Harald Franz Schmidt (* 18. August 1957 in Neu-Ulm) ist ein deutscher Schauspieler, Kabarettist,
Kolumnist, Entertainer, Schriftsteller und Moderator.
Leben
Jugend und Ausbildung
Schmidts Eltern sind Heimatvertriebene. Sein Vater Anton stammt aus Karlsbad im Sudetenland, seine Mutter aus Brünn
in Südmähren. Schmidt, der in Nürtingen aufwuchs, war als Junge bei den katholischen Pfadfindern aktiv. Später
wurde er Kirchenmusiker (mit C-Abschluss an der Kirchenmusikschule in Rottenburg am Neckar) und wirkte als Organist
in der katholischen Gemeinde St. Johannes in Nürtingen. Nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen und der
Ableistung des Zivildienstes in einem katholischen Pfarrbüro studierte Schmidt von 1978 bis 1981 Schauspiel an der
Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Um Kontakte zum Fernsehen zu knüpfen, bewarb
Schmidt sich 1983 bei der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, scheiterte aber bei der Endauswahl unter
etwa 100 Mitbewerbern.
Schauspieler und Kabarettist
Sein erstes Engagement hatte Harald Schmidt von 1981 bis 1984 an den Städtischen Bühnen in Augsburg. Seine erste
Rolle dort war der zweite Mameluk in Lessings Nathan der Weise, der nur den Satz „Nur hier herein“ zu sprechen hat.
1984 wechselte Schmidt zu Kay Lorentz ans Düsseldorfer Kom(m)ödchen, wo er bis 1989 blieb und seine kabarettistische
Laufbahn unter Anleitung von Lore Lorentz begann. Im Jahr 1985 ging er mit seinem ersten Soloprogramm "Ich hab’
schon wieder überzogen" auf Tournee. Weitere Soloprogramme waren 1988 "Überstehen ist alles" und 1992 "Schmidtgift".
Im Frühjahr 2002 kehrte er als Diener Lucky in Becketts "Warten auf Godot" ans Theater zurück und wurde im April
Mitglied des Ensembles am Bochumer Schauspielhaus. Dafür erhielt er von der Zeitschrift "Theater heute" im Alter von
45 Jahren die Auszeichnung "Bester Nachwuchsschauspieler". Im Sommer 2002 spielte Schmidt ebenfalls in Bochum
im Stück "Die Direktoren" von Daniel Besse die Rolle des Vize-Vorstandsvorsitzenden Montparnasse. Vom 14. Juli 2004 an war er zusammen mit Manuel Andrack und dem eigenen zweistündigen Kabarettprogramm
(Sprechstunde, Einspruch und Summa cum) unterwegs. Seit der Spielzeit 2008 ist Schmidt Ensemblemitglied am
Staatstheater Stuttgart. Am 25. Oktober 2008 hatte dort die Inszenierung des von Schmidt konzipierten Hamlet-Musicals
"Der Prinz von Dänemark" unter der Regie von Christian Brey Premiere, bei dem er auch selbst einige Rollen spielt.
Fernsehen
Anfänge bei der ARD
Seine ersten Fernseherfahrungen machte Schmidt ab März 1988 beim Sender Freies Berlin mit der Sendung "MAZ ab!",
die ab 1989 im Ersten ausgestrahlt wurde. 1990 folgten die Sendungen "Pssst…" (eine Rateshow nach dem Vorbild
der Show "Was bin ich?" von Robert Lembke) und "Schmidteinander", die er mit Herbert Feuerstein bis Dezember
1994 moderierte. Beide Sendungen wurden vom Westdeutschen Rundfunk produziert und ausgestrahlt. "Schmidteinander"
und "Pssst…" wurden ab 1994 bzw. 1995 im Ersten ausgestrahlt. Im Februar und März 2007 gab es dort im
Vorabendprogramm eine Neuauflage von "Pssst…" mit zwölf Folgen, die aber nicht die erwarteten Einschaltquoten
erzielten. Von Dezember 1992 bis März 1993 folgte ein kurzes Zwischenspiel mit der vierteiligen, von Radio Bremen
für die ARD produzierten Show "Gala!". Von Oktober 1992 bis Mai 1995 moderierte er in der ARD die von Paola und Kurt
Felix übernommene Show "Verstehen Sie Spaß?", mit der Schmidt nur mäßigen Erfolg hatte. Schmidt stellte sich immer
mehr in den Mittelpunkt der Sendung, in der es eigentlich um Streiche mit der versteckten Kamera ging. Seine
Comedy-Einlagen vertrugen sich nicht mit der für die Masse konfektionierten, damals üblichen Unterhaltung.
Harald Schmidt Show bei Sat.1
Vom 5. Dezember 1995 bis zum 23. Dezember 2003 moderierte Schmidt die zunächst von Brainpool im Kölner Capitol
produzierte "Harald Schmidt Show". Von August 1998 bis Dezember 2003 wurde die Show von Schmidts Firma Bonito im
Studio 449 in Köln-Mülheim produziert. Wegen seines oft respektlosen und zynischen Humors erhielt Schmidt in den
Medien den Spitznamen "Dirty Harry".
Der tabulose Umgang mit seinen Spaßopfern brachte Schmidt einige Klagen ein. So wehrte sich die frühere
Tagesschausprecherin Susan Stahnke gegen einen in der "Harald-Schmidt-Show" gezeigten Beitrag, in dem eine der
Betroffenen ähnelnde, in Reizwäsche agierende Darstellerin bei vermeintlichen Dreharbeiten zu einer Sex-Szene für
den Film "Basic-Instict II" gezeigt wurde. Der Filmbeitrag spielte auf die zuvor in der Presse bekannt gemachten
Pläne der Klägerin an, in Hollywood Karriere als Filmschauspielerin zu machen. Am 8. Dezember 2003 gab Harald
Schmidt bekannt, dass er nach seiner Late-Night-Show auf Sat.1 eine "kreative Pause" einlegen wolle. Als Folge der
Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch Haim Saban war wenige Tage zuvor der damalige Geschäftsführer von
Sat.1, Martin Hoffmann, zu dem Schmidt eine freundschaftliche Beziehung pflegt, entlassen worden. Nach einem
Bericht des Magazins "Der Spiegel" hatte der damalige ProSiebenSat.1-Vorstandschef Urs Rohner von Saban die
ausdrückliche Anweisung, Hoffmann erst nach der anstehenden Vertragsverlängerung mit Harald Schmidt zu entlassen.
Die Verhandlungen verzögerten sich, Rohner entließ Hoffmann vorzeitig, und Schmidt verlängerte seinen Vertrag nicht.
Die Nachfolge auf dem gleichen Sendeplatz trat am 17. Mai 2004 Anke Engelke mit ihrer Show "Anke Late Night" an,
die jedoch am 21. Oktober 2004 aufgrund schlechter Quoten wieder eingestellt wurde. In seiner einjährigen Pause
begab sich Harald Schmidt auf Weltreise und bestritt eine Kabarett-Tournee mit Manuel Andrack.
Rückkehr zur ARD
Die erste Vorab-Ausgabe seiner neuen Late-Night-Show "Harald Schmidt" bei der ARD wurde am 23. Dezember 2004
gesendet – genau ein Jahr nach Schmidts letzter Sat.1-Sendung. Die erste reguläre Folge der Sendung wurde am
19. Januar 2005 ausgestrahlt. Nach Schätzungen des Schweizer Mediendienstes "Klein Report" soll Schmidts
Produktionsfirma für 60 Sendungen pro Jahr insgesamt acht Millionen Euro von der ARD erhalten, was einem
Produktionsetat von rund 133.000 Euro pro Show entspricht (inclusive Schmidts Moderationshonorar). Neben der
Moderation seiner Sendung "Harald Schmidt" trat Schmidt in den folgenden Jahren immer wieder als ein- oder
mehrmaliger Moderator verschiedener anderer Sendungen in Erscheinung. Vom 12. bis 26. Februar 2006 moderierte er
zusammen mit dem Sportreporter Waldemar Hartmann die 60-minütige ARD-Sendung "Olympia mit Waldi & Harry", die in
der Zeit der Olympischen Winterspiele 2006 jeweils an den ARD-Sendetagen ausgestrahlt wurde. Am 15. Mai 2006 führte
Schmidt als Gastmoderator durch das Fernsehmagazin "Report Mainz", das aus Anlass des 40. Jubiläums selbstironisch
konzipiert war. Zusammen mit Eva Padberg moderierte Schmidt am 30. November 2006 die Bambi-Verleihung der Hubert
Burda Media, die erstmals in der neuen Mercedes-Benz Welt in Stuttgart stattfand und live in der ARD übertragen
wurde. Auch die Bambi-Verleihungen 2007 und 2008 wurden von Schmidt moderiert. Nach einer "Schnupper-Bewerbung" in
seiner ARD-Show, einen Teil des ZDF-Nachrichtenmagazins heute-journal als Probe für eine "Urlaubsvertretung" zu
moderieren, präsentierte Harald Schmidt am 19. April 2007 als "Gastmoderator" einen Beitrag innerhalb des
heute-journals. 4,24 Millionen Zuschauer sahen die Sendung. Ab dem 25. Oktober 2007 trat Schmidt zusammen mit dem
Comedian Oliver Pocher in der Sendung "Schmidt & Pocher" auf. In einem Interview mit der Wochenzeitschrift
"Der Spiegel" nach der letzten Ausgabe von "Harald Schmidt" erklärte Schmidt im Juni 2007, dass er mit dem Format
einer mehrmals wöchentlich ausgestrahlten Late-Night-Show "fertig" sei und dies lieber seinem Kollegen
Oliver Pocher überlassen würde. Im April 2009 beendeten Schmidt und Pocher ihre Zusammenarbeit. Seit September
2009 ist er wieder mit einem überarbeiteten Format von "Harald Schmidt" auf Sendung. Am 22. September 2008 übernahm
Schmidt anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von NDR Info für einen Tag den Posten des Chefredakteurs dieses
Programms.
