Der Kanzler der Einheit Helmut Kohl und sein Leben und Karriere
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Der Einheitskanzler Helmut Kohl im Überblick

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Bundeskanzler Helmut Kohl gestikuliert während seiner Rede bei der CDU-Wahlkampf-Schlußkundgebung auf dem Domplatz der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.
Am bekanntesten wird Helmut Kohl wohl immer dafür bleiben, die Deutsche Einheit im Jahr 1990 herbeigeführt zu haben. © picture alliance / dpa / Stephanie Pilick

Helmut Kohl zwischen Politik und Privatleben – Von der Spendenaffäre bis zur Deutschen Einheit

  • Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war von 1982 bis 1998 im Amt.
  • Am bekanntesten wird der Altkanzler wohl immer dafür bleiben, die Deutsche Einheit im Jahr 1990 herbeigeführt zu haben.
  • Privat fand Kohl zwei Mal sein Glück. 1960 heiratete er Hannelore Renner, mit der er zwei Söhne hat, 2008 heiratete er Maike Kohl-Richter.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl wurde am 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein unter dem vollen Namen Helmut Josef Michael Kohl geboren. Er wuchs als das jüngste von drei Kindern in einer konservativ-katholischen Familie auf. Seine Eltern waren der Finanzbeamte Hans Kohl und dessen Ehefrau Cäcilie. Seine Schwester Hildegard wurde im Jahr 1922 geboren und verstarb 2003, sein 1926 geborener Bruder Walter fiel bereits im Alter von 18 Jahren 1944 als Soldat während eines Tieffliegerangriffs in Haltern, Recklinghausen.

Seine politische Karriere startete Kohl bei der CDU schon mit 16 Jahren im Jahr 1946, von 1982 bis 1998 war er der sechste Bundeskanzler Deutschlands. Während seiner 16-jährigen Amtszeit erreichte er verschiedene politische Ziele, von denen das noch heute bedeutendste wohl die Deutsche Einheit war, weswegen Kohl auch oft als „Einheitskanzler“ bezeichnet wird.

Gestorben ist er am 16. Juni 2017 im Alter von 87 Jahren in seiner Heimat und Geburtsstadt Ludwigshafen in seinem Zuhause im Stadtteil Oggersheim und beigesetzt wurde er auf dem Alten Friedhof in Speyer.

Helmut Kohl: Kindheit und politische Anfänge

Die ersten 14 Jahre seines Lebens verbringt Helmut Kohl in seiner Heimat Ludwigshafen, wo er ab 1936 im Ortsteil Friesenheim die Rupprechtschule besucht und ab 1940 die Oberrealschule. 1944 wird er zum Dienst in einem Feuerlöschtrupp eingezogen und kommt dadurch nach Berchtesgarden, wo er als Mitglied der Hitlerjugend eine vormilitärische Ausbildung erhält, die er allerdings wegen des Kriegsendes nicht mehr nutzen muss. Im August 1945 beginnt er in seiner Heimat zunächst eine landwirtschaftliche Lehre, kehrt aber schon im November an die Schule zurück, nachdem diese wieder geöffnet hat. 1950 macht er am heutigen Max-Planck-Gymnasium das Abitur.

Danach beginnt Kohl Rechtswissenschaft und Geschichte zu studieren, wechselt dann aber für das Studium der Geschichte und Staatswissenschaften an die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. 1958 macht er seinen Doktor der Philosophie, für den er eine Dissertation zum Thema ‚Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945 vorlegt.

Politisch engagiert sich Helmut Kohl bereits als Jugendlicher. 1946 tritt er im Alter von 16 Jahren der CDU bei und gründet nur ein Jahr später die Junge Union in Ludwigshafen mit, bei der er von 1954 bis 1961 stellvertretender Landesvorsitzender ist. Von 1959 bis 1962 ist er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Ludwigshafen und von 1959 bis 1976 auch Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz, wo er ab 1961 stellvertretender Vorsitzender und ab 1963 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion ist.

