„Ingo Thiel“: Darum darf der TV-Ermittler im neuen Fall erstmals Gefühle zeigen

"Ingo Thiel“: Darum darf der TV-Ermittler im neuen Fall erstmals Gefühle zeigen

01.11.2024 um 16:30 Uhr
    "Ingo Thiel“: Darum darf der TV-Ermittler im neuen Fall erstmals Gefühle zeigen | © Arte
    Die Suche nach Yvonne Gaspers führt die Oberkommissarin Lee Sooyoung (Kotbong Yang) und SOKO-Chef Ingo Thiel (Heino Ferch) bis nach Griechenland. | ©Arte

    Im sechsten Teil der auf wahren Kriminalfällen beruhenden Krimi-Reihe ist Kommissar Ingo Thiel  persönlich involviert: Seine Dating-Partnerin wird seit zehn Tagen vermisst.

    Es ist eine eher ungewöhnliche Szene, mit der "Yvonne und der Tod"(Fr, 1. November, 20.15 Uhr bei ARTE), der sechste Teil der Kriminalfilmreihe "Ingo Thiel", beginnt: Der titelgebende Kommissar (Heino Ferch) und die Rechtsmedizinerin Martha Stachowicz (Karolina Horster) schweißen die Tür zu einer Wohnung auf. Im Innern finden sie eine Männerleiche, umgeben von Müll und Ratten. "Fremdeinwirkung würde ich jetzt mal ausschließen", urteilt Stachowicz. Wie sich kurz darauf herausstellt, hat sie Recht. Dennoch wird Thiel mit einem heiklen Fall konfrontiert: Die Steuerprüferin Yvonne Gaspers (Katharina Heyer) wird seit zehn Tagen vermisst. In der Manteltasche der Vermissten findet Oberkommissarin Lee Sooyoung (Kotbong Yang) die Visitenkarte Ingo Thiels. ARTE zeigt "Ingo Thiel: Yvonne und der Tod" nun als Vorab-Premiere und hier in der Mediathek.

    Ermittlungen in Griechenland

    "Kennen Sie meine Schwester?", möchte Yvonne Gaspers' Schwester (Helene Grass) vom Mordermittler wissen. "Wir haben uns ein einziges Mal gesehen", weicht er zunächst aus. Wenig später gibt Thiel gegenüber der Kollegin zu: Er habe Yvonne auf einer Dating-Plattform kennengelernt. Mehr als ein gemeinsames Abendessen habe es allerdings nicht gegeben. In der Wohnung der Vermissten deutet nichts auf eine Straftat hin, da auch ihr Auto fehlt, geht Lee eher von einem überraschten Aufbruch aus.

    Doch Thiel ist skeptisch: In der Wohnung habe es nach Chlor gerochen, schildert er der Rechtsmedizinerin Stachowicz: "Den Geruch kenne ich von Tatort-Reinigungen." Die Expertin erklärt: "Was du bei der Tatort-Reinigung riechst, das ist Wasserstoff-Peroxid. In einer hohen Konzentration riecht das nach Chlor. Meistens wird das verdampft, um den Leichengeruch zu beseitigen." Wurde Yvonne also doch Opfer eines Gewaltverbrechens? Thiels Kolleginnen (Katja Heinrich, Sina Bianca Hentschel) befürchten Thiels Befangenheit. Also beginnt der Kommissar zunächst auf eigene Faust zu ermitteln und reist dafür letztlich bis nach Griechenland ...

    Basierend auf realen Kriminalfällen

    In den meisten Kriminalfilmen hätten das Drehbuch wohl eine überraschende Verbindung zwischen der in der Eröffnungsszene gefundenen Männerleiche und der vermissten Frau des weiteren Filmverlaufs gezogen, nicht so bei "Ingo Thiel": Wie die vergangenen fünf Filme wurde auch dieser sechste Teil von realen Kriminalfällen inspiriert. Ziel der Inszenierung ist dabei stets, die kleinteilige und bisweilen zermürbende Polizeiarbeit realistisch abzubilden.

    Yvonne Gaspers (Katharina Heyer) und Ingo Thiel (Heino Ferch) lernten sich auf einer Dating-Plattform kennen. | ©ZDF

    Angefangen hatte alles im Jahr 2017: Unter dem Titel "Ein Kind wird gesucht" inszenierte Regisseur Urs Egger damals den medienwirksamen Fall des zehnjährigen Mirco, der 2010 ermordet wurde. Der reale Mönchengladbacher Ermittler Ingo Thiel schrieb über die damalige sowie weitere seiner Ermittlungsarbeiten das Buch "SOKO im Einsatz: Der Fall Mirco und weitere brisante Kriminalgeschichten". Als Fachberater stand er den Filmcrews ebenfalls zur Seite.

    Ingo Thiel zeigt Gefühle

    Hauptdarsteller Heino Ferch spielt Ingo Thiel als reservierten, ja gar kalten Ermittler mit genialem Geist. In diesem sechsten Film jedoch darf Ingo Thiel Gefühle zeigen. In den Rückblenden, die vom Treffen mit Yvonne Gaspers erzählen, stiehlt sich sogar ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.

    Es ist nicht die einzige durchgängige Krimi-Rolle für den 61-jährigen Mimen: Als Kunstermittler Allmen ist er seit 2016 in der gleichnamigen Romanverfilmung von Martin Suter (Das Erste) sowie den Polizisten Simon Kessler in der ZDF-Reihe "Nordholm" zu sehen. Dem Genre überdrüssig ist Ferch, nach eigenen Aussagen, allerdings nicht: "Auch wenn es viele Krimis sind, kommt es immer darauf an, was man daraus macht. Darauf, mit welchen Ideen und welcher Ästhetik man das Genre füllt." Im Krimi werde die Natur des Menschen wunderbar gezeigt, fuhr er fort. Und noch ein Aspekt sei wichtig: "Krimis werden geschaut, weil die Menschen sehen wollen, wie Gerechtigkeit hergestellt wird. Wenn der Kommissar den Mörder überführt, ist die Welt wieder ein Stück weit in Ordnung."

    "Ingo Thiel - Yvonne und der Tod" ist ein spannender und vielschichtiger Krimi. Er erfüllt somit das, was Fans von der Krimi-Reihe erwarten. Regisseur und Drehbuch-Autor Niki Stein ist ohnehin Genre-erfahren: Gemeinsam mit Katja Rödel hatte der inzwischen 63-Jährige bereits das Drehbuch zu dem von ihm inszenierten fünften "Ingo Thiel"-Film "Briefe aus dem Jenseits" verfasst. Außerdem umfasst sein Portfolio diverse "Tatort"-Episoden, darunter der Stuttgarter Fall "Der Mörder in mir" aus dem Jahr 2022. Wann es mit "Ingo Thiel" im Fernsehen weitergeht, ist noch nicht bekannt.