Schleswig-Holstein: Landesverwaltung führt digital souveränen Arbeitsplatz ein - Abkehr von Microsoft wird vollzogen | Seite 2 | Dr. Windows
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Schleswig-Holstein: Landesverwaltung führt digital souveränen Arbeitsplatz ein - Abkehr von Microsoft wird vollzogen

und wer bei Fehlern zuständig, verantwortlich oder haftbar....
In den Köpfen von Juristen ist das wohl meist die Crux bei open-source Lösungen: wer ist haftbar?

Beim System sehe ich wenig Fehlerpotential.
Linux-Server zählen zum Stabilsten, denn auch für sie gilt das erste Gebot der NIXen (UNIX-Systeme): Isolierung aller Prozesse vom Kerneldemon über die Shell bis zur Applikation.

Office-Anwendungen u.ä. halt ich ehrlich gestanden auch nicht für sonderlich problematisch.

Spannend ist hingegen die Gretchenfrage der Datenbankimplementierung und -administration.
Wenn man ein skalierbares Open-Source-Projekt (auf SAP oder Oracle-Niveau) anleiern möchte, landet man früher oder später bei PostreSQL.
Und da wird es schnell haarig mit dem ganzen Ecosystem-Stuff: Client-Interfaces, OpenDB-Anbindungen, und so lustigen Dingen wie dem Crunchy-Operator, Digital Oceans, PostGIS, etc...
Und sehet, gar dünn gestreut ist die Zahl jener, die wissen, was sie tun!
Ich habe mehrere vergleichbare Projekte im Medizinbereich erlebt, hier geht es tatsächlich in die Vollen bis so was stabil werkelt.

Heißer Tipp: man müsste ja auch da das Rad nicht neu erfinden.
Fragt doch mal in San Francisco, London, Manchester oder Singapur an, die haben tatsächlich seit Jahren PostreSQL am Start!
"Im Prinzip" scheint es also schon zu klappen.
 
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Office-Anwendungen u.ä. halt ich ehrlich gestanden auch nicht für sonderlich problematisch.
Soweit ich gelesen habe, war das genau eines der Hauptprobleme in München. Die Office-Programme unter Linux kamen nicht mit den Daten der Microsoft-Office Programme vor allem aus dem Umland von München klar. Das hat den Datenaustausch enorm erschwert.
 
Und dann wäre da noch das Thema der Integration von neuen KI Technologien, die damit in SH auf Jahre hinaus flach fallen. So flach wie die Tiefebene. Anstatt in die Zukunft zu investieren wird die Vergangenheit auf etwas umgestellt was keiner will.
 
30.000 IT-Arbeitsplätze heißt wohl 30.000 Mitarbeiter?

Wenn jeweils 10 Mitarbeiter nur eine Grundschulung über eine Woche erhalten, dauert das 57 Jahre bis alle eine Schulung erhalten haben. Reicht eine Woche Schulung, um Linux zu verstehen und anwenden zu können?
Werden 100 Mitarbeiter für eine Woche geschult, dauert das knapp 6 Jahre...
Ich nehme das mal mit etwas Sarkasmus auf. Oder rechnest du das ernsthaft so auf? 🤔
30000 IT-Arbeitsplätze sind nicht genauso viele Arbeitnehmer. Sondern viel mehr.
Man muss ja Teilzeitkräfte und ähnliches mitrechnen und es gibt offene 'Arbeitsplätze', die als Kiosk zur Anmeldung für Behörden genutzt werden. Somit ist die Zahl der zu schulenden Arbeitnehmer gar nicht klar belegbar.
Auch muss nicht jeder in Linux angelernt werden, dem normalen Nutzer interessiert die Kommandozeile keineswegs.
Auch muss nicht jeder in OpenOffice angelernt werden, das interessiert nicht den Nerzwerkadmin. Usw usw.
Ich als SH'ler bin gespannt wie das läuft. Digitalisierung ist hier vor Ort an der dänischen Grenze noch großteils ein Problem. Ich mache alles digital und habe schon mit PDFs Probleme. Digitale Signaturen sind eh in Deutschland ein echtes Problem.
Und wie oft muss ich aus einer Word Datei oder einer einfachen PDF Datei ein Formular machen, da es vom Land nicht herausgegeben wird.
Aber vielleicht klappt das ja mit OpenOffice sogar besser und die Digitalisierung in SH kommt voran.
Ich bin gespannt, erwarte nichts und freue mich über alles was klappt.
Und beim Rest können wir dann später immer noch sagen : "Wussten wir doch vorher schon, dass es nicht klappt."
 