Von 1966 bis 1973 ist er Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz und ebenfalls 1966 wird er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU, das er bis zum Jahr 2000 bleibt. 1969 nimmt er den Posten des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU ein, den er bis 1973 innehat, und ebenfalls 1969 wird er Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Zunächst regiert er dort mit einer christlich-liberalen Koalition, nach der Wahl 1971, bei der die CDU eine absolute Mehrheit bekommt, gibt es unter Kohl dann aber eine CDU-Alleinregierung. In dieser Zeit sorgt Kohl für eine umfangreiche Gebiets- und Verwaltungsreform und reformiert zusammen mit Heiner Geißler auch das Sozial- und Gesundheitswesen des Bundeslandes.

1973 wird Helmut Kohl CDU-Parteivorsitzender der CDU, 1976 Mitglied des Bundestages. Im selben Jahr gibt Kohl das Amt des Ministerpräsidenten in Rheinland-Pfalz ab, um in Bonn den Posten des Oppositionsführers als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion anzunehmen. 1976 verliert die CDU die Bundestagswahl und beschließt daraufhin, sich von der CSU zu trennen, wogegen Kohl sein Veto einlegt und auf einer gemeinsamen Fraktion besteht.

Helmut Kohls Aufstieg zum Bundeskanzler

Die verlorene Bundestagswahl 1976 ist für die CDU/CSU zunächst ein Rückschlag, doch im September 1982 nimmt die Partei dann mit der FDP Koalitionsgespräche auf. Das Ziel: Bundeskanzler Helmut Schmidt soll durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. Am 1. Oktober 1982 wählt der Bundestag Helmut Kohl zum sechsten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, SPD-Kandidat Hans-Jochen Vogel verliert. Zwei Wochen später bekennt der neue Kanzler sich in seiner Regierungserklärung zum Nato-Nachrüstungsbeschluss und zur Fortführung der Beziehung zur DDR. Da er aber kurz danach in der Abstimmung über die Vertrauensfrage im Bundestag keine Mehrheit erhält, werden Neuwahlen für den folgenden März angesetzt. Diese fallen positiv für Kohl aus. Am 6. März 1983 bekommt die Koalition von CDU/CSU und FDP die Mehrheit und Kohl wird vom Bundestag als Bundeskanzler bestätigt.

16 Jahre ist Helmut Kohl danach im Amt des Bundeskanzlers tätig und bewirkt politisch so einiges in seiner Laufbahn. Die Steuerreform, mit der er in seine Amtszeit startet, kommt den Bürgern zugute und kurbelt die Wirtschaft an. Die Schulden des Staates werden durch die Amtshandlungen Kohls verringert, was der damaligen BRD besonders gelegen kommt, als 1989 die Mauer fällt und große finanzielle Mittel für den Wiederaufbau des Ostens benötigt werden. Außerdem führt Kohl das Kinder- und Jugendhilfegesetz und den Erziehungsurlaub ein und unterstützt so zahlreiche Familien; 1994 kommt die gesetzliche Pflegeversicherung dazu, nach der Pflegebedürftige und deren Angehörige vom Staat finanzielle Unterstützung bekommen. Darüber hinaus stärkt Kohl auch außenpolitisch die Verhältnisse zu anderen Ländern. Er vertieft die transatlantischen Beziehungen ebenso wie die politischen Beziehungen zu den Ländern des Ostblocks.

Helmut Kohl: Besonderheiten seiner Amtszeit

In 16 Jahren Amtszeit kann Helmut Kohl aber nicht nur Erfolge verzeichnen, sondern muss auch einige Rückschläge einstecken und mit Skandalen umgehen. Der bekannteste aus der Kanzlerzeit Kohls ist wohl die Spendenaffäre von 1999: Von 1993 bis 1998 nehmen Kohl und die Bundes-CDU Spenden, teilweise in bar, im Wert von bis zu zwei Millionen Mark an, die auch über verdeckte Parteikonten abgewickelt und nirgends deklariert werden.

Ex-Schatzmeister Walther Leisler Kiep gibt die Führung dieser Konten Anfang November 1999 vor der Augsburger Staatsanwaltschaft zu, Ende des Monats übernimmt Kohl die Verantwortung dafür. Der Bundestag setzt im Dezember einen Untersuchungsausschuss zu der Finanzaffäre ein, die Bonner Staatsanwaltschaft eröffnet im Januar 2000 außerdem ein Ermittlungsverfahren gegen Kohl. Es besteht der Verdacht auf Untreue zum Nachteil der Partei. Kohl wird von seiner Partei aufgefordert, den Ehrenvorsitz, den er seit dem Ende seiner Kanzleramtszeit innehat, aufzugeben und er fügt sich diesem Anliegen.

Am 15. Februar wird durch den Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) gegen die Bundes-CDU eine Strafe von 41 Millionen Mark verhängt, die allerdings im Januar 2001 vom Berliner Verwaltungsgericht zurückgewiesen wird. Im Juni 2000 überweist Kohl aus privaten Spendenaktionen acht Millionen an die CDU, um den materiellen Schaden wieder gut zu machen; den Vorwurf der Bestechlichkeit weist er weiterhin zurück und will noch immer keine Spendernamen nennen.

Im November veröffentlicht der Altkanzler Auszüge aus seinem Tagebuch von 1998 bis 2000, in denen er sich selbst als Opfer des Skandals hinstellt und von einer Intrige durch Merkel und Schäuble spricht – im April hatte Merkel Schäuble als Partei- und Fraktionsvorsitzenden abgelöst, da auch er durch eine erhaltene Spende in den Skandal verwickelt war. Im Februar 2001 stellt die Bonner Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Kohl gegen ein Bußgeld von 300.000 Mark ein.

Eine positivere Besonderheit aus Kohls Amtszeit ist die Wende und die Deutsche Einheit, die nicht zuletzt durch den damaligen Bundeskanzler herbeigeführt wurde. Als sich der Zusammenbruch der DDR anbahnt und am 9. November 1989 die Mauer in Berlin fällt, sieht Helmut Kohl die Chance auf ein vereintes Deutschland und ergreift sie. Ohne vorherige Absprachen legt er am 28. November im Bundestag das Zehn-Punkte-Programm vor, nachdem Deutschland eine Einheit werden soll; das Zwei-Staaten-Konzept des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine lehnt er ab.

Mit der Unterstützung von Außenminister Hans-Dietrich Genscher und DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière erreicht er in den sogenannten Zwei-plus-Vier-Gesprächen mit den vier Besatzungsmächten deren Zustimmung für ein vereintes Deutschland und die Einbindung des vereinten Deutschlands in die Europäische Union. Für Kohl ist klar: Nur ein vereintes Deutschland kann Teil der EU sein. Am 12. September 1990 unterzeichnen die vertretenden Politiker der vier ehemaligen Besatzungsmächte – Sowjetunion, England, Frankreich, Amerika – in Moskau den Zwei-plus-Vier-Vertrag. 1990 folgt die erste Bundestagswahl des vereinten Deutschlands, bei der die Regierungskoalition eine klare Mehrheit erhält, und 1991 wählt der Bundestag Kohl zum vierten Mal zum Bundeskanzler. Noch heute ist Kohl als „Kanzler der Einheit“ bekannt.

