„Er starb wie ein Held“
Robert Blum zum 9. November 1848

Robert Blum zum 9. November 1848

„Er starb wie ein Held“

Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag für Deutschland:

Von cg

Am 9. November 1918 wurde in Berlin nach dem Generalstreik der Berliner Arbeiter und dem bewaffneten Aufstand von Karl Liebknecht „die freie sozialistische Republik Deutschland“ ausgerufen.

 

Der 9. November 1938 ging aber auch als Tag des rassistisch-faschistischen Pogroms gegen die jüdische Bevölkerung in die Geschichtsbücher ein. Am meisten gefeiert wird heute der 9. November 1989: Da fiel die von den bürokratischen Kapitalisten der DDR errichtete Mauer in Berlin unter dem Druck der breiten demokratischen Volksbewegung der DDR - Grundlage der daraus folgenden Wiedervereinigung Deutschlands.

 

Ein anderer Gedenktag des 9. November ist über diesen historischen Ereignissen etwas in Vergessenheit geraten: Am 9. November 1848 wurde der radikale Demokrat und mutige Vorkämpfer der bürgerlichen Demokratie, Robert Blum, in Wien hingerichtet.

 

Robert Blum kam 1807 in einfachsten Verhältnissen in Köln zur Welt. Als Handwerker reiste er durch Deutschland, eignete sich autodidaktisch ein großes Wissen an, schrieb Gedichte und Theaterstücke und wurde zu einem bekannten Redner der bürgerlich-demokratischen Bewegung gegen die feudale Unterdrückung. Nach der bürgerlich-demokratischen Revolution vom März 1848 wurde er im Mai 1848 in die deutsche Nationalversammlung gewählt und führte dort die gemäßigte demokratische Fraktion.

 

Im Oktober 1848 kam es in Wien zu einem Aufstand von 25.000 gegen die Konterrevolution. Dazu schrieb Friedrich Engels in seiner Schrift „Revolution und Konterrevolution in Deutschland“ 1851: „Als die Lage bedrohlich wurde, gelangte Blum zu der richtigen Erkenntnis, daß hier die Entscheidungsschlacht der deutschen Revolution zum Austrag kommen werde, und entschloß sich ohne Zögern, sein Leben für die Sache einzusetzen. ... So sah er in Wien auf den ersten Blick, daß hier und nicht in den Debatten in Frankfurt mit ihrem vergeblichen Streben nach Eleganz die Entscheidung über das Schicksal seines Landes fallen müsse. Sofort faßte er seinen Entschluß, gab jeden Gedanken an Rückzug auf, übernahm ein Kommando in der revolutionären Armee und legte außerordentliche Kaltblütigkeit und Festigkeit an den Tag. ... Allgemein bekannt ist, wie er nach der Erstürmung verhaftet, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen wurde. Er starb wie ein Held.“¹

 

Es ist zu würdigen, dass Bundespräsident Steinmeier gemeinsam mit Finanzminister Scholz am 2. November in einer Feierstunde Robert Blum als mutigen Demokraten ehrte und dass aus diesem Anlass eine Briefmarke mit Robert Blum in der Reihe „Aufrechte Demokraten“ publiziert wurde. Ganz im Stil des bürgerlichen Pragmatismus würdigte Steinmeier Robert Blum als „der pragmatische Politiker im Paulskirchen-Parlament, der unermüdlich versuchte, zwischen Parteien zu vermitteln und Mehrheiten zu organisieren, der um Kompromisse rang und sich völlig verausgabte, um auf gewaltfreien Weg so viel wie möglich von dem zu erreichen, wofür er stand – für demokratische Selbstbestimmung in einer parlamentarischen Republik…“.

 

Damit liegt Steinmeier gar nicht so weit weg von der politischen Einordnung Robert Blums durch Friedrich Engels schon vor 170 Jahren: „Politisch gehörte er zur 'gemäßigten Demokratie', einer ziemlich unbestimmten Richtung, die sich aber gerade wegen dieses Mangels an Bestimmtheit ihrer Prinzipien großer Beliebtheit erfreute.“ (S. 74)

 

Aber immerhin räumte Steinmeier auch ein: „Robert Blum, das war auch der Revolutionär, der sich, mit dem Mut der Verzweiflung, im Herbst 1848 letztlich doch dafür entschied, in Wien auf die Barrikaden zu gehen, um mit der Waffe in der Hand Widerstand zu leisten gegen Willkür und Unterdrückung.“

 

Diese revolutionäre selbstlose Haltung würdigte auch Engels: „Bei alledem war Blum jedoch seinem ganzen Wesen nach durch und durch ein Plebejer, wenn auch mit einem gewissen Schliff, und in entscheidenden Augenblicken gewannen sein plebejischer Instinkt und seine plebejische Energie die Oberhand über die Unbestimmtheit und daher Unentschiedenheit seiner politischen Meinung und Einsicht. In solchen Augenblicken erhob er sich weit über das gewöhnliche Maß seiner Fähigkeiten.“

 

In diesem Sinne sollten wir Robert Blum auch heute ehren. Der Kauf und die Verbreitung der 80-Cent-Briefmarke sind dafür eine kleine Möglichkeit.