Ich halte nichts davon, ein solches Vorhaben im Vorfeld als utopisch abzutun. Wenn man vor jeder schwierigen Aufgabe kapitulieren würde, säßen wir heute noch in Höhlen. Ich hätte als Steuerzahler auch überhaupt kein Problem damit, wenn ein solches Projekt mit dem Ziel der digitalen Souveränität zunächst einmal Mehrkosten verursacht. Es muss aber Hand und Fuß haben und darf kein Aktionismus sein. Wie das in diesem konkreten Fall ist, kann ich (noch) nicht einschätzen.
 
Ich halte nichts davon, ein solches Vorhaben im Vorfeld als utopisch abzutun.
"οὐ τόπος" (u topos) = kein Ort.

Wie gesagt, ein paar kleinere Orte (wie San Francisco, London, Singapur) haben damit bereits für ihre je bescheidenen Bedürfnisse passable Lösungen gefunden und wurden diesbezüglich zum "εὖ τόπος" (Eu-topos) = guter Platz.

Irgendwie trau ich es den Nordlichtern zu, das auch durchzuziehen. Muss ja hierzulande nicht alles zwangsläufig zum "δυς τόπος" (dys topos) = Ort des Unbehagens, Weltuntergangs-Szenario, werden.

:p
(Courtesy of Thomas Morus & friends.)
 
Wie das in diesem konkreten Fall ist, kann ich (noch) nicht einschätzen.
Wie ich in vergangenen Monaten mit meinem Antrag auf Eingliederungshilfe nach dem Schwerbehindertenrecht zu tun hatte, konnte ich da zumindest indirekt einen schönen Einblick bekommen. In der Kreisverwaltung von Schleswig-Flensburg, wo auch das Teilhabemanagement sitzt, sind sie zu großen Teilen digitalisiert, fluchen aber auch über ihre Systeme. Mit meiner Sachbearbeiterin hatte ich ein telefonisches Vorgespräch, da war wohl Outlook mitmal derart abgeraucht, dass sie den gesamten Rechner neu starten musste.

Mitte Dezember war sie dann bei mir zum Hausbesuch, weil ich wegen meiner Angststörung ja in meiner Mobilität extrem eingeschränkt bin, und wie wir über Punkte wie ein neues Fernstudium im Informatikbereich und meine sonstigen Plänen bei der Digitalisierung, um die Nachteile meiner Behinderung weiter auszugleichen, gesprochen haben, hatte ich ihr u.a. auch Dr. Windows gezeigt und erklärt, was ich hier so mache und womit ich mich ansonsten noch so auskenne. Der Blick von ihr war da wirklich bezeichnend, weil sie merkte, dass in vielen Bereichen Wissen vorhanden ist, ich es wegen meiner Behinderung aber nicht in Bares ummünzen kann. Meine Pläne konnte ich ihr ja so lückenlos aufzeigen, dass sie gemerkt hat, dass es im Wesentlichen auch machbar wäre.

Das ist so ein Punkt, wo wir dann auch wieder beim Fachkräftemangel und dem kaputten System in Deutschland bei der Einbindung von Behinderten in den ersten Arbeitsmarkt sind. Wenn man eine Regelung findet, indem mein Arbeitsplatz aus dem Home Office heraus entsprechend ausgestattet wäre, trauen sie mir auch bei der Eingliederungshilfe zumindest eine Arbeit im Informatikbereich in Teilzeit zu. Da meine Mobilität aber kaum vorhanden ist und es nicht abschätzbar ist, wie sehr man meine chronische Behinderung überhaupt zurückdrängen kann, gelte ich als voll erwerbsgemindert. Da ich voll erwerbsgemindert bin, kann und darf ich bestenfalls in Teilzeit studieren, was ich über Kindergeld (Behinderung wurde vor dem 25. Lebensjahr festgestellt, deswegen ginge das), ein Darlehen vom Kreis oder über die Familie finanzieren müsste.

