Jasmin Roloff spricht über das Erlegen von Wildtieren
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„Das macht man nicht aus Spaß“: Jasmin Roloff über das Erlegen von Wild

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Jasmin Roloff hat eine Passion: Die Jagd.
Jasmin Roloff hat eine Passion: Die Jagd. © Tausendfreund

Jasmin Roloff spricht für die Rotenburger Jägerschaft. Im Interview erzählt sie, wie sie selber zur Jägerin wurde und was sie daran reizt.

Sottrum – Die 29-jährige Jasmin Roloff ist in Sottrum als Vermieterin der Alten Molkerei bekannt. Gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Roloff hat sie ein Co-Working-Space ins Leben gerufen. Neben Job und Familie hat sie eine Passion, für die sie auch nach außen hin auftritt: Die Architekturstudentin ist Jägerin, aber auch seit Anfang 2023 als Sprecherin der Rotenburger Jägerschaft aktiv.

Frau Roloff, wie lautet die genaue Bezeichnung Ihrer Aktivitäten für die Jägerschaft?

Ich bin Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit und Neue Medien, bin auch zweite Schriftführerin und somit im Vorstand der Jägerschaft. Ich wurde im März 2023 bei der Jahreshauptversammlung gewählt.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?

Meinen Jagdschein habe ich seit 2022, da habe ich die Prüfung bestanden. Im Vorfeld hatte ich mit unserem Vorsitzenden, Marco Soltau, gesprochen und ihn nach einem Jägerinnenstammtisch und der Jägerschaft in den Sozialen Netzwerken gefragt – aber den Stammtisch gab es damals noch nicht. Aber insgesamt war das Image der Jäger noch wenig digital, auch ein wenig angestaubt. Die Idee, die dann entstanden ist, war, mehr Präsenz eben auch im Online-Bereich zu zeigen und auch ein jüngeres Gesicht nach außen hin zu präsentieren.

Was hat Sie an der Sache gereizt?

Einen Facebook-Auftritt gab es damals schon, aber ich habe 2022 nach Absprache mit dem Vorstand begonnen, die Jägerschaft auf Instagram zu präsentieren. Und seit 2023 kümmere ich mich generell um die Webseite und um die Medien. Es geht dabei um Imagefragen – wir wollen zeigen, was wir machen. Wir wollen zeigen, dass Jäger nicht nur Waffen tragen und schießen, sondern sich ganz viel um Hege und Pflege kümmern.

Welche Themen fallen noch an?

Es geht auch darum, ein Lebensmittel direkt in der Region zu produzieren und auch zu vermarkten. Wir fahren aber auch zu Kindergärten, auf Wochen- und Weihnachtsmärkte, es geht uns darum, den Menschen die Natur nahe zu bringen, und das können wir am besten im Austausch mit Naturinteressierten oder mittels des Infomobils.

Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen, Jägerin zu werden?

Während der Corona-Zeit hatte ich in der Zeitung gelesen, dass freiwillige Helfer für die Rehkitzrettung gesucht werden. Damals hatte ich die Zeit, man konnte ja wenig anderes unternehmen. Ich fand die Erfahrung toll, trotz dass wir morgens um 4 Uhr in der Früh aufgestanden sind. Die Natur zu erleben, eine ganz andere Wahrnehmung von draußen mitzuerleben, das hat mich fasziniert. Wir haben dann einige Rehkitze gerettet und so ganz nebenbei hatte ich einige Jäger kennengelernt und war mit diesen ins Gespräch gekommen.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe mich damals erkundigt, wo ich einen Jagdschein absolvieren kann, und dann ging das los, Ende 2021 nahm ich an dem neunmonatigen Lehrgang der Jägerschaft Rotenburg teil. Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt, unter anderem eine Frau, die schon mit 15 Jahren ihren Jagdschein begonnen hat.

Was ist es für ein Gefühl, wenn man eine Waffe in der Hand hält und schießt?

