Helmut Schmidt ist tot: "Werden seinen Scharfsinn vermissen"
  1. Startseite
  2. Politik

Helmut Schmidt ist tot: "Werden seinen Scharfsinn vermissen"

KommentareDrucken

Helmut Schmidt, das politische Gewissen der Deutschen: Der Altkanzler starb in Hamburg.
Helmut Schmidt, das politische Gewissen der Deutschen: Der Altkanzler starb in Hamburg. © dpa

Hamburg -  Helmut Schmidt ist tot. Der Altkanzler verstarb am Dienstag im Alter von 96 Jahren in Hamburg. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den letzten Tagen dramatisch verschlechtert.

Helmut Schmidt: Sein Leben in Bildern

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt ist tot. Der Sozialdemokrat starb nach Angaben seines Arztes Heiner Greten am Dienstag gegen 14.30 Uhr im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Der Sohn eines Volksschullehrers war am 23. Dezember 1918 im Arbeiterviertel Barmbek der Hansestadt zur Welt gekommen.

Seine Familie hatte sich gewünscht, dass Helmut Schmidt seinen 97. Geburtstag am 23. Dezember 2015 noch erleben kann. Doch wie das Hamburger Abendblatt schreibt, rechneten seine engsten Verwandten bereits seit einigen Tagen mit dem Schlimmsten - Helmut Schmidts Gesundheitszustand wurde als dramatisch bezeichnet. Nun ist Helmut Schmidt tot.

Im September dieses Jahres war Helmut Schmidt noch operiert worden, hatte sich nach der OP gut erholt. Er war seither zuhause, wurde aber medizinisch betreut. Der Altkanzler hatte danach sogar das Rauchen aufgegeben - Zeit seines Lebens hatte man Helmut Schmidt so gut wie nie ohne Zigarette gesehen. Nach der Operation soll sein behandelnder Arzt laut bild.de gesagt haben: "Er soll ruhig weiter qualmen. Es macht überhaupt keinen Sinn, ihm mit 96 noch das Rauchen zu verbieten."

Helmut Schmidt ist tot - "Werden ihn vermissen"

Zum Tod von Helmut Schmidt postete die Bundesregierung ein Foto des verstorbenen Altkanzlers:

Die SPD-Bundestagsabgeordneten haben am Dienstag während der laufenden Fraktionssitzung vom Tod des früheren SPD-Bundeskanzlers erfahren und seiner spontan mit einer Schweigeminute gedacht. Der Hamburger hatte in der großen Koalition von 1967 bis 1969 selbst einmal die SPD-Bundestagsfraktion geführt.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte zu den Abgeordneten, es sei nun leider eingetreten, was alle befürchtet hätten. Oppermann erinnerte an die letzte SPD-Parteitagsrede Schmidts 2011 in Berlin, wo dieser mahnende Worte zum Zustand Europas gefunden hatte. Vieles davon sei unverändert gültig.

Helmut Schmidt ist tot: In seinen letzten Stunden nicht allein

In seinen letzten Stunden war der Altkanzler nicht allein, sondern im Kreise seiner Familie.

Helmut Schmidt ist tot
1d12de3d-ce0b-484a-b12c-7e0ba9877d66.jpg © dpa

Auch Helmut Schmidt Tochter Susanne, die in Großbritannien lebt, war angereist, um bei ihrem Vater sein zu können. Wie Schmidts Arzt der Bild-Zeitung sagte, sei Schmidt zuletzt nicht mehr ansprechbar gewesen.

Politiker würdigten das Wirken des Altkanzlers - über Parteigrenzen hinweg. So bescheinigte Helmut Schmidt bereits zu seinem 90. Geburtstag der damalige Bundespräsident Horst Köhler: "Die Qualität seines Urteils ist einzigartig." Und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigt sich vor allem von der Standhaftigkeit ihres Vorgängers angetan.

2010 widerfuhr dem Weggefährten des früheren französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing und von Ex-US-Außenminister Henry Kissinger ein großes Unglück, als Ehefrau Loki im Alter von 91 Jahren starb. Er und die Hamburger Ehrenbürgerin waren 68 Jahre verheiratet. Knapp zwei Jahre danach bekannte sich Helmut Schmidt zu einer neuen Beziehung mit seiner früheren Mitarbeiterin Ruth Loah - was Schmidts Tochter Susanne "sehr froh" gemacht habe.

Helmut Schmidt: RAF, Ölkrise, Nato-Doppelbeschluss

Bundesweit am stärksten in Erinnerung geblieben ist jedoch die Kanzlerschaft (1974-1982) des früheren Verteidigungs- und Finanzministers - sie war von der Ölkrise, der Vorbereitung eines europäischen Währungssystems und dem Nato-Doppelbeschluss geprägt. Vor allem aber die Morde und Entführungen durch die Rote Armee Fraktion (RAF) haben Helmut Schmidts Amtszeit bis heute geprägt. Denn als am 5. September 1977 Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer von RAF entführt wurde, blieb der Kanzler hart, verweigerte den Terroristen Verhandlungen. Nach sechs dramatischen Wochen war Schleyer tot.

"Mir ist sehr klar bewusst, dass ich - trotz aller redlichen Bemühungen - am Tode Hanns Martin Schleyers mitschuldig bin", sagte Helmut Schmidt - und war gerade deshalb sehr bewegt, als ihm die Familie Schleyer 36 Jahre nach dem RAF-Mord als Zeichen der Versöhnung im April 2013 den Hanns-Martin-Schleyer-Preis verlieh. "Es rührt mich heute zutiefst, dass die Familie Schleyer öffentlich ihren Respekt gegenüber meiner damaligen Haltung zum Ausdruck bringt", sagte Schmidt bei der Preisverleihung.

Helmut Schmidt ist seit 1946 SPD-Mitglied. Doch parteipolitische Aktivitäten waren nach dem Abgang aus Kanzleramt und Bundestag nicht mehr wirklich seine Sache. Auf Parteitagen erschien er nur sehr selten. Vor der Bundestagswahl hatte Schmidt einen großen Wahlkampf-Auftritt, bei dem er Peer Steinbrück unterstützte.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion