Hans Modrow stellt Vertrauensfrage als Linke-Ältestenrats-Chef

Hans Modrow stellt Vertrauensfrage als Linke-Ältestenrats-Chef

Er begründet seinen Schritt mit der Art und Weise, wie der Absturz der Linkspartei bei der Bundestagswahl aufgearbeitet werde.

Hans Modrow
Hans ModrowBerliner Zeitung/Paulus Ponizak

Berlin-Der Vorsitzende des Ältestenrats der Linken, Hans Modrow, hat die Parteispitze um Prüfung gebeten, ob er weiter in dieser Funktion gefragt ist. Er begründete das mit der Art und Weise, wie der Absturz bei der Bundestagswahl aufgearbeitet wird. „Ich habe gesagt, bis zur nächsten Vorstandssitzung soll man genauer prüfen und dann darüber diskutieren, ob ich das Vertrauen weiter behalte“, sagte der vorletzte DDR-Ministerpräsident der Deutschen Presse-Agentur. Die Zeitung nd.DerTag (Dienstag) hatte zuerst darüber berichtet.

Der Parteivorstand hatte sich am Wochenende in Berlin getroffen und über das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl diskutiert. Die Linke war von 9,2 auf 4,9 Prozent abgerutscht und nur dank dreier Direktmandate wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag eingezogen. Bei der Vorstandssitzung wurden eine gemeinsame Ursachenanalyse mit der Parteibasis und eine engere Abstimmung zwischen Partei und Bundestagsfraktion vereinbart.

Analysen des Ältestenrats zu Ostdeutschland nicht berücksichtigt

Modrow begründete seinen Schritt damit, dass Analysen des Ältestenrats zum Thema Ostdeutschland nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Daher stelle er die Frage, ob er noch der richtige Berater sein könne. Bisher habe der Vorstand nicht reagiert. Der Vorsitzende des Ältestenrats wird von ihm berufen. Ein Parteisprecher sagte auf Anfrage, die Empfehlungen des Ältestenrates würden sehr wohl bei den Entscheidungen des Vorstandes berücksichtigt. Auch die Forderungen nach Vorlage einer schriftlichen Wahlanalyse seien positiv aufgenommen worden.

Der 93-jährige Modrow war in der Endphase der DDR letzter Ministerpräsident der SED. Modrow machte deutlich, dass er sich „weiter in Verantwortung auch den ehemaligen DDR-Bürgern gegenüber“ sehe, und sprach mit Blick auf Lohn- und Rentenunterschiede in Ost und West von einer „Zweiheit in Deutschland“.