Das Problem ist dabei auch die Ignoranz der Behörden, mal etwas weiter als über ihre Fensterbänke hinweg zu denken. Ein Fernstudium wäre auch wegen der Nachteilsausgleiche für mich unproblematisch und auch für die fehlende Mobilität gäbe es technische Lösungen neben dem Home Office wie die Telepräsenzrobotik, mit sowas habe ich die Stellen da schon öfter konfrontiert. Was meint ihr, wie oft ich vor der Eingliederungshilfe, die jetzt gottseidank durch ist, den Spruch gehört habe, ich bin halt zu teuer und meine Krankheit ist dem Steuerzahler nicht zumutbar, wenn nicht solche Phrasen wie "ach, sowas existiert doch nicht!" etc. gekommen sind? Und da reden wir nicht von irgendwem, sondern ganz früher vom Jobcenter und in der jüngeren Vergangenheit von Betreuungsbehörde und -gericht. Und da habe ich nicht von teureren Geschichten wie eben der TPR gesprochen, sondern von einem ganz normalen digitalen Arbeitsplatz und digitalen Angeboten des Bundes wie dem ePerso.

Was ich damit sagen möchte: Solche Umwälzungen in der IT, wo umfassende Schulungen notwendig werden, werden mit voller Wucht auf den Fachkräftemangel treffen, egal ob sie bei Microsoft etc. bleiben oder alles auf quelloffener Basis umsetzen. So eine wirkliche Bereitschaft, da auch mal auf innovative Lösungen zu setzen, erkennt man da aber nicht, obwohl man es sich eigentlich nicht leisten kann, in so einem Umbruch nicht jede mögliche Quelle zu heben.
 
Da meine Mobilität aber kaum vorhanden ist und es nicht abschätzbar ist, wie sehr man meine chronische Behinderung überhaupt zurückdrängen kann, gelte ich als voll erwerbsgemindert.
Selten einen Bericht gelesen, wo ich so viel Empathie und sogar Tränen in den Augen fühlte und spürte.
Richtig traurig und ich wünsche dir alles erdenklich mögliche, die Krankheit nicht mehr deinen Lebensmittelpunkt verändern zu lassen. 😔😭
 
Selten einen Bericht gelesen, wo ich so viel Empathie und sogar Tränen in den Augen fühlte und spürte.
Die Situation bei mir kann ich ja gerne mal verdeutlichen. Grundsätzlich muss ich bei meiner Agoraphobie mit Panikstörung - was bei mir eine besonders schwere Form der klassischen Platzangst ist, die einen chronischen Verlauf genommen hat - zweigleisig denken, einmal bzgl. der Krankheit und einmal bzgl. der Behinderung. Was die Krankheit betrifft, ist die logische Konsequenz eine neue Psychotherapie. Sowohl Fachärzte als auch die Eingliederungshilfe stimmen da überein, dass eine (teil-)stationäre Therapie für mich absolut realitätsfern ist und wir zum jetzigen Zeitpunkt darüber nicht mal ansatzweise diskutieren müssen. Ich könnte den Therapieort schlichtweg nicht erreichen und stehe mit anderen um die knappen Kassenplätze im Wettbewerb, denen ich so einen Platz nur unnötig blockieren würde. Deswegen wird bei mir auf absehbare Zeit nur eine ambulante Therapie angestrebt.

Was viele im Übrigen nicht wissen, ist, wie sehr das Kindergeld hier eine Stolperfalle werden kann. Damit ich existenzsichernde Leistungen vom Kreis bekommen kann, mussten meine Eltern damals Kindergeld beantragen, weil der Kreis das einzieht und meine Behinderung eben vor meinem 25. Geburtstag festgestellt wurde. Die Psychotherapie in der Eingliederungshilfe nach SGB IX holt in vielen Fällen die Krankenkasse als Träger ins Boot, wofür die Beiträge aber vom Kreis bezahlt werden. Wenn die Familienkasse und der Kreis jetzt aus welchen Gründen auch immer nicht miteinander reden, muss mein Vater, weil er der Bevollmächtigte dafür ist, zur Familienkasse und das neu klären, solange werden die Leistungen des Kreises und damit auch die Beiträge zur Krankenversicherung einbehalten. Das hatte ich jetzt schon zweimal, aber jetzt malt euch mal aus, was das bedeutet, wenn ich zu so einem Zeitpunkt in einer therapeutischen Maßnahme bin, wo die Krankenkasse die Beiträge erstmal nicht bekommt, aber die Finanzierung der Therapie übernehmen soll. Das ist der Punkt, wovor ich offen gesagt auch Schiss habe, und weswegen die Eingliederungshilfe die Priorität im ersten Schritt alleine auf den Aspekt Behinderung gelegt hat und wir mit einer Assistenz einsteigen. Das finanzieren die nämlich selbst.

