Frauen heben die Ansprüche: Immer mehr Männer sind Singles und einsam
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Frauen heben die Ansprüche: „Harte Kerle“ bleiben zunehmend Singles und einsam

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Ein gut aussehender Mann mittleren Alters
Viele Frauen wünschen sich heute Männer, die „emotional verfügbar“ sind. © Peter Scholl/imago

Von wegen „harte Kerle“: Frauen wollen Männer, die emotional verfügbar sind. Um diese Ansprüche zu erfüllen, müssten einige Männer an sich arbeiten.

Bremen – Das Bild des fröhlichen, jungen Mannes, der seine Freiheit auslebt und sich nicht unbedingt eine Beziehung wünscht, ist offenbar überholt. Studien zeigen: Junge Männer fühlen sich verglichen mit allen anderen Altersklassen am einsamsten. Dazu sind viele Männer mittleren Alters Single – und wären lieber in einer Beziehung.

Woran liegt diese Entwicklung? Auch an den hohen Ansprüchen der Frauen, wie eine Umfrage zeigt. Doch Männer müssen auch ihr Rollenbild hinterfragen. Die „harten Kerle“ sind unter Frauen nicht mehr so gefragt. Viele Frauen wünschen sich Männer, die emotional verfügbar sind.

Frauen haben hohe Ansprüche: Immer mehr Männer sind Singles und einsam

Die britische Rundfunkanstalt BBC hat im Jahr 2021 ein Loneliness Experiment durchgeführt. Dazu haben sie 55.000 Frauen und Männer dazu befragt, wie einsam sie sich fühlen – die größte Umfrage dieser Art weltweit. Das Ergebnis war überraschend. Nicht alte Menschen fühlen sich am einsamsten, wie man erwarten würde – sondern junge Männer, die Single sind.

Eine Studie aus den USA (ebenfalls aus 2021) zeigt, dass im Jahr 2019 vier von zehn Erwachsenen im Alter von 25 bis 54 Jahren keinen Partner hatten. Männer sind heute häufiger als Frauen ohne Partner, was vor 30 Jahren noch anders war.

Doch woran liegt das?

Immer mehr Langzeit-Singles: Männer sollen „emotional verfügbar“ sein – gute Kommunikation und ähnliche Werte

Der Psychologe Greg Matos hat auf Psychology Today einige Gründe genannt, warum immer mehr Männer Singles sind und sich einsam fühlen. Seit 30 Jahren gebe es eine immer größere Gruppe an männlichen Langzeit-Singles, schreibt er. Matos vermutet, dass die Zahl sogar ansteigen wird, wenn Männer nicht gegensteuern.

Ein Grund für das Single-Dasein der Männer sei, dass sich Frauen heute Männer wünschen würden, die „emotional verfügbar“ seien. Außerdem sollten Männer heute gut kommunizieren können und ähnliche Werte teilen wie die Frauen.

Männer sind zunehmend Langzeit-Singles – Psychologe empfiehlt, Defizite anzugehen

Der Psychologe empfiehlt, diese Defizite anzugehen, vielleicht sogar in einer Psychotherapie, damit Männer gegen das Dasein als Langzeit-Single ankämpfen können. Das offensichtliche Problem: Das Bild des typischen Mannes war vor allem vor 60 Jahren noch: Ein Mann muss stark sein, darf keine Schwäche zeigen, nicht weinen.

So wurden unsere Väter und Großväter erzogen. „Viele geben dieses Bild von Generation zu Generation weiter. Emotionale Bindung erfordert all die Fähigkeiten, die Familien ihren Jungen immer noch nicht konsequent beibringen“, sagt Matos. Ein Mann lernt also als Kind, dass er keine Schwäche zeigen soll. Als Erwachsener fordern Frauen aber dann einen Mann, der Nähe zulassen und Emotionen zeigen kann. Ganz schön kompliziert...

Männer sind Single und einsam – Frauen haben immer höhere Ansprüche

Hinzu kommt wie schon gesagt, dass viele Frauen immer höhere Ansprüche haben.

Eine aktuelle Studie von ElitePartner ergab, dass alleinstehende Frauen höhere Ansprüche haben als Single-Männer. Die Partnerschaftsvermittlung befragte 6.000 Singles. Frauen hatten die höchsten Ansprüche. Online-Dating ist offenbar ein hartes Pflaster.

„Es stellt sich die Frage, ob unzufriedene Single-Frauen anspruchsvoller werden, um bei der nächsten Partnersuche den vermeintlich perfekten Partner zu finden, oder ob sie durch ihr Anspruchsdenken häufiger ungewollt Single bleiben und deshalb unzufrieden mit ihrem Solo-Status sind“, so ElitePartner.

Die Lösung wäre wahrscheinlich, dass Frauen ihre Ansprüche etwas reduzieren, und Männer etwas mehr an ihrer emotionalen Kompetenz arbeiten würden. So könnte man sich annähern – und es gäbe mehr Paare und weniger Singles.

Wer an sich arbeitet, eröffnet sich viele Möglichkeiten – auch auf eine Partnerschaft

„Letztendlich haben wir die Möglichkeit, romantische Beziehungen zu revolutionieren und neue gesunde Normen zu etablieren, beginnend mit einem ersten Date“, schreibt der Psychologe Greg Matos. Wenn man an sich arbeite, könnten Romanzen heilend sein und Generationentraumata durchbrechen.

„Männer spielen bei dieser Transformation eine Schlüsselrolle, aber nur, wenn sie aufs Ganze gehen.“ Fest steht: Ob in einer Therapie oder alleine – an sich selbst zu arbeiten lohnt sich immer. Man ist nicht nur zufriedener mit sich und seinem Leben, sondern erhöht die Chancen, einen Partner zu finden.

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