*Aus Gründen der Vereinfachung wird in diesem Dokument "Pollen" als Synonym für "Pollenkorn" verwendet. Zur korrekten Anwendung von "Pollen" und "Pollenkorn" siehe [21].

1. Hintergrund

Allergene aus Pollen sind die Hauptverursacher allergischer Atemwegserkrankungen. In Deutschland leiden 15 % der Erwachsenen und 11 % der Kinder und Jugendlichen an allergischer Rhinitis und 9 % beziehungsweise 5 % an Asthma (Daten von 2008-2011 [Erwachsene] und 2003-2006 [Kinder und Jugendliche]) [1, 2]. Aufgrund von Kreuzreaktivitäten zu Nahrungsmitteln können Pollenallergene zusätzlich für orale Symptome verantwortlich sein (sogenanntes orales Allergiesyndrom oder pollenbedingtes Nahrungsmittelallergiesyndrom) [3] und sie können, wenn auch eher selten, Auslöser einer anaphylaktischen Reaktion sein [4].

In Deutschland sind die häufigsten klinisch relevanten Pollentypen derzeit Pollen der Familie der Süßgräser (Poaceae; einschließlich Wiesenlieschgras, ausgenommen Bermudagras) und Pollen der Familie der Birkengewächse (Betulaceae; u. a. Birke, Erle und Hasel): Fast jeder fünfte Erwachsene ist gegen Lieschgraspollen beziehungsweise Birkenpollen sensibilisiert [5], und bei 90 % beziehungsweise 91 % der erwachsenen Patienten mit Verdacht auf eine allergische Atemwegserkrankung und Sensibilisierung gegen Süßgräser beziehungsweise Birkenpollen ist diese Sensibilisierung klinisch relevant [6].

Die Diagnose einer Pollenallergie basiert hauptsächlich auf Testallergenen für Haut-Pricktestungen. Im Jahr 2009 hat das Global Allergy and Asthma European Network (GA2LEN) eine standardisierte Batterie von Testallergenen für den klinischen Einsatz und die Forschung empfohlen, mit der Sensibilisierungen für die Mehrheit der untersuchten Probanden identifiziert werden konnten [6, 7, 8]. In Bezug auf Pollen umfasste diese Batterie Erle (Alnus), Birke (Betula), Zypresse (Cupressus), Hasel (Corylus), Beifuß (Artemisia), Olive (Olea europaea), Platane (Platanus), Ambrosia, Süßgräser (Poaceae; außer Mais) und Glaskraut (Parietaria judaica) [8]. Ergänzend dazu müssen bei der Untersuchung von Patienten mit saisonalen allergischen Beschwerden gelegentlich weitere Allergene wie zum Beispiel Gänsefuß- oder Wegerichpollen berücksichtigt werden, aber nicht immer kann von den diesbezüglich erforderlichen Kenntnissen ausgegangen werden.

In Deutschland stellt sich die Situation noch schwieriger dar, da Testallergene als Arzneimittel gelten und Arzneimittel zur Sicherung von Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit eine behördliche Zulassung durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Impfstoffe und Bioarzneimittel, benötigen. Das bedeutet, dass auch Testallergene vor ihrer Zulassung klinische Phase-I-, -II- und -III-Studien durchlaufen müssen [9]. Seitens der Pharmaunternehmen kann dies zu einem unwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Verhältnis führen, wenn es um seltene Allergene geht, und dadurch kann die Zulassung von Testallergenen für seltene Allergien in den Hintergrund geraten. In der Tat hat die Zahl der in Deutschland zugelassenen Testallergene in den letzten Jahren deutlich abgenommen [9].

Ungeachtet der oben beschriebenen Schwierigkeiten haben Patienten mit Allergien gegen seltene Allergene das gleiche Recht auf adäquate Diagnose und Therapie wie Patienten mit Allergien gegen häufige Allergene [9, 10]. Zusätzlich muss ein gesellschaftlicher Aspekt berücksichtigt werden: Allergene, die heute selten sind, können morgen häufig auftreten, wie zum Beispiel für Ambrosiapollen und entsprechende Sensibilisierungen in Italien gezeigt wurde [11]. So kann das Monitoring der Sensibilisierungen gegen seltene Allergene auf Veränderungen des Allergenspektrums hinweisen, wie sie beispielsweise im Zuge des Klimawandels zu erwarten sind [12].

Nach Angaben der Europäischen Union (EU) ist eine Krankheit als selten definiert, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen in der EU davon betroffen sind [10]. Diese Definition könnte auch zur Definition seltener Allergien verwendet werden und tatsächlich scheint die seit 2008 geltende deutsche Therapieallergene-Verordnung (TAV) diese Definition verwendet zu haben [10, 13]. Laut TAV können in Deutschland derzeit Allergene der folgenden Quellen als häufige Allergene angesehen werden (botanische Namen in Klammern): Pollen von Erle (Alnus), Pollen von Hasel (Corylus), Pollen von Birke (Betula), Pollen von Süßgräsern (Poaceae; außer Mais), Hausstaubmilben (Dermatophagoides), Bienengift und Wespengift. Alle anderen Allergene einschließlich anderer Pollenallergene und berufsbedingter Allergene würden dementsprechend als seltene oder - wie im Folgenden - als weniger häufige und seltene Allergene gelten.

Die Abnahme der Anzahl und des Spektrums von kommerziell erhältlichen Testallergenen kann zu einer diagnostischen (und entsprechend therapeutischen) Lücke bei Patienten mit weniger häufigen und seltenen Allergien führen [9, 10, 14]. In Bezug auf Pollen würde dies zum Beispiel Allergien gegen Beifuß oder Ambrosia, aber auch gegen Esche, Platane, Gänsefuß oder Wegerich betreffen.

Wie viele Menschen könnten von dieser diagnostischen Lücke betroffen sein? Die oben zitierte GA2LEN-Pricktest-Studie I beinhaltet Patientendaten zu zehn Pollenallergenen, darunter sechs weniger häufige und seltene [7]. Auf der Basis von Patientendaten aus zwei deutschen Bundesländern ergänzen wir die Liste der getesteten Pollenallergene um weitere sechs weniger häufige und seltene. Die Sensibilisierungsdaten wurden mittels Haut-Pricktestungen und/oder sIgE-Analysen (sIgE, antigenspezifisches Immuglobulin E) gewonnen und um anamnestische Daten zu Beschwerdemonaten und regionale Pollendaten ergänzt.

2. Methodik

2.1 Patienten

Die vorliegende Analyse basiert auf Daten, die im Rahmen einer vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderten Studie zu Klimawandel und Allergien erhoben wurden (Ufoplan-Forschungskennzahl 3710 61 228) [15]. In dieser Studie wurden zwischen Mai 2011 und Juli 2013 insgesamt 952 Patienten mit Verdacht auf allergische Atemwegserkrankungen rekrutiert: 476 aus Nordrhein-Westfalen (NRW) und 476 aus Bayern. In NRW wurde die Studie in der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums der Rheinisch-Westfälischen Fachhochschule (RWTH) Aachen durchgeführt. In Bayern war die Klinik für HNO-Heilkunde, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München verantwortlich. Alle Patienten füllten einen anamnestischen Fragebogen aus, nahmen an einem ärztlichen Interview teil und unterzogen sich einem Pricktest sowie einer Blutabnahme zur Analyse von sIgE. Für weitere Studiendetails siehe [15].

Für die vorliegende Studie wurden nur Patienten mit ärztlich diagnostizierter allergischer Rhinitis und validen Pricktest-Daten (Kriterien siehe unten) eingeschlossen (n = 699; NRW: n = 360, Mindest-/Median-/Höchstalter 20/39/65 Jahre, weiblich 65 %; Bayern: n = 339, Mindest-/Median-/Höchstalter 20/45/65 Jahre, weiblich 63 %). Die Zuschreibung "ärztlich diagnostizierte allergische Rhinitis" erfolgte, wenn beide der nachfolgenden Fragen des ärztlichen Interviews bejaht worden waren:

  • "Leiden Sie an Heuschnupfen oder allergischer Rhinitis?"

  • "Wurde der Heuschnupfen oder die allergische Rhinitis jemals von einem Arzt diagnostiziert oder bestätigt?".

Die in deutscher Sprache verfassten Fragen stammten aus einem standardisierten computergestützten persönlichen Interview (CAPI), das in der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) zum Einsatz gekommen war [16].

2.2 Sensibilisierungsdaten

Die Sensibilisierungen wurden anhand von Pricktest-Untersuchungen und/oder der Messung von sIgE im Serum unter Verwendung der ISAC-Technologie analysiert.

Die Pricktestungen wurden anhand der GA2LEN-Publikation zur Harmonisierung der Haut-Pricktestungen in Europa durchgeführt [17]. Histamindihydrochlorid (10 mg/ml; ALK-Abelló) diente als Positivkontrolle, Verdünnungsmittel (ALK-Abelló) wurde als Negativkontrolle eingesetzt. Die Ergebnisse wurden nach 15 min abgelesen. Gültige Negativ- und Positivkontrollen (d. h. der größte Durchmesser der Negativkontrolle < 3 mm und der größte Durchmesser der Positivkontrolle ≥ 3 mm) vorausgesetzt, wurden Testungen auf ein Allergenextrakt als positiv bewertet, wenn der größte Durchmesser der Quaddel ≥ 3 mm betrug. Die verwendeten Pollenallergenextrakte sind in Tab. 1 zusammengefasst. Zusätzlich wurde Hausstaubmilbenallergen als Kontrollallergen in die Auswertung einbezogen.

Tab. 1: Pollenallergenextrakte für den Haut-Pricktest

Die ISAC-Messungen (Fisher Scientific GmbH, Schwerte, Deutschland; 112 Allergenkomponenten) wurden im Studienzentrum in Aachen durchgeführt [18, 19]. Die sIgE-Daten wurden in ISU (ISAC-standardisierte Einheiten) angezeigt, ISU-Werte ≥ 0,3 wurden als positiv bewertet. Die Pollenallergenkomponenten, für die die sIgE-Daten ausgewertet wurden, sind in Tab. 2 zusammengefasst. Die Hausstaubmilbenkomponente Der f 2 wurde als Kontrollkomponente mitgeführt. Zusätzlich wurden die sIgE-Daten der Pollen-Panallergenkomponenten Bet v 2, Hev b 8, Mer a 1, Phl p 12 (Profiline) sowie Bet v 4 und Phl p 7 (Procalcine) analysiert. Bei den Allergenkomponenten Cup a 1, Cry j 1, Pla a 2, Ole e 1, Cyn d 1, Art v 1, Amb a 1, Sal k 1 und Der f 2 handelte es sich um gereinigte native Proteine, bei den Allergenkomponenten Aln g 1, Cor a 1.0101, Bet v 1, Phl p 1, Par j 2, Pla l 1, Che a 1 und den Panallergenkomponenten um rekombinante Proteine. Fra e 1, eine Hauptallergenkomponente von Esche, war nicht im ISAC-Panel enthalten.

Tab. 2: Pollenallergenkomponenten, gegen die sIgE-Spiegel mittels ISAC-Technologie bestimmt wurden

2.3 Daten zu Beschwerdemonaten und Darstellung der Relation zu Sensibilisierungsdaten

Aus den ärztlichen Interviews wurden Informationen zu den Beschwerdemonaten gewonnen. Die Patienten wurden gebeten, die Monate zu benennen, in denen sie Beschwerden im Zusammenhang mit dem Heuschnupfen/allergischen Schnupfen hatten oder haben, im Folgenden als "Beschwerdemonate" bezeichnet. Die Frage stammte aus dem Mini-Rhinoconjunctivitis-Quality-of-Life-Fragebogen (RQLQ) [20].