Was den Ausgleich der Behinderung angeht, gibt es einen ganzen Blumenstrauß an möglichen und geeigneten Maßnahmen, auch abseits der Eingliederungshilfe. Das fängt bei Kleinigkeiten wie dem mobilen Friseur oder der Überprüfung des Schwerbehindertenausweises auf mögliche Merkzeichen (G käme bei mir infrage) an, das betrifft digitale Angebote des Bundes (ePerso, Bund ID etc.), das Fernstudium, technische Lösungen wie eben die Telepräsenzrobotik, später mal ambulant betreutes Wohnen, die Möglichkeit eines Fahrdienstes (wenn ich wieder soweit mobiler sein sollte, auch das ist Zukunftsmusik), dann gibt es verschiedene Formen der Vollmachten und so weiter. Ich bin nicht machtlos, aber es ist unheimlich anstrengend und ich kann mich halt auch nur innerhalb meiner gesundheitlichen, rechtlichen und finanziellen Grenzen bewegen.

Umso mehr frustriert und ärgert es dann einen, wenn die Behörden sowas mit derartiger Ignoranz begegnen und man dann solche Sprüche um die Ohren gehauen bekommt - nicht bei allen, aber oft genug. Klar, in meinem Fall ist es die Agoraphobie, vielleicht sieht man das seltener, aber es gibt so viele andere Behinderungen und Krankheiten, die die Mobilität derart einschränken können: Andere Angststörungen wie die Sozialphobie oder Generalisierte Angststörung, Depressionen, Me/CFS, Multiple Sklerose, Querschnittslähmung, Lichtallergie (denkt mal an Hannelore Kohl damals), Long Covid, Glasknochenkrankheit, andere Nervenerkrankungen, Muskelschwund, Folgen von Sportunfällen, um nur mal einige zu nennen. Wenn die Behörden bei Betroffenen jeder einzelnen davon so reagieren würden, dann möchte ich mir das lieber nicht vorstellen.

Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das für mich einfach ein billiger Notausgang, wenn sich auch Unternehmen im ersten Arbeitsmarkt mit einer Ausgleichszahlung aus der Affäre ziehen können. Ein großer Teil dieser Menschen könnte ebenfalls mehr leisten und sich auch was aufbauen, wenn man die Umstände entsprechend anpassen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, für diese tiefen (privaten) Einblicke @Kevin Kozuszek . Ich verfolge deine Kommentare schon seit einer Weile und gebe zu, ich bin teils von deinem WoT erschlagen. Es zeigt mir aber auch, dass du sehr viel Herzblut und Gedanken in diese riesigen Texte hineinsteckst.

Fachkräftemangel ist überall ein Thema und doch so oft ein hausgemachtes Problem. Mit teils unüberwindbaren Hürden für so manchen, (u.a.) aufgrund fester, starrer Rahmenbedingungen.


Grüße von einem Altenpfleger aus HL, der seit einem halben Jahr in der AU hängt. Post und Long Covid sei Dank.
 
Das ist so ein Punkt, wo wir dann auch wieder beim Fachkräftemangel und dem kaputten System in Deutschland bei der Einbindung von Behinderten in den ersten Arbeitsmarkt sind.
Ja, ganz unglaublich, das vorhandene Potential aus Formalgründen nicht zu nutzen. Gäbe viele ähnliche Beispiele.
Das Problem ist dabei auch die Ignoranz der Behörden, mal etwas weiter als über ihre Fensterbänke hinweg zu denken.
Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass es sich dabei weniger um Ignoranz der "Behörden" (also Beamten) handelt, als um etwas, was ich vor Jahrzehnten einmal Morbus Germanicus getauft hatte: die Staatliche Neurose. Selbstzerstörung durch Perfektionismus.

"Alles oder nichts" gilt ja als ein Kardinalsymptom der Neurose. Und bevor in Deutschland nicht alles, aber auch wirklich alles, bis in alle Eventualitäten drei Stellen hinter dem Komma, nach Paragraph und Litera paraphiert ist, geschieht real genau gar nichts.
Es erinnert ein wenig an den Schriftsteller, der nicht zu schreiben beginnen will, ehe nicht alle Bleistifte gespitzt vor ihm liegen - und dann steht er vor dem Problem: soll ich sie nun der Länge oder der Härte nach ordnen. Selbstblockade! Neurose!
In der Zwischenzeit hatte Dostojewski schon die Brüder Karamasow fertig.

Wenn man die kybernetische Energie, die in Perfektionismus gefriergetrocknet liegt, einmal ins Tun umsetzen würde, statt sie im Zerreden in homöopathischen Dosen verpuffen zu lassen, würde vielleicht auch mal was weitergehen.
Italiener sind das Improvisieren gewohnt, weil ohnehin auf nix Verlass ist, in Österreich ist alles ein Provisorium, weil die Welt ohnehin irgendwann untergehen wird, und es sich bis dahin nicht auszahlt.
Beide kommen mit kreativem Weiterwurschteln heute schneller ans Ziel als Deutschland mit der Reinen Lehre, die immer mehr zur reinen Leere wird.

Möglich, dass durch das Kiffen jetzt was besser wird.
 
Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass es sich dabei weniger um Ignoranz der "Behörden" (also Beamten) handelt, als um etwas, was ich vor Jahrzehnten einmal Morbus Germanicus getauft hatte: die Staatliche Neurose. Selbstzerstörung durch Perfektionismus.
Das lässt sich in einem kurzen Satz zusammenfassen:
"Warum denn einfach, wenn's auch kompliziert geht!" :LOL:
 
@Tadpole
Ah doch, da ist manchmal schon eine gehörige Portion Ignoranz oder zumindest Überheblichkeit dabei. Wenn ich bedenke, was für Stress ich zum Ende in meinem Betreuungsverfahren mit der Betreuungsbehörde und dem Betreuungsgericht hatte, reichte mir das. Die ersten 12 Jahre hatte ich einen anderen Richter, der jetzt in den Ruhestand gegangen ist und wo die Betreuung für administrative Sachen (ich bin ja voll geschäftsfähig) nach außen kein Problem war. Nach dem Richterwechsel hat das Gericht meinen Eltern geschrieben, mir aber nicht, aber dafür sollte ich Verständnis haben, es ist eine Behörde. Die Betreuungsbehörde, die vorher angeblich nie zuständig war laut Gericht (Was macht die sonst? Kaffee kochen?), war überrascht, dass ich nicht Matsch in der Birne war (In der Betreuung bleibt man voll geschäftsfähig, das hat damit in der Regel so gar nix zu tun). Das neue Gutachten habe ich erst bekommen, nachdem ich dem Richter schriftlich halbwegs einen reingewürgt habe. Dann meinte die Richterin, es sei halt in den vergangenen Jahren zu wenig passiert, was nett ist, wenn man als Betroffener immer wieder gegen Wände rennt und parallel noch an sowas wie der Angehörigenpflege der eigenen kranken und schwerbehinderten Mutter beteiligt ist. Und am Ende, wo ich mich entschieden hatte, die Betreuung zugunsten einer anderen Regelung über die Eingliederungshilfe und mit Vollmachten zu beenden, meinte die neue Richterin zu meinem Vater nur, immerhin können sie die Aufwandsentschädigung so jetzt sparen. Tja...

Die Konsequenz aus der Geschichte ist, dass ich jetzt alles daran setzen werde, dass die rechtliche Betreuung künftig außenvor bleibt, und dank Möglichkeiten der Eingliederungshilfe und anderer Punkte gibt es hier mehr als genug Spielraum. Das Wichtigste ist, dass ich keinen Bock mehr darauf habe, dass ich jemandem von meiner Behinderung erzähle und der schaut mich nur an wie ein Auto. Die Assistenz ist da ein guter Anfang. Das wird in meinem Fall über die Brücke Flensburg laufen und das sind Menschen, die sozialpsychiatrisch ausgebildet sind und mit dir den weiteren Ausbau der Möglichkeiten angehen, unter anderem auch die fachärztliche Anbindung a la ambulanter Psychotherapie. Außerdem ist die Eingliederungshilfe im Schwerbehindertenrecht fließend. Alle zwei Jahre müssen sie zwar alles überprüfen, aber grundsätzlich können die Maßnahmen laufend angepasst werden.

