Warum Ex-Profi Franklin Bittencourt dem Pokalspiel entgegenfiebert
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Bremen gegen Cottbus Warum Ex-Profi Franklin Bittencourt dem Pokalspiel entgegenfiebert

Franklin Bittencourt muss nicht lange überlegen, denn er weiß noch genau, weshalb es damals mit seiner Profikarriere in Deutschland so richtig losging. Es ist der Winter 1993.
26.07.2022, 19:29 Uhr
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Von dco

Franklin Bittencourt muss nicht lange überlegen, denn er weiß noch genau, weshalb es damals mit seiner Profikarriere in Deutschland so richtig losging. Es ist der Winter 1993, seit gut einem halben Jahr steht der junge Stürmer aus Brasilien beim Zweitligisten VfB Leipzig unter Vertrag, ehe der Weg für ihn plötzlich frei wird – oder besser: Werder Bremen ihm den Weg freimacht.

Zur Rückrunde lotsen die Norddeutschen Leipzigs Torjäger Bernd Hobsch an die Weser, was Bittencourt in die erste Mannschaft spült. „Es ging also alles mit Werder los“, schmunzelt der heute 53-Jährige, der es später mit Energie Cottbus bis in die Bundesliga schaffen sollte und im Verein bis heute Legendenstatus genießt. Auch Bittencourts Sohn Leonardo wurde in Cottbus einst zum Profi, inzwischen spielt er für Werder – und zwar am kommenden Montag im DFB-Pokal gegen: Cottbus. „Für uns als Familie wird es ein wahnsinnig besonderes Spiel“, betont Franklin Bittencourt, der am Montag mit vielen Verwandten und Freunden auf der Tribüne im Stadion der Freundschaft sitzen wird, um Sohn Leonardo gegen die alte Heimat spielen zu sehen.

Von 1998 bis 2003 war Franklin Bittencourt für Energie Cottbus aufgelaufen, zunächst zwei Jahre in der zweiten Liga, dann drei in der Bundesliga. Im Team von Trainer Eduard „Ede“ Geyer zählte der Offensivspieler neben Torhüter Tomislav Piplica und Regisseur Vasile Miriuta zu den Stars. „Es waren schöne Jahre. Cottbus ist ein kleiner Verein, niemand hat damals in der Bundesliga an uns geglaubt, aber wir waren eine echte Einheit“, erinnert sich Bittencourt, der es auf insgesamt 89 Pflichtspiele und 22 Tore für die Lausitzer brachte und später unter anderem als Co-Trainer für den Klub weiterarbeitete.

"Geil ist der Verein immer noch" 

Sohn Leonardo war bereits 1999 in den Verein eingetreten, durchlief die komplette Jugendabteilung, debütierte im Alter von 17 Jahren in der zweiten Liga – und zog 2012 nach Dortmund weiter. „Ich bin unheimlich stolz auf seinen Weg“, sagt Franklin Bittencourt, der in den vergangenen Tagen in Bremen und bei Werder zu Besuch war: „Zu meiner Zeit war Werder die beste Mannschaft Deutschlands. Das ist jetzt zwar nicht mehr so, aber geil ist der Verein immer noch.“

Auch Energie Cottbus hat sich längst von den einst ruhmreichen Zeiten verabschiedet. Mittlerweile ist der Klub aus Brandenburg in der viertklassigen Regionalliga Nord-Ost angekommen. „Es ist schon traurig, zu sehen, wohin der Weg geführt hat. Es wurden einfach zu viele Fehler gemacht“, hält Franklin Bittencourt fest. Zu sicher, das hebt der Ex-Profi mit Nachdruck hervor, dürfe sich Werder am Montag gegen den Außenseiter aber nicht fühlen. „Die Bremer müssen schnell klar machen, wer das Sagen hat und richtig Gas geben. Schaffen sie das nicht, kann es gefährlich werden.“

Franklin Bittencourt hat es mehrfach selbst erlebt, dass im Stadion der Freundschaft Sensationen möglich sind. Am 14. Oktober 2000 verbuchte der Brasilianer mit dem Aufsteiger einen nicht für möglich gehaltenen 1:0-Erfolg über Rekordmeister Bayern München. Der Großteil der 20.500 Zuschauer feierte noch lange nach dem Abpfiff ausgelassen – und jubelte unter anderem Leonardo Bittencourt zu. Der damals Sechsjährige war vor der Ehrenrunde schnell auf den Rasen geeilt und dort auf die Schultern seines Vaters geklettert. „Leo und auch mein anderer Sohn Gabriel waren nach den Spielen immer auf dem Platz“, blickt Franklin zurück.

Längst haben sich die Rollen umgekehrt, jubelt der Vater von der Tribüne aus seinem Sohn zu. Während Werders Zweitliga-Saison hat Franklin Bittencourt viele Spiele im Stadion gesehen, und natürlich weiß er, dass es für Leo eine komplizierte Spielzeit war. „Er war mehrfach verletzt. Dann ist es sehr schwer, einen Rhythmus zu finden. Am Ende war aber auch er wichtig für den Aufstieg.“ In der neuen Saison, da ist sich der Vater sicher, wird Werders Nummer 10 ganz anders auftreten. „Er hat eine gute Vorbereitung gespielt und alles mitgemacht. Es wird ein gutes Jahr“, betont Franklin Bittencourt, der nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn es für seinen Sohn und die Bremer direkt am kommenden Montag mit einem Erfolg in Cottbus beginnt: „Ich mag beide Vereine wirklich gerne, aber hoffe schon darauf, dass wir keine Sensation erleben werden.“

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