Um die spezifischen Sensibilisierungen auf Beschwerdemonate zu beziehen, wurde für jeden Monat des Jahres die Zahl der jeweils Pricktest-negativen Patienten mit Beschwerden gleich 100 % gesetzt und die Zahl der jeweils Pricktest-positiven Patienten mit Beschwerden darauf bezogen. Für ein entsprechendes Testallergen und einen entsprechenden Monat führte dies zu Werten unter, um oder über 100 %, das heißt für ein entsprechendes Testallergen und einen gegebenen Monat war der Anteil der sensibilisierten Patienten mit Beschwerden niedriger, gleich oder höher als der Anteil der nicht sensibilisierten Patienten mit Beschwerden. Zusammen mit den jeweiligen Expositionszeiträumen gab der Jahresverlauf dieser Relation eine Vorstellung von der "allgemeinen" klinischen Relevanz der jeweiligen Sensibilisierung.

2.4 Pollendaten

Pollendaten wurden von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) erworben, konkret die Daten von zwölf Pollentypen der PID-Referenzmessstationen Mönchengladbach (NRW) und München (Bayern) (Tab. 3).

Tab. 3: Pollentypen, zu denen Daten ausgewertet wurden*

Die Pollen wurden mittels siebentägig laufender volumetrischer Fallen (Typ Hirst) gesammelt und die Proben nach der nationalen Norm DIN EN 16868 aufbereitet und analysiert [21]. Aufgrund der Einschränkungen von Lichtmikroskopie und/oder zeitaufwändiger Bestimmungen wurden die Pollen von Japanischer Zeder, Bermudagras und Glaskraut nicht von anderen Zypressen-, Süßgräser- beziehungsweise Brennnessel-Pollentypen unterschieden.

Mit Ausnahme der Gänsefußfamilie wurden die Pollendaten der Jahre 2011 bis 2013 analysiert, da diese den Zeitraum abdeckten, in dem die Patienten untersucht wurden. Für Pollen der Gänsefußfamilie lagen nur Daten von 1999 bis 2001 vor. Alle Pollendaten wurden als durchschnittliche tägliche Pollenkonzentration in Pollen/m3 Luft bereitgestellt.

Die Pollenbelastung wurde durch monatliche Pollenintegrale dargestellt, das heißt durch die Summe der durchschnittlichen täglichen Pollenkonzentrationen pro Monat.

Wenn Pollendaten von einer Pollenmessstation fehlten, wurden die jeweiligen Tage der anderen Station mit "fehlend" kodiert, um einen besseren Vergleich beider Stationen zu ermöglichen. Die daraus resultierenden Anteile von Tagen ohne Pollendaten sind im Zusatzmaterial (= Supplement der Originalpublikation) dieser Arbeit, Tab. 1, das in der englischsprachigen Online-Version dieses Beitrags enthalten ist, für jeden Pollentyp getrennt nach möglichem Vorkommen, Vor-/Nachsaison und Hauptsaison angegeben.

2.5 Datenmanagement und Statistik

Im Rahmen der oben genannten Studie zu Klimawandel und Allergien wurden die Patientendaten entweder manuell (anamnestische Daten aus den Fragebögen, Pricktest-Daten aus den Patientenakten) oder elektronisch (ISAC-Daten) in eine Patientendatenbank eingegeben, die mit Access 2007 für Windows (Microsoft Corporation, Redmond, USA) konzipiert worden war. Ausführliche Informationen zum Datenqualitätsmanagement finden sich unter [15].

Die Auswertung der Daten erfolgte mit Hilfe von Excel (Excel 2007 für Windows, Microsoft Corporation) und SPSS (IBM SPSS Statistics, Version 26, New York, USA). Die Korrelation der Sensibilisierungsdaten erfolgte durch Kategorisierung der Patienten in Test-negative beziehungsweise Test-positive Patienten und die anschließende Berechnung des Spearman-Rang-Korrelationskoeffizienten für alle möglichen Datenpaare. Datenpaare mit einem Korrelationskoeffizienten > 0,7 wurden als stark korrelierend angesehen. Bivariate Testungen auf signifikante Gruppenunterschiede wurden mit dem Chi-Quadrat-Test (bzw. Fisher's exact test) durchgeführt. Unterschiede mit p-Werten < 0,05 wurden als signifikant angesehen.