Das ist sehr aufregend. Ich bin dann schon nervös, es soll schließlich alles hundertprozentig sein. Das hat ja nichts mit Spaß zu tun, sondern man hat auch ganz viel Ehrfurcht vor dem Tier. Ich möchte vor allem, dass das Tier nicht leidet. Daher will ich nach einem Schuss auch sofort kontrollieren, ob wirklich alles gut gelaufen ist.

Nun gibt es Menschen, die genau das den Jägern vorwerfen: Diese würden aus Spaß am Töten schießen. Wie sehen Sie das?

Wie gesagt, mit Spaß hat das nichts zu tun. Als Jägerin setze ich mich das ganze Jahr dafür ein, dass das Tier einen guten Lebensraum hat, ich hege und pflege den Lebensraum und bringe hierfür viel Zeit auf. Wenn ich dann für den eigenen Verzehr im begrenzten Maße ein Tier erlege, dann kann ich das mit einem guten Gewissen tun. Das ist für mich moralisch wesentlich besser zu verantworten, als zum Beispiel ein Stück Billigfleisch im Supermarkt zu kaufen – denn da hört für mich die Diskussion auf.

Erklären Sie das genauer...

Ich bin der Meinung, wenn ich Fleisch konsumieren will, dann muss ich auch wissen, wie ich ein Tier erlege und das Fleisch verarbeite. Das sind dann auch mal unschöne Momente, die gehören aber dazu. Ich habe Freunde, die sind Vegetarier, weil sie die Massentierhaltung nicht unterstützen wollen – und das geht mir nicht anders. Wir verstehen uns gut und akzeptieren unseren jeweiligen Umgang mit der Sache.

Schießen Sie nur, um Fleisch zu verzehren?

Nein, es sind auch mal Hegemaßnahmen, die wir ergreifen müssen. Also wenn ich einen Fuchs (generell: Prädatoren oder Raubwild) im Revier habe, die unsere Bodenbrüter bedrohen, greife ich ein. Zum Schutz der bedrohten Arten. Wir haben hier überwiegend Kulturlandschaften, die sich schon lange nicht mehr selbst regulieren – da müssen wir eingreifen, die Verhältnisse würden sich nicht selber regulieren.

Hat sich seit Ihrem Amtsantritt schon etwas am Image der Jägerschaft geändert?

Die Jagd wird in den letzten Jahren jünger und weiblicher. Das Image wandelt sich. Es ist nicht mehr nur der dicke, alte Mann im grünen Rock, begleitet vom Dackel. Bei unseren jährlichen Jagdscheinkursen sind regelmäßig ein Viertel der Teilnehmer Frauen. Und unseren Jägerinnenstammtisch, den haben wir zum Jahreswechsel etabliert. Gut zehn Frauen hier aus der Region treffen sich einmal im Monat. In unserer WhatsApp-Gruppe sind fast 50 Frauen, auch mal von etwas weiter weg. Da geht es dann zum Beispiel neben der Jagdpraxis auch um modische Fragen – denn da können die männlichen Kollegen nicht immer mitreden!

Die Jagd wird ganz offensichtlich weiblicher

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbands lassen sich immer mehr Frauen zu Jägerinnen ausbilden. Bundesweit liegt der weibliche Anteil in den Jagdschulen bei 24 Prozent.

Die angehenden Waidfrauen und -männer kommen dabei aus der Mitte der Gesellschaft: 17 Prozent arbeiten in Dienstleistungsberufen, elf Prozent sind Handwerker, 14 Prozent Schüler und Studenten.

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Männer und Frauen sind laut einer Umfrage ledig. Die typische Jungjägerin ist dabei 35 Jahre alt und im Schnitt sogar ein Jahr jünger als ihr männlicher Kollege.

Die Kennzahlen sind das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Jagdverband (DJV) beim unabhängigen IfA-Marktforschungsinstitut Bremer und Partner (IfA) in Auftrag gegeben hat. Erhoben wurden die Daten zwar bereits vor einigen Jahren, tendenziell kann aber davon ausgegangen werden, dass der weibliche Anteil an Jägern seither sogar noch weiter gestiegen ist: ww.jagdverband.de/die-jagd-wird-weiblicher. jtb

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