Friedrich Merz: Unsympathischer Gesichtsausdruck - er sollte einen Tipp befolgen - FOCUS online
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Großer Redner, mäßige Körpersprache: Experte analysiert Rhetorik von Merz: "Seine kühle Bedarfs-Logik braucht Moral"
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dpa/Angelika Warmuth/dpa Friedrich Merz, Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU
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Friedrich Merz ist ein möglicher Kandidat für die Parteispitze der CDU. Warum seine größten Stärken auch seine größten Schwächen sind und an welchen vier Punkten er jetzt arbeiten sollte, analysiert Rhetorik-Experte Michael Ehlers.

Friedrich Merz ist keiner, der leicht übersehen wird. Mit stattlichen 194 Zentimetern wird er bemerkt. Dieser Mann nimmt Räume ein. Und das gilt auch im übertragenen Sinne. Mit regelmäßigen wohldosierten und strategisch gesetzten Wortmeldungen arbeitete er an seiner Bekanntheit und daran, dass man den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der CDU bei keinem Thema vergisst.

Aufmerksamkeit scheint er als Belohnung zu empfinden. Als Armin Laschet, vor wenigen Tagen bei der Verleihung des Ordens Wider den tierischen Ernst in seiner Dankesrede an die legendäre „Steuererklärung auf dem Bierdeckel“ erinnerte, straffte sich, von den Kameras des WDR gut sichtbar eingefangen, die Haltung des deutlich erfreuten 64 Jahre alten Politikers.

Spannend, aber gerade keine Zeit?

Dass Laschet 2020 überhaupt an ein vor 17(!) Jahren ausgearbeitetes Steuerkonzept erinnern konnte, und jeder im Saal die Anspielung sofort verstand, verweist auf ein großes Talent von Merz: Er beherrscht die bildhafte Sprache, wenn er denn will. Dieses Talent ermöglicht es ihm, komplizierte Zusammenhänge so darzustellen, dass sie gleichzeitig einfach erscheinen, aber vor allem im Kopf bleiben! So setzt man den Rahmen für ein Thema.

So war es auch kein Ausrutscher, als sich der bekennende Millionär und zu der Zeit noch Black-Rock-Aufsichtsrat, jüngst zur „gehobenen Mittelschicht“ in Deutschland zählte: Seht her! Ich bin ein Bürger wie ihr, zeichnete er damit das Bild von sich selbst. Auch wenn die Diskussion darüber, wie übrigens auch über die Bierdeckel-Reform, nicht ausblieb. Macht nichts. Er bleibt in den Köpfen. Und zwar so, wie er das möchte.

Merz ist ein großer Redner

Trotz seiner, wie er im Anschluss selbst zugab, nicht wirklich mitreißenden Rede auf dem wichtigen CDU-Wahl-Parteitag ist er unbestritten ein großer Redner. Schon vor 20 Jahren galt er als gefürchteter Gegner. Unvergessen, wie er im Frühjahr 1999 Ex-Finanzminister Oskar Lafontaine auseinandernahm. Für seine glänzende Rhetorik war er da bereits mehrfach ausgezeichnet (Goldenes Mikrofon, Deutscher Rhetorikpreis). Und das war zu einer Zeit, als viele Politiker noch ohne Trainer und ohne Video-Studium ans Rednerpult oder vor die Kameras traten und frei redeten. Eine Stärke von Merz.

Er sieht aus wie CDU und lebt auch so

Friedrich Merz ist ein klassischer Konservativer und er lebt auch so: Er ist seit 1981 mit seiner Ehefrau Charlotte verheiratet. Das Paar hat drei Kinder, die inzwischen erwachsen sind. Er hat einen klassischen Ausbildungsweg hinter sich. Abi (mit Sitzenbleiben!), anschließendes Jurastudium. Karriere in der Politik und später in der freien Wirtschaft. Merz lebt den konservativen Traum. Da passt in der Außenwirkung alles für die Zielgruppe.

Die Frage nach den Schwächen des Politikers ist vom Standpunkt abhängig. Und offenbar auch vom Geschlecht. Denn seine Zustimmungswerte sind bei Männern wesentlich höher als bei Frauen. Seine Größe ist ihm, vor allem im Kontakt mit Menschen, oft im Weg. Deshalb macht er sich am Rednerpult klein, was seinem Blick von unten nach oben etwas Lauerndes gibt. An Punkten wie diesen muss Merz arbeiten.