3. Ergebnisse

3.1 Sensibilisierungsdaten

Daten zu Sensibilisierungen gegen Pollenallergene, die durch Hauttestung erhoben wurden, sind in Abb. 1a dargestellt. Mit Werten über 65 % waren die Patienten am häufigsten gegen Pollenallergene von Erle, Hasel, Birke und Süßgräsern sensibilisiert, sowohl in NRW als auch in Bayern. Mit Sensibilisierungsraten unter 65 % und über 10 % folgten Esche (33 %), Olive (20 %), Beifuß (25 %), Ambrosia (22 %) und Platane (11 %) in NRW und Olive (41 %), Esche (22 %), Beifuß (22 %) und Ambrosia (13 %) in Bayern. Sensibilisierungsraten unter 10 % wurden für Glaskraut (6 %) und Zypresse (1 %) in NRW und für Platane (7 %), Glaskraut (3 %) und Zypresse (2 %) in Bayern gemessen.

Abb. 1
figure 1

: Sensibilisierungen gegen Pollenallergene in Patienten mit allergischer Rhinitis. Sensibilisierungsdaten von 2011 bis 2013, a: Pricktest-Daten, b: ISAC-Daten. Allergenextrakte beziehungsweise Allergenkomponenten sind absteigend nach dem Beginn der Blütezeit der entsprechenden Pflanzen sortiert. Daten zur Sensibilisierung gegen Hausstaubmilbe als einem ganzjährigen respiratorischen Allergen sind am Ende dargestellt. Die Werte hinter den Balken zeigen die entsprechenden Patientenzahlen.

Daten zu Sensibilisierungen gegen Pollenallergene, die mittels ISAC-Technologie erhoben wurden, sind in Abb. 1b dargestellt. Mit Raten von 45 % für Aln g 1 (Erle) in NRW bis 66 % für Bet v 1 (Birke) in Bayern waren die Patienten am häufigsten gegen die Komponenten von Erle, Hasel, Birke und Wiesenlieschgras sensibilisiert. Cyn d 1 (Bermudagras) zeigte Sensibilisierungsraten von 49 % in NRW und 52 % in Bayern. Eine Sensibilisierung gegen Ole e 1 (Olive) wurde bei 23 % der NRW-Patienten und 31 % der Bayern-Patienten nachgewiesen. Sensibilisierungsraten zwischen 10 % und 1 % wurden für Cup a 1 (Zypresse; 9 %), Art v 1 (Beifuß; 9 %), Pla a 2 (Platane; 7 %), Cry j 1 (Japanische Zeder; 5 %) und Che a 1 (Gänsefuß; 5 %) in NRW und für Art v 1 (Beifuß; 9 %), Cup a 1 (Zypresse; 7 %), Pla l 1 (Wegerich; 7 %), Pla a 2 (Platane; 5 %), Cry j 1 (Japanische Zeder; 4 %) und Che a 1 (Gänsefuß; 3 %) in Bayern gemessen. Sensibilisierungsraten unter 1 % wurden für Par j 2 (Glaskraut; 0,6 %), Pla l 1 (Wegerich; 0,3 %), Sal k 1 (Salzkraut; 0,3 %) und Amb a 1 (Ambrosia; 0 %) in NRW und für Par j 2 (Glaskraut; 0,6 %), Sal k 1 (Salzkraut; 0,6 %) und Amb a 1 (Ambrosia; 0,6 %) in Bayern gemessen.

Gegen mindestens eine der Pollen-Panallergenkomponenten waren 17 % (119/699) der Patienten sIgE-positiv (NRW: 16 % [56/360], Bayern: 19 % [63/339]; p = 0,287). Der Ausschluss dieser Patienten aus der Analyse änderte das Sensibilisierungsmuster kaum (Zusatzmaterial online: Supplement, Abbildung 1).

