Trauerfeier für Guido Westerwelle († 54) | Heute sagen Freunde ein letztes ADIEU | Politik | BILD.de

Trauerfeier für Guido Westerwelle († 54): Angela Merkel: „Ich werde Dich als Menschen vermissen“

Und der Frühling sendet einen letzten, warmen Gruß...

Bei Sonnenschein und blauem Himmel wird der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle († 54) heute in Köln beigesetzt.

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Um 11 Uhr begann der Trauergottesdienst mit Ludwig van Beethovens „O welche Lust“, danach trug Schauspielerin Veronica Ferres „Brief des Paulus an die Römer“ vor. Dazwischen immer wieder Musik, unter anderem „Von guten Mächten treu und still umgeben“ oder „Nessum Dorma“, vorgetragen von Filipe Rojas Velozo.

Bewegende Zeilen lassen sich in dem Begleittext zur Trauerfeier lesen, darin sendet Westerwelle einen letzten Gruß: „Vergesst mir das Lachen nicht...In Dankbarkeit für ein erfülltes Leben mit unglaublich spannenden Momenten, Erlebnissen, Begegnungen, Gesprächen und Zeit und Ruhe, Nähe und Zweisamkeit.“

Linken-Politiker Gregor Gysi

Linken-Politiker Gregor Gysi

Foto: Getty Images
Der frühere Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) und seine Frau Wiebke

Der frühere Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) und seine Frau Wiebke

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An dem ökumenischen Trauergottesdienst in der St. Aposteln-Kirche nahmen unter anderem auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker teil.

Dazwischen saß Michael Mronz, der Witwer von Guido Westerwelle. Immer wieder musste er schlucken, Tränen sammelten sich in seinen Augen.

Auch Angela Merkel war sichtlich bewegt, sagte in ihrer Trauerrede: „Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Rede einmal halten werde.“

Deutschland habe einen besonderen Menschen und Politiker verloren. Sie habe nicht glauben wollen, dass es ihm nicht vergönnt sein sollte, sein „zweites Leben nach der Politik” gebührend auszukosten. Sein Tod sei schwer zu akzeptieren und schon gar nicht zu fassen. „Ich persönlich werde Dich auch als Menschen und Vertrauten vermissen.”

Guido Westerwelle war am 18. März im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung in Köln gestorben. Er starb nur wenige Tage vor seinem einstigen Ziehvater Hans-Dietrich Genscher († 89).

Den Trauergottesdienst für geladene Gäste hielten der Bevollmächtigte des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, und der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten. Dieser kannte Westerwelle seit Kindertagen.

Die Sängerin Vicky Leandros trug ein eigens verfasstes Lied vor. „Wir wissen, Du liebst das Leben.“ Darin heißt es: „Du hast gekämpft und niemals aufgegeben. Die Freiheit war Dein höchstes Gut. Genial und klug. Mal laut, mal sanft. So wie kein andrer.“

Im Anschluss an die Trauerfeier wird Westerwelle auf dem zentralen Melaten-Friedhof beerdigt – im engsten Familien- und Freundeskreis.

SEIN LEIDEN

Bei dem FDP-Politiker war im Juni 2014 Leukämie festgestellt worden, die Krankheit wird auch als Blutkrebs bezeichnet. Daraufhin unterzog er sich einer Chemo-Therapie, zog sich fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Über seine Erkrankung schrieb er vergangenes Jahr ein Buch mit dem Titel „Zwischen zwei Leben“.

Bei seinen letzten TV-Auftritten – am 8. November 2015 bei Günther Jauch, vier Tage später im ZDF bei Markus Lanz – sprach er über die schwere Erkrankung. Es waren ergreifende Worte, sehr emotional und offen schilderte er seinen Kampf gegen Leukämie – das Auf und Ab seiner Gefühle.

SEIN LEBEN

Zeit seines Lebens gehörte der 1961 in Bad Honnef geborene Anwaltssohn zu den Menschen, über die die Meinungen auseinandergingen: bewundert, bejubelt, manchmal auch verspottet. Aufgewachsen war er in Bonn. Dort hatte er auch seinen Bundestagswahlkreis. Später lebte er in Köln.

Zu Beginn der 80er-Jahre fiel er zum ersten Mal auf: Als im Bonner Hofgarten Hunderttausende gegen die Nachrüstung demonstrierten, stand Westerwelle mittendrin und verteilte Flugblätter dafür.

Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition 1982 war Westerwelle bei der Gründung des neuen rechtsbürgerlichen FDP-Nachwuchses dabei, der Jungen Liberalen. Im Jahr darauf wurde er deren Vorsitzender. Eher nebenbei studierte er Jura, machte an der Fern-Uni Hagen seinen Doktor, wurde Anwalt.

Mit nur 32 Jahren wurde er FDP-Generalsekretär und 2001 mit 39 Jahren der bis dahin jüngste Parteichef. Sein Projekt: Die Liberalen vom Mehrheitsbeschaffer zur „Partei des ganzen Volkes“ zu verwandeln.

Im Privaten bekannte sich der Parteivorsitzende zu seiner Homosexualität. Er präsentierte am 50. Geburtstag von Angela Merkel auch einen Partner, den Sportmanager Michael Mronz. 2010 heirateten er und Mronz. In einem Interview kurz nach seinem Ausscheiden als Außenminister sagte er, es werde wohl noch dauern, bis Homosexualität zu einer allgemein akzeptierten Tatsache werde.

Im dritten Versuch, 2009, gelang die Wunsch-Koalition mit der Union – mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent für die FDP.

Westerwelle war von 2001 bis 2011 FDP-Chef und von 2009 bis 2013 Bundesaußenminister. Nach anderthalb Jahren musste er allerdings FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten abgeben. Er konzentrierte sich aufs Auswärtige Amt, wo er sich zunehmend Respekt erarbeitete.

Nach der dramatischen Niederlage bei der Bundestagswahl 2013 die FDP kam nicht mal mehr ins Parlament bekam er von vielen früheren Außenministerkollegen auch Einladungen für die „Zeit danach“.

Doch das war ihm nicht vergönnt: Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Tag als Minister erhielt Westerwelle die Diagnose Leukämie...

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