Film
Neben seiner Moderationstätigkeit im Fernsehen trat Schmidt hin und wieder auch als Schauspieler in verschiedenen
Filmen auf. 1995 war er in dem Kinofilm "Nich’ mit Leo" (zusammen mit Jürgen von der Lippe) und 1999 als
Protagonist des Films "Late Show" in der Rolle des Conny Scheffer zu sehen. Weiterhin war er an der Seite vieler
Comedians mit einem Kurzauftritt in Otto Waalkes’ Kinofilm "7 Zwerge – Männer allein im Wald" zu sehen. Im Film "Vom
Suchen und Finden der Liebe" von Helmut Dietl spielt Harald Schmidt an der Seite von Anke Engelke eine Nebenrolle.
2004 sollte Schmidt in einem RTL-Fernsehfilm über die Flutkatastrophe von 1962 in Hamburg den damaligen
Innensenator Helmut Schmidt verkörpern, er sagte die Teilnahme aber kurz vor Bekanntwerden seiner neuen Late Night
Show "Harald Schmidt" bei der ARD ab. In der an Neujahr 2008 ausgestrahlten Folge der ZDF-Reihe "Das Traumschiff"
auf der Reise nach San Francisco übernahm Schmidt die Rolle des Gentleman Hosts Oskar. In der Rolle war er 2008 und
2009 auch in zwei weiteren Folgen zu sehen. Im zweiteiligen Fernsehfilm "Teufelsbraten" (2008) von Hermine
Huntgeburth (Regie), war Harald Schmidt als Unterwäschevertreter zu sehen. Im dritten Film der im November 2009
ausgestrahlten Folge der ZDF-Krimireihe "SOKO Stuttgart" übernahm Schmidt eine Gastrolle als Leiter einer
psychiatrischen Klinik.
Werbeträger
Sein erstes Werbeengagement startete Schmidt zur Fußball-Weltmeisterschaft 1998, während derer er auf dem Sender
Sat.1 das "McSchmidt-Studio" in einer Medienkooperation mit McDonald’s moderierte. Seit dem Jahr 2000 wirbt Harald
Schmidt bundesweit regelmäßig für verschiedene Organisationen und Unternehmen. Ab Sommer 2000 pries er auf
schwäbisch in TV-Spots von T-Online die Vorzüge des Internetanschlusses und von DSL. In einer bundesweit
erschienenen Zeitschriftenanzeige für die deutsche Stiftung Pfadfinden posierte er im Januar 2001 ohne Gage als
Werbefigur. Ab 2002 gab es jährliche TV-Werbespotserien mit Schmidt als prominentem Testimonial für die Marke
Nescafé der Firma Nestlé. 2003, 2004 und wieder ab Juli 2006 war Schmidt als bekennender Hypochonder Werbepartner
des deutschen Arzneimittel-Generika-Herstellers Hexal. Die Spots wurden in den ersten Jahren komplett von Schmidts
Firma Bonito TV produziert, ebenso wie schon die TV-Werbeauftritte Schmidts für die Kaufhauskette KarstadtQuelle
(2002) und die Deutsche Bahn AG (2003). Im Januar 2006 veröffentlichte das Münchener Marktforschungsinstitut Imas
International eine bundesweite Umfrage, nach der nur 36 Prozent der Deutschen Harald Schmidt für eine sympathische
Werbefigur halten, im Gegensatz etwa zum bestgetesteten Günther Jauch, der eine Sympathiequote von 69 % erzielte.
Bei der Aktion "Darmkrebsmonat März" der Felix-Burda-Stiftung warb Schmidt im Frühjahr 2006 für Darmspiegelungen.
Ab Oktober 2006 synchronisierte Schmidt in 14 TV-Spots ein männliches Hausschwein als Werbefigur der
Saubillig-Kampagne des Media-Markts; dazu war seine Stimme in den Radio-Spots des Unternehmens zu hören.
Obwohl Schmidt bei dieser Kampagne nicht als Person in Erscheinung trat, sorgte sie für bundesweites Aufsehen.
Ab 28. November 2006 warb Schmidt in Radio-Spots mit schwäbischer Dialektfärbung für das integrierte ÖPNV-System
"3-Löwen-Takt" der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg.
Privates
Schmidt ist nach eigenen Angaben in einer streng katholischen Familie aufgewachsen. Vom Priesteramt habe ihn der
Zölibat abgehalten. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin in Köln-Marienburg und hat fünf Kinder. Daneben schreibt
Schmidt wöchentliche Kolumnen für das Magazin "Focus". 2003 erschien eine von Harald Schmidt nicht autorisierte
Biographie "Harald Schmidt" von Mariam Lau. Mit dem 2003 erschienenen Buch "Late Night Solo – Die Methode Harald
Schmidt" versucht Autor Kay Sokolowsky Schmidts Humor und seiner Einzigartigkeit in der deutschen Fernsehlandschaft
auf den Grund zu gehen. 2006 erschien das Buch "Wer ist Harald Schmidt" von Peter Reinwarth, einem ehemaligen
Weggefährten Schmidts. In diesem umstrittenen Buch setzt sich der Autor kritisch mit dem Medienphänomen Harald
Schmidt auseinander.
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