Über den Experten

Über den Experten
Michael Ehlers

Michael Ehlers trainiert seit zwei Jahrzehnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Top-Manager, Profi-Sporttrainer und viele mehr. Er hält Vorträge zu den Themen Rhetorik, Kommunikation, Digitale Transformation und Motivation. www.der-rhetoriktrainer.de

Was Friedrich Merz jetzt tun sollte

Haltung: Die Rahmenbedingungen haben immer Auswirkungen auf die eingesetzten rhetorischen Mittel. Merz‘ Vorliebe für „klare Kante“ fällt in einem immer konsensbedürftigeren Biotop wie der aktuellen deutschen Parteienlandschaft auf. Inhaltlich sollte er diesen Weg weitergehen. Wenn alle zur Mitte gehören, hat einer wie er, der nicht jede seiner Aussagen an diesem imaginären Konstrukt misst, beste Chancen, sich zu profilieren. Aber wer eine Haltung hat, sollte diese auch körperlich offensiv ausdrücken.

Im Bereich der Körpersprache hat Merz Nachholbedarf. Auch, wenn ihm manchmal Arroganz oder Hochnäsigkeit vorgeworfen werden: Merz muss die Nase hochnehmen. Ein Trick, der allen großen Menschen hilft. Die Nase einen Tick nach oben nehmen und das Kinn löst sich automatisch von der Brust. Dieser unsympathisch lauernde Ausdruck verschwindet sofort. Manchmal würde es auch schon helfen, wenn sein Team ihm das Mikrofon auf die passende Höhe einstellen würde.

Emotionen ansprechen: Auch das beherrscht der „kalte Technokrat“ eigentlich. Merz muss, wie bei seinem berühmten Bierdeckel-Bild, weg von den Details und wieder hin zu einer metaphorischen Sprache. Er sollte starke Bilder nutzen, die starke Emotionen wecken. Aber positive Bilder, keine Untergangsszenarien. Eine Methode, um Menschen zu aktivieren: Sie in den Mittelpunkt stellen.

Merz wirkt oft so, als wären ihm die Wähler in der Theorie lieber, als in der tatsächlichen Begegnung. Merz muss sein Handeln aber jetzt nicht mehr auf Vorstandsebene rechtfertigen, sondern er muss Menschen mitnehmen: Den „kleinen Mittelständler“, die „gestresste Krankenschwester“, den „gegängelten Freiberufler“ und „den Arbeiter, der nicht weiß, ob er zukünftig noch gebraucht wird“. So könnte er seine eher kühle Bedarfs-Logik mit einer höheren Moral, dem Wert der Gerechtigkeit an sich, anreichern.

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Emotionen ausdrücken: Die Merz-Faust könnte bald so bekannt sein, wie die Merkel-Raute. Deshalb sollte er daran arbeiten. Zwar ballt er beim Reden die Fäuste. Aber man sieht doch, dass er sie lange Jahre nur zum Festhalten des Füllfederhalters gebraucht hat. Der Daumen liegt auf den zaghaft zusammengeballten Fingern auf. Vor dieser Faust muss niemand Angst haben. Mehr Dynamik bitte. Und ein gezielterer, sprich sparsamerer, Einsatz. Sonst nimmt man ihm die eigenen Argumente mit dieser bald überstrapazierten Geste nicht ab. 

Menschen anziehen: Dazu gehört auch, sich selbst richtig anzuziehen. Nicht jeder muss so viel Wert auf sein Äußeres legen, wie Andreas Scheuer von der CSU und Gerhard Schröder wurden seine Brioni-Anzüge auch nicht von jedem zu Gute gehalten. Aber ein bisschen mehr sollte da in unserer optisch-geprägten Zeit schon kommen. Denn auch Kleidung drückt eine Haltung aus. Man kann CDU sein. So aussehen wie beim Treffen mit der Kreistagsfraktion Hochsauerlandkreis 1990 muss man nicht mehr. Auch konservativ gestaltete Zukunft kleidet sich heute anders. Und eine professionelle Typ-Beratung ist nichts mehr, wofür man sich schämen muss.

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