3.2 Korrelation der Sensibilisierungsdaten

Die Sensibilisierungsdaten korrelierten teilweise stark miteinander, auch über die beiden Testprinzipien hinweg. Datenpaare mit einem Korrelationskoeffizienten > 0,7 sind in Tab. 4 angegeben. Die Korrelationskoeffizienten aller Datenpaare sind im Zusatzmaterial online, Tab. 2, dargestellt.

Tab. 4: Korrelation der Sensibilisierungen: Datenpaare mit starker Korrelation*

3.3 Relation von Sensibilisierungen zu Beschwerdemonaten

Daten über den Zusammenhang zwischen Sensibilisierungen und Beschwerdemonaten sind in Tab. 5 a, b (Pricktest-Daten) und Tab. 5 c, d (sIgE-Daten) dargestellt.

Tab. 5: Zusammenhang zwischen Sensibilisierungen und Beschwerdemonaten*

Im Vergleich zu Patienten ohne entsprechende Pollensensibilisierung zeigten Patienten mit Sensibilisierung gegen Baumpollen in den ersten Monaten des Jahres häufiger Symptome, während Patienten mit Sensibilisierung gegen Süßgräser oder Kräuterpollen häufiger Symptome in der Jahresmitte und im Spätsommer zeigten. Dieses Muster galt insbesondere für sIgE-diagnostizierte Sensibilisierungen. Es galt jedoch nicht für alle getesteten Allergene und insbesondere nicht für solche mit Sensibilisierungszahlen kleiner n = 10.

Im Mittel wurden für Pricktest-diagnostizierte Baumpollensensibilisierungen (Tab. 5a, b) im Dezember die niedrigsten Werte und im April beziehungsweise Mai Höchstwerte beobachtet (Dezember: NRW 39,4 %, Bayern 51,7 %; April: Bayern 113,6 %; Mai: NRW 111,7 %; nur entsprechende Felder mit Farbskalierung). Für Pricktest-diagnostizierte Gräser- oder Kräuterpollensensibilisierungen wurden entsprechend niedrigste Werte und Höchstwerte im Dezember beziehungsweise Februar und im Juni beziehungsweise Juli beobachtet (Dezember: NRW 44,0 %; Februar: Bayern 73,8 %; Juni: NRW 127,8 %; Juli: Bayern 128,4 %; nur entsprechende Felder mit Farbskalierung).

Im Mittel wurden für sIgE-diagnostizierte Baumpollensensibilisierungen (Tab. 5c, d) im Dezember die niedrigsten Werte und im März die Höchstwerte beobachtet (Dezember: NRW 38,6 %, Bayern 30,8 %; März: NRW 112,3 %, Bayern 123,3 %; nur entsprechende Felder mit Farbskalierung). Für sIgE-diagnostizierte Gräser- oder Kräuterpollensensibilisierungen wurden entsprechende Werte im Dezember beziehungsweise Januar und im Juni beziehungsweise Juli beobachtet (Dezember: Bayern 58,6 %; Januar: NRW 46,2 %; Juni: NRW 129,0 %; Juli: Bayern 129,6 %; nur entsprechende Felder mit Farbskalierung).

Im Vergleich zu Patienten ohne Sensibilisierung gegen das ganzjährige Allergen der Hausstaubmilbe zeigten Patienten mit Hausstaubmilbensensibilisierung entweder kaum saisonale Symptomschwankungen (Pricktest-diagnostizierte Patienten in NRW, Tab. 5a) oder häufiger Symptome in der Wintersaison (Pricktest-diagnostizierte Patienten in Bayern, Tab. 5b; sIgE-diagnostizierte Patienten in NRW und Bayern, Tab. 5c, d).

Entsprechende Rohdaten sind im Zusatzmaterial online, Supplement Tabelle 3 (Pricktest-Daten) und Tabelle 4 (sIgE-Daten) angegeben und alle p-Werte in Tabelle 5 des Supplements.