@Fembre
Sowas bringt mich ja nicht zur Verzweiflung, aber wie sich manche Leute in den Ämtern anstellen, frustriert dann doch. Nur ist es dann immer wieder schön, wenn man selbst schlagfertig ist und dann merkt, dass sie nicht mehr wissen, was sie antworten sollen und sich dann winden. Hatte ich auch schon, als ich die Leute über meine Vorhaben im digitalen Bereich wie dem ePerso informiert hatte...

  • "Also damit haben wir ja in der Betreuung nichts zu tun!" - Stimmt, aber auf der anderen Seite soll eine Betreuung nur dann erfolgen, wenn alle anderen Optionen wegfallen. Der Gesetzgeber ist bloß zu faul, die Leistungen, die er sowieso für alle Bürger entwickelt hat, in einer Art "Digitalpaket" für Teilhabe zu bündeln.
  • "Das Digitale fällt ja nicht unter das SGB IX." - Was komisch ist, denn sowas wie die digitalen Gesundheitsanwendungen gehören bereits zu den Leistungen zur medizinischen Teilhabe. Gerade sowas wie die Bund ID, das kommende Justizpostfach oder der ePerso sind auch zur Teilhabe geeignet und könnten z.B. als Leistungen zur sozialen Teilhabe definiert werden (worin mir unsere Eingliederungshilfe übrigens zustimmte).
  • "Ja, aber es ist zu wenig passiert, sie müssen..." - Wenn es um Mitwirkungspflichten geht, sind sie ganz schnell, aber wären sie ihren eigenen Hausaufgaben mal nachgekommen und hätten das Onlinezugangsgesetz vollständig umgesetzt, wären meine digitalen Möglichkeiten heute auch andere. Klingt komisch, ist aber so.
Sind nur drei Beispiele, aber die Gesichter, wenn sie merken, dass du dich gut vorbereitet hast und genau weißt, was du willst, sind unbezahlbar. Mir persönlich ist es aber auch egal, ich werde die rechtlichen Möglichkeiten jetzt nochmal abklopfen und möglichst gut ausschöpfen. Wenn ich nachher im Fernstudium bin, das mit der Assistenz funktioniert und so weiter, bin ich schon ganz zufrieden. Im Digitalen/IT-Bereich dürfte ich mir erstaunlicherweise ( ;) ) ohnehin ganz gut zu helfen wissen und für den Rest möchte ich irgendwo auch wieder mehr Mensch sein und nicht immer nur an meiner Angststörung denken. Sowas wie die Leidenschaft für Anime und Japan, für Games, für bestimmten Sport oder kreatives Arbeiten gehört auch zu mir dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Warum denn einfach, wenn's auch kompliziert geht!"
Positivistisch betrachtet läuft es auf das selbe hinaus, aber der Verkürzung fehlt die pathologische Note! :cool:
da ist manchmal schon eine gehörige Portion Ignoranz oder zumindest Überheblichkeit dabei.
Unbestritten.
Es kommt natürlich immer auch auf die befassten Personen an. Und da gibt es bekanntlich nicht nur solche, sondern leider auch solche.

Aber die Relation: Staat > Untertan und vice versa bietet die Bassline, auf der sich die Solisten profilieren können.
Da bewunderte ich immer wieder die Skandinavier. Die haben dort so eine unverkrampfte Beziehung zum Staat, weil sich Beamte als Staatsdiener und nicht als privilegierte Kaste verstehen.

Wie hier mittlerweile ausführlich bekannt, bin ich ja vor 9 Monaten von Bonn nach Salzburg übersiedelt. Ich staune auch immer wieder, was hier.at alles längst möglich ist. Vom Digitalen Amt bis zum e-Rezept alles kein Thema mehr. Läuft geräuschlos, während in Deutschland gerade wieder Berge kreißen, ehe sie eine Maus gebären.
Da ist schon institutionell/strukturell der Wurm drin. Und ja, die handelnden Personen spielen immer die Hauptrolle.
 
Dann hätte ich am Ostermontag nämlich vermeldet, dass MS beabsichtigt, in Kiel eine zweite Unternehmenszentrale zu eröffnen... :cool:
Wenn ich mir die aktuellen Sicherheitsprobleme bei Microsoft ansehe, wäre die Zentrale wohl weniger in Kiel, sondern irgendwo auf einer Hallig. Alles ständig überflutet und am Absaufen, aber einsam ragt die Warft von Redmond aus dem Wasser und weiß nicht, wo sie zuerst pumpen soll... :unsure:
 
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