Von Eisner bis Seehofer: Neues Buch über Biografien der Ministerpräsidenten
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Von Eisner bis Seehofer: Neues Buch über Biografien der Ministerpräsidenten

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„Viele Ministerpräsidenten waren sehr markante Persönlichkeiten“, sagt Buch-Herausgeber Christof Botzenhart.
„Viele Ministerpräsidenten waren sehr markante Persönlichkeiten“, sagt Buch-Herausgeber Christof Botzenhart. © Arndt Pröhl

Christof Botzenhart fasst in einem Buch die Biografien der Ministerpräsidenten zusammen. Das Werk wird in der Staatskanzlei vorgestellt.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Hans Ehard (CSU) hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, findet Christof Botzenhart. „Er war für die Entwicklung Bayerns und den Föderalismus wichtig. An ihn sollte mehr erinnert werden.“ Von 1946 bis 1954 und dann noch einmal von 1960 bis 1962 lenkte Ehard als bayerischer Ministerpräsident die Geschicke des Freistaats. Dafür, dass er mehr Aufmerksamkeit bekommt, sorgt Botzenhart nun mit einem neuen Buch. Das gerade im Pustet-Verlag erschienene Werk widmet sich den Porträts der bayerischen Ministerpräsidenten von 1918 bis 2018.

Zwei Jahre hat es von der Idee bis zum gedruckten Buch gedauert

Botzenhart fungiert gemeinsam mit Rainald Becker als Herausgeber. Beide haben auch die Einführung verfasst. Der Dritte Tölzer Bürgermeister steuerte zudem einen Beitrag über die Amtssitze der Ministerpräsidenten bei. Für Botzenhart eine Art Heimspiel. Der Beamte in der bayerischen Ministerialverwaltung arbeitet in der Staatskanzlei. „Es ist aber kein Projekt der Staatskanzlei. Das habe ich privat gemacht“, betont Botzenhart. Gleichwohl wird das Buch am 18. April in der Staatskanzlei vorgestellt.

Wie kam es zu dem Buch? „Mir ist aufgefallen, dass es bis dato kein komplettes Werk über die demokratischen Ministerpräsidenten gab – über einzelne natürlich schon, aber eben nichts in der Breite“, sagt Botzenhart. Gemeinsam mit seinem alten Bekannten Rainald Becker – er ist unter anderem Professor für bayerische Landesgeschichte an der Uni Augsburg – ging er das Projekt an. Zwei Jahre habe es von der Idee bis zum gedruckten Buch gedauert.

Das Buch richtet sich an die geschichtlich interessierte breite Öffentllichkeit

Bei den Autoren habe man alle Wunschkandidaten bekommen, sagt Botzenhart. Alle seien ausgewiesene Experten für den Ministerpräsidenten, über den sie jeweils schreiben. Die Mischung sei bunt. Der älteste Autor sei mit Hermann Rumschöttel über 80. Mit Matthias Bischel und Daniel Rittenauer habe man auch „zwei Nachwuchshistoriker verpflichtet“, die über „ihre“ Ministerpräsidenten ihre Doktorarbeit geschrieben haben. Von Bischel stammt der Beitrag über Gustav Ritter von Kahr, dessen Amtszeit die Jahre 1920/21 umfasst. Rittenauer befasst sich mit dem Amt des Ministerpräsidenten in der NS-Zeit.

Das Buch

„Die Bayerischen Ministerpräsidenten 1918 bis 2018“ von Rainald Becker und Christof Botzenhart (Hrsg.) ist im Pustet-Verlag erschienen, 424 Seiten, 27 Abbildungen, 38 Euro. Am 19. Juni gibt es einen Vortrag über das Buch beim historischen Verein in Bad Tölz.

Bei allen Beiträgen sei es wichtig gewesen, den „Spagat zwischen wissenschaftlich fundiert und gut lesbar geschrieben“ zu schaffen, betont der 54-Jährige, der für die CSU im Tölzer Stadtrat sitzt. Das Buch richte sich an die geschichtlich interessierte breite Öffentlichkeit. „Viele Ministerpräsidenten waren sehr markante Persönlichkeiten. Da hatte Bayern schon Glück“, findet Botzenhart.

Kritik an dem Buch in der Bayerischen Staatszeitung

Garniert werden die Beiträge mit Fotografien. „Es war uns wichtig, keine starren Porträtfotos zu nehmen, sondern den Ministerpräsidenten in Ausübung seines Amts oder zusammen mit wichtigen Persönlichkeiten zu zeigen“, sagt Botzenhart. Von Franz Josef Strauß gibt es beispielsweise ein Bild, das ihn 1988 zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan im Weißen Haus zeigt.

Es war uns wichtig, keine starren Porträtfotos zu nehmen, sondern den Ministerpräsidenten in Ausübung seines Amts oder zusammen mit wichtigen Persönlichkeiten zu zeigen

Christof Botzenhart

Just an dem Beitrag über Strauß, aber auch an dem über Max Streibl hängt sich Kritik an dem Buch auf. „Entstanden ist ein Buch wie eine glatt polierte und hübsch geschmückte Ahnengalerie, um es künftig Gästen der Staatskanzlei als Geschenk mit auf den Weg zu geben“, schreibt Thomas Schuler in seiner Buchbesprechung in der Bayerischen Staatszeitung. „Es dominiert die chronologische Aufzählung von Lebensdaten und politischen Erfolgen mit dem Amt als Höhepunkt. Hindernisse und Skandale sind eher kleingeredet, wenn auch nicht völlig ausgeblendet.“

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16 biografische Porträts – von Kurt Eisner bis Horst Seehofer – umfasst das Werk. Die beiden über Günther Beckstein und Horst Seehofer seien eigentlich gar nicht geplant gewesen, sagt Botzenhart. „Eigentlich wollten wir mit Stoiber aufhören.“ Auf Wunsch des Verlags habe man dann die 100 Jahre aber noch vollgemacht.

Auch der amtierende Ministerpräsident Markus Söder hat übrigens noch ein Plätzchen im Buch bekommen. Er hat das Vorwort verfasst. (va)

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