schon wissen. So laufen verschiedene Handlungsstränge nach und nach zusammen, manchmal war mir gar nicht klar wo Reece gerade ist und wen er zu besuchen gedenkt. Es war ein wenig wie Puzzeln. ^^
Die Ganze Zeit wird kein Hehl daraus gemacht, dass mehr hinter dem gescheiterten Einsatz in Afghanistan steckt. Genauso erfahren wir auch recht früh den Grund für den Hirntumor. Die Spannung liegt somit „nur“ darin, ob Reece es schafft alle Menschen zu rächen und wie es mit ihm zu Ende geht. Und natürlich die Frage nach dem großen Warum, denn selbst als ich dachte ‚Ich wüsste es‘ , hatte ich nicht das Gefühl alles zu wissen. Auch weil man die Gegenseite teils sehr spärlich gezeigt bekommt, gerade die hohen Tiere zeigten sich erst recht spät.
Nach jedem Tod werfen wir auch noch kurz einen Blick auf die Ermittler, welche den Tatort untersuchen. Ein schönes, kleines Schmankerl welches dem ganzen noch mehr Atmosphäre verleiht.
Die Spannung zu halten ist Jack Carr durchaus gelungen, ich finde nur er verliert sich hin und wieder etwas in ausschweifenden Erzählungen und Beschreibungen, was das ganze für mich etwas holprig machte. Allerdings muss man hier auch die Detailverliebtheit loben. Man merkt das der Autor selber lange im Militär tätig war. Eigentlich wollte ich hier die vielen Abkürzungen bemängeln – ich habe leider zu spät gesehen, dass es hinten ein Glossar für alle Abkürzungen gibt. Insofern – Ein Lob, keine Kritik! Besonders hervorzuheben ist tatsächlich auch die Thematik: Ein Ausnahme Seal welcher sich einfach nur Rächen möchte. Allein des Themas wegen fand ich das Buch schon ansprechend. Und zurecht, ich finde Jack Carr hat es gut umgesetzt.
Das Ende war so rasant wie der Anfang und doppelt Überraschend. Einige unerwartete Wendungen welche ich nicht habe kommen sehen und ein… befriedigendes Ende für mich. Die Art die Geschehnisse wieder zu geben haben sich im letzten, finalen Teil perfektioniert, dass hat man deutlich gemerkt. Von Gradlinig ging der Autor zur Verschleierung über, was das Ende noch bombastischer machte. Voller Wendungen, Detailverliebtheit, Schockmomenten und Rache. Einzig zwei kleine Fragen stellten sich mir am Ende noch, welche aber nichts direkt mit der Handlung oder James Reece zu tun hat. (Aber auch erst nachdem ich das Buch zu geklappt habe).
Charaktere
Es gibt so viele Charaktere das ich mir eine Liste machen musste. Ich habe mir eine Liste mit Antagonisten und eine mit Protagonisten gemacht. Dumm nur, das Jack Carr solch eine Einteilung nicht hatte. Nicht jeder Antagonist ist „böse“, nicht jeder Protagonist ist „gut“, die Grenzen verschwimmen und mal wieder wird gezeigt, was manche Menschen alles für Geld tun. Die Liste der Listen ist lang und ich empfehle euch NICHT durchzublättern. Sonst geht es euch wie mir und ihr findet die Finale Liste, in welcher der Autor euch maßlos spoilert. Es gibt machtgierige Politiker, und noch geldgierigere Geschäftsmänner aber auch Menschen, die nicht wirklich wussten, in was sie dort hinein geraten. Um den einen habe ich mehr getrauert, um denn anderen gar nicht. (okay eigentlich war es nur einer um den ich etwas getrauert habe :D)
Aber es gibt auch loyale, mitfühlende Menschen welche James Reece bedingungslos vertrauen und ihn lieben wie einen Bruder. Sie sind diejenigen, welche Reece braucht um seine Liste abzuarbeiten. Ohne die Journalistin, die ehemaligen Seal Kollegen und den ein oder anderen Geschäftsmann, hätte all das gar nicht funktioniert. Die Charaktere bilden sich unter anderem durch Gefühle und Sichten, auch anderer Charaktere, aber auch durch ihre Taten und Auftreten. Zu den meisten Charakteren wird die Verbindung zu Reece geschildert, was sie persönlicher und greifbarer macht.
Reece selber ist ein sympathischer „Helden“ Charakter. Wenn mal etwas unvorhergesehenes passiert, reagiert er dennoch richtig darauf, er ist ein wenig „zu klug“. Mich hat das aber nicht gestört. Muss man allerdings mögen. Wir erfahren viel von Reece’s Leben, seiner Beweggründe und Gefühle. Selten habe ich so mit einem Hauptcharakter mitgelitten und generell gefühlt. Ich konnte seine Handlungen daher auch gut nachvollziehen, allerdings hoffe ich sehr das niemals jemand auf die Idee kommt einen Seal wie Ihn wütend zu machen. Denn zu versuchen, sich dass in der Realität vorzustellen…. ist sehr beängstigend.
Schreibstil und Erzählweise
Ich hatte auch beim Schreibstil das Gefühl, dass sich alles im Laufe des Romans aufbaut. Er wird komplexer, fließend und gut lesbar ist er jedoch von Beginn an. Alles wird aus der Sicht eines dritten Erzählers beschrieben, in Reece’s Abschnitten fällt das aber absolut nicht auf, es kommt mir vor als würde ich es aus seinen Augen sehen und durch ihn fühlen.
Wie in Amerikanischen Büchern üblich werden die Gedanken kursiv dargestellt, da diese nicht immer von Reece sind finde ich das auch passend.
Optische Details wie die Kleidung oder die Umgebung werden gut einfließen gelassen, sind mir persönlich manchmal etwas zu langatmig. Ebenso gibt es sehr detailreiche Beschreibungen der Waffen sowie deren Benutzung und auch die Morde werden detailliert dargestellt. Besonders erwähnenswert finde ich hier noch, dass zwischendurch und auch im Glossar tatsächlich Wörter geschwärzt sind, also wirklich geschwärzt. Was ich unheimlich interessant fand, jedoch den Lesefluss etwas gestört hat (es waren tatsächlich nur 2 oder 3 kurze Wörter, also nicht dramatisch).
Erwartungen und Wirkung
Die Vorbemerkung und auch die guten Pressemitteilungen haben bei mir Erwartungen geweckt, sowie Spannung. Außerdem musste das Buch alleine wegen des praktischen Hintergrundes des Autors richtig, richtig gut werden. Die Emotionen wurden so grandios übertragen, erst am Ende ist mir bewusst geworden wie dramatisch Reece’s Taten waren. Während des Buches war ich ebenfalls so unglaublich Wütend und Hasserfüllt, ich konnte Reece absolut verstehen.
Fazit
Ich war skeptisch. Und zu Beginn auch nicht überzeugt. Doch das Buch wurde von Kapitel zu Kapitel besser. Als ich dachte ich wusste wie es läuft, Pustekuchen, Jack Carr überraschte mich. (Und ich hab’s in der Regel drauf, mitzudenken und auch quer zu denken). James Reece als charismatischer, irgendwie gebrochenen aber dennoch stark. Die Geschichte selber ist besonders und actiongeladen wiedergegeben.
Ich hoffe mehr von diesem tollen Autor zum lesen zu bekommen! Bitte Bitte!
*Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar von dem Festa Verlag. Vielen Dank dafür und auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!