Gottfried John
Darsteller
Geboren am 29. August 1942 in Berlin. Verstorben am 1. September 2014 in Utting am Ammersee. Drei Nachrufe: welt.de, FAZ und Fassbinder-Foundation (Juliane Lorenz)
Sein Vater war unbekannt. W�hrend des Krieges wurden Mutter und Sohn nach Ostpreu�en evakuiert. Seine Jugendjahre verbrachte er in Paris. Dort verdiente er sich u.a. mit Stra�enmalerei sein Geld. 1962 kamen er und seine Mutter wieder nach Berlin. Weil ihn das Max Reinhardt-Seminar nicht aufnehmen wollte, musste er auf eine Schauspielausbildung verzichten. Daher nahm er privat Unterricht bei Marliese Ludwig.
Besonders erw�hnenswert scheint mir der 2009 gedrehte Dokumentarfilm Aghet - Ein V�lkermord. Der Film war von Regisseur Eric Friedler in Szene gesetzt worden, hatte den V�lkermord in Armenien zum Thema und zeigte auch szenische Darstellungen, die von renommierten Schauspielern dargestellt wurden. F�r diesen Film wurde mehrere Jahre recherchiert und 2010 diese Arbeit mit dem "Deutschen Fernsehpreis" in der Kategorie "Beste Dokumentation" und mit dem Grimme-Preis belohnt. Gottfried John war hier in den Spielszenen als General Friedrich Kress von Kressenstein, Kommandeur des ersten t�rkischen Expeditionskorps im Jahre 1915, zu sehen. In dem ausgezeichneten Film standen weitere renommierte Schauspieler vor der Kamera wie Martina Gedeck, Sylvester Groth, Sandra H�ller, Charlotte Schwab, Friedrich von Thun u.a.
Gottfried John machte sich mit seiner markanten tiefen Stimme auch als H�rbuchsprecher einen Namen und war auch am sogenannten Rilke-Projekt ("Der �berflie�ende Himmel") und Hesse-Projekt ("Verliebt in die verr�ckte Welt") beteiligt.
Er wurde als bester Schauspieler im Dreil�ndereck Deutschland, Belgien, Niederlande mit dem mit 2500 Euro dotierten "Euregio-Filmpreis" 2004 ausgezeichnet. In der Begr�ndung hie� es: "Der im belgischen Grenzland lebende Gottfried John spiele seit vielen Jahren herausragende Rollen in deutschen und internationalen Produktionen. In Rollen wie der des Gegenspielers von James Bond (Pierce Brosnan) in "Golden Eye" oder als urkomischer Imperator in "Asterix gegen Caesar" beweise er seine enorme Wandlungsf�higkeit." (Quelle: swissinfo, 07.11.2004)
Anfang 2008 waren G. John und seine Ehefrau nach mehrj�hrigem Aufenthalt in Belgien wieder in die N�he von M�nchen gezogen.
Die Fassbinder-Foundation gratuliert Gottfried John zum 70. Geburtstag am 29. August 2012: Gottfried John kam am 29.08.1942 in Berlin zur Welt. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er �berwiegend in Heimen. 1960 verschlug es ihn gemeinsam mit der Mutter nach Paris, wo er sich unter anderem als Stra�enmaler verdingte. In dieser Zeit des �Vagabundierens� erwachte in ihm der Traum Schauspieler zu werden. Bei der R�ckkehr nach Deutschland 1962 stellte sich die Realisierung zun�chst als schwierig heraus, wurde John doch die Aufnahme an der Westberliner "Max-Reinhardt-Schule" verwehrt. Stattdessen begann er sein Fach an der privaten Schule von Marlise Ludwig zu lernen. Nach den Anf�ngen am Berliner Schiller-Theater ergab sich ab 1965 ein Engagement unter Hans Neuenfels, der mit ihm in Krefeld u.a. Publikumsbeschimpfung von Peter Handke inszenierte. In Heidelberg besetzte er ihn in klassischen Rollen wie Richard III., Macbeth und Robespierre.
Jaider - Der einsame J�ger von Volker Vogeler ist 1970 Johns erster Spielfilm. Bei Hans W. Gei�end�rfer springt er f�r Klaus Kinski im Western Carlos ein. Bereits 1972 wird er von Fassbinder f�r die Rolle des Jochen in der WDR-Serie Acht Stunden sind kein Tag engagiert. Der Beginn einer langj�hrigen Zusammenarbeit, die sich �ber insgesamt neun Filmprojekte erstrecken sollte. Hierzu geh�ren Welt am Draht (1973) und Mutter K�sters' Fahrt zum Himmel (1975). Der gemeinsamen Zeit am Frankfurter Theater am Turm (TAT) folgen zwischen 1976 und 1979 die Werke Bolwieser, Despair - Eine Reise ins Licht, Die Ehe der Maria Braun und In einem Jahr mit 13 Monden. Bei Billy Wilder steht er in dieser Zeit f�r "Fedora" vor der Kamera. Als Reinhold Hoffmann in Berlin Alexanderplatz (1979/80) hat Gottfried John mit dem Konterpart zu Franz Biberkopf fraglos den darstellerischen Gipfelpunkt unter Fassbinders �gide erreicht. Seit Mitte der achtziger Jahre ist er zunehmend im europ�ischen Ausland - besonders in Gro�britannien - t�tig wie zum Beispiel im Kriegsfilm Mata Hari oder in der TV-Serie Game, Set and Match. In den 90er Jahren tritt er in der amerikanischen Serie Space Rangers auf. Er genie�t weltweite Beachtung als Schauspieler, die sich in weiteren internationalen Gro�produktionen wie dem James Bond-Film Golden Eye (1995), Volker Schl�ndorffs Der Unhold (1995/96) oder Asterix und Obelix gegen Caesar (1999) widerspiegelt. Im selben Jahr wirkte er zudem in dem franz�sischen Historienfilm Balzac - Leidenschaft eines Lebensk�nstlers (oder auch "Ein Leben voller Leidenschaft") als Graf Hanski mit. Diese Reihe namhafter Projekte lie�e sich auch f�r die 2000er Jahre beliebig fortsetzen, in denen er abwechselnd in deutschen und internationalen Produktionen zu sehen ist. An dieser Stelle sei in jedem Fall noch das vielfach pr�mierte Werk John Rabe (2007-2009) genannt, wo er einen Botschafter namens Trautmann spielt. Gottfried John hat �berdies zwei Romane verfasst, den autobiographisch gepr�gten "Bekenntnisse eines Unerzogenen" (2000) und den philosophisch anmutenden "Das f�nfte Wort" (2005).
(Quelle:
www.fassbinderfoundation.de)
Layout:
Rosemarie Kuheim |