3.4 Pollendaten

Pollendaten der Jahre 2011 bis 2013 (Ausnahme: Pollen der Familie der Gänsefußgewächse 1999 bis 2001; weitere Details siehe Abschnitt "Methodik") der PID-Messstationen Mönchengladbach/NRW und München/Bayern wurden hinsichtlich monatlicher Pollenintegrale analysiert. Die Daten sind als jeweilige Medianwerte der monatlichen Pollenintegrale der Jahre 2011, 2012 und 2013 dargestellt (Tab. 6). Die zugrunde liegenden Daten pro Jahr sind im Zusatzmaterial online, Supplement Tabelle 6, angegeben.

Tab. 6: Monatliche Pollenintegrale der PID-Messstationen Mönchengladbach/Nordrhein-Westfalen und München/Bayerna

Baumpollenarten waren erwartungsgemäß vor allem in den ersten Monaten des Jahres nachweisbar, während Süßgräser und Kräuterpollen vor allem in der Jahresmitte und im Spätsommer detektiert wurden (Tab. 6).

4. Diskussion

Diese Studie untersuchte die Sensibilisierungen gegen sechzehn Pollenallergene in Patienten mit ärztlich diagnostizierter allergischer Rhinitis aus zwei deutschen Bundesländern.

4.1 Sensibilisierungen gegen häufige versus weniger häufige und seltene Allergene

Von den sechzehn untersuchten Allergenen fallen vier in den Anwendungsbereich der deutschen TAV und können damit als häufige Allergene betrachtet werden: Erle, Hasel, Birke und Süßgräser. Bevölkerungsbasierte Daten der DEGS1-Studie zeigten, dass diese Allergene in der Tat die häufigsten in Bezug auf Sensibilisierungen sind [5]. Die gleiche Studie zeigte jedoch auch Sensibilisierungen gegen andere Pollenallergene, wenn auch in geringerem Maße, und ausgehend von patientenbasierten Daten hat das GAL2EN-Netzwerk ein Pricktest-Panel von zehn Pollenallergenen für die Testung europäischer Patienten empfohlen [8]. Neben Pollen der Familie der Birkengewächse und der Süßgräser umfasst dieses Panel Pollen von Zypresse, Beifuß, Olive oder Esche, Platane, Ambrosia und Glaskraut [5, 17].

Die Pricktest-Daten dieser Studie bestätigen die klinische Relevanz des GAL2EN-Pricktest-Panels: Jedes der von GAL2EN empfohlenen Testallergene induzierte bei zumindest einigen der Patienten positive Pricktest-Reaktionen, auch wenn die Zahl der Patienten stark variierte (von drei Zypressen-reaktiven bis 258 Birken-reaktiven Patienten). Über das GAL2EN Pricktest-Panel hinaus waren im Panel dieser Studie Olive und Esche enthalten. Mehr als 20 % der Patienten zeigten Sensibilisierungen gegen Olive beziehungsweise Esche, aber nicht alle dieser Reaktionen waren durch "Kreuzreaktivität" gegen Esche beziehungsweise Olive erklärbar, siehe auch [15]. In Deutschland wachsen Olivenbäume derzeit nicht im Freiland und eine signifikante Olivenpollenbelastung wurde bisher nicht gefunden. Patienten mit Sensibilisierung gegen Olive, aber nicht gegen Esche könnten sich über Reisen in entsprechende Regionen sensibilisiert haben oder auch über Kontakt zu anderen Pollen der Familie der Oleaceae wie Forsythie oder Jasmin, beide insektenbestäubt [15]. Im Gegensatz zur Olive ist Esche in Deutschland endemisch und die Pollenbelastung dokumentiert. Daher sollte Esche in ein deutsches Routine-Pricktest-Panel aufgenommen werden.