Helmut Kohls Beziehung zur eigenen Partei

In seiner Partei bekam Helmut Kohl vor allem nach seinem Einsatz für die deutsche Wiedervereinigung jede Menge Rückenwind. Die Vereinigung der Ost-CDU mit der westlichen CDU Kohls gestaltete sich zuerst allerdings schwierig. Beim Vereinigungsparteitag im Oktober 1990 wurde der Vorsitzende der CDU der DDR, Lothar de Maizière, zu Kohl Stellvertreter gewählt. Ein Jahr später trat er allerdings bereits zurück, da ihm vorgeworfen wurde, er sei in der DDR für den Staatssicherheitsdienst (Stasi) tätig gewesen. Im Jahr 1991 nahm die politische Newcomerin Angela Merkel de Maizières Position ein und wurde stellvertretenden Bundesvorsitzende unter Kohl. Die Beziehung von Merkel und Kohl war zunächst eine gute und von Zuversicht geprägte und Kohl nahm Merkel unter seine Fittiche. Als diese sich allerdings während des Spendenskandals von ihm distanzierte, zerbrach das gute Verhältnis und nur mit Mühe und Not konnten die beiden Politiker nach Jahren wieder professionell aufeinander zugehen.

Die CDU selbst soll für Kohl aber immer „eine politische Heimat, seine politische Familie“ gewesen sein, wie es auch in einem Nachruf der CDU heißt, der im Jahr 2020 zu Kohls Geburtstag, an dem er 90 Jahre alt geworden wäre, veröffentlicht wurde. Die moderne Einstellung des Politikers habe die CDU zu einer echten und modernen Mitgliederpartei gemacht und sein Engagement zähle zu den größten der Parteigeschichte.

Helmut Kohl: Familie und Privatleben

Sein privates Glück fand Helmut Kohl in jungen Jahren mit der Diplomdolmetscherin Hannelore Renner, die er 1948 mit 18 Jahren kennenlernte und 1960 heiratete. 1963 kam Sohn Walter zur Welt und 1965 folgte Sohn Peter. Im Jahr 2001 nahm sich Hannelore im Alter von 68 Jahren das Leben und der Politiker ließ seine Frau im Familiengrab neben seinen Eltern auf dem Friesenheimer Friedhof in Ludwigshafen beisetzen. Sohn Walter erklärte Jahre später, dass das Familienleben der Kohls – anders als in Interviews betont und auf Urlaubsfotos gestellt – alles andere als harmonisch gewesen sein soll. Tatsächlich soll Hannelore jahrelang zurückgezogen gelebt haben – unter anderem wegen einer seltenen Lichtallergie.

Noch vor dem Tod seiner Ehefrau soll Helmut Kohl allerdings auch eine Affäre gehabt haben. 2016 verriet Beatrice Herbold, dass sie in den 90er-Jahren die Geliebte des damaligen Kanzlers gewesen sei. Nach seiner Bundestagswahlniederlage 1998 und der Spendenaffäre zerbrach die Beziehung aber, die Herbold als Liebe bezeichnete. Damals soll der Politiker durch die beruflichen Niederlagen verbittert, schroff und cholerisch geworden sein.

2008 heiratete der Altkanzler erneut, dieses Mal die 34 Jahre jüngere Maike Richter, die er im Kanzleramt kennengelernt hatte, wo die gelernte Volkswirtin von 1994 bis 1998 als Beamtin in der Wirtschaftsabteilung tätig war. Die Hochzeit fand in einer Reha-Klinik in Heidelberg statt, in der sich Kohl nach einem schweren Sturz erholte. Zur Hochzeit war keine Familie eingeladen, lediglich die Trauzeugen, Medienmogul Leo Kirch und Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, waren anwesend. Am 16. Juni 2017 verstarb Helmut Kohl im Alter von 87 Jahren in seinem Zuhause im Stadtteil Oggersheim und beigesetzt wurde er auf den Wunsch von Maike Kohl-Richter auf dem Alten Friedhof in Speyer. Schon lange Zeit davor war das Verhältnis zum Rest von Kohls Familie zerrüttet. Auch nach seinem Tod gingen die Streitigkeiten zwischen seiner Witwe und den Söhnen weiter.

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