Unter Verwendung der ISAC-Technologie konnte das Diagnostik-Panel auf Japanische Zeder, Bermudagras, Platane, Gänsefuß und Salzkraut ausgeweitet werden. Platane und Gänsefuß sind in Deutschland weit verbreitet, Japanische Zeder, Bermudagras und Salzkraut nicht [22]. Für jedes dieser fünf Allergene zeigte mindestens einer der Patienten sIgE, die Zahl der positiven Getesteten rangierte von einem Pla-l-1(Platane)-positiven bis zu 177 Cyn-d-1(Bermudagras)-positiven Patienten. Die hohen Sensibilisierungsraten für Bermudagras sind sehr wahrscheinlich auf Kreuzreaktivität gegen das in Deutschland endemische Wiesenlieschgras zurückzuführen [22]. Die Korrelationsdaten stützen diese Hypothese.

Unsere Sensibilisierungsdaten untermauern den Bedarf an zugelassenen Test- und Therapieallergenen sowohl für die Diagnostik als auch für die Behandlung von Patienten mit häufigen, aber auch weniger häufigen und seltenen Pollenallergien. Um dem aktuellen Rückgang der Zahl der zugelassenen Testallergene in Deutschland entgegenzuwirken, können Pharmaunternehmen derzeit eine deutliche Senkung der Gebühren für die Zulassung eines bestimmten Testallergens beantragen, sofern es zur Gruppe der weniger häufigen und seltenen Allergene gehört [9, 23]. Unterstützung für den diagnostischen und therapeutischen Bedarf von Patienten mit weniger häufigen und seltenen Pollenallergien könnte auch von der Initiative "Nationales Aktionsbündnis für Menschen mit seltenen Allergien" (NAMSA) kommen, die 2017 vom Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) gegründet wurde [24].

4.2 Monitoring von Pollenbelastung, Sensibilisierungs- und Beschwerdezeiträumen

Die Auswertung der Sensibilisierungsdaten in Bezug auf Beschwerdemonate ergab ein teilweise ähnliches saisonales Muster der "Positivität" wie die Auswertung der monatlichen regionalen Pollendaten. Auf Gruppenebene deutet dies auf eine "allgemeine" klinische Relevanz der Sensibilisierungsdaten hin.

Auf individueller Ebene muss die klinische Relevanz von Sensibilisierungsdaten in Verbindung mit Symptomperioden und Pollendaten bewertet werden - eine diagnostische Kette von drei Gliedern, die für jeden Patienten mit saisonalen allergischen Beschwerden berücksichtigt werden muss. Wenn Daten zu Symptomperioden, Pollenbelastung und Sensibilisierungen kein klares Bild des verursachenden Allergens beziehungsweise der verursachenden Allergene ergeben, wird die Provokation zum vierten Glied dieser Kette.

Dies unterstreicht die Bedeutung eines bundesweiten Pollen- und Sensibilisierungsmonitorings für ein adäquates Patientenmanagement.

Idealerweise sollte das Pollenmonitoring kontinuierliche Echtzeitdaten zu Pollen liefern, die für die gegebene Region repräsentativ sind, und diese Daten sollten kostenlos verfügbar sein. Status quo und Perspektiven für ein bundesweites Pollenmonitoring in Deutschland wurden kürzlich vom fachübergreifenden Arbeitskreis "Bundesweites Pollenmonitoring" zusammengefasst [25].

In Deutschland erfolgt ein systematisches Sensibilisierungsmonitoring auf Bevölkerungsebene durch das Robert Koch-Institut [5]. Auch auf Patientenebene wäre ein solches systematisches Monitoring von Nutzen, ist aber in Deutschland bisher nicht etabliert.

5. Schlussfolgerung

Bei der Untersuchung von Patienten mit entsprechenden saisonalen Symptomen müssen Sensibilisierungen gegen weniger häufige und seltene Pollenallergene berücksichtigt werden, und es müssen Test- und Therapieallergene für entsprechende Pollenallergien vorhanden sein. Weitere Voraussetzungen für ein adäquates Patientenmanagement sind ein bundesweites Pollenmonitoring mit kontinuierlichen Pollendaten und ein systematisches Sensibilisierungsmonitoring auf Patientenebene.