Die Täuschung | Film-Rezensionen.de
Die Täuschung Operation Mincemeat
© Warner Bros.

Die Täuschung

„Die Täuschung“ // Deutschland-Start: 26. Mai 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

1943 ist der Zweite Weltkrieg noch im vollen Gange, erbittert wird an allen mögen Schauplätzen gekämpft. Für die Alliierten ist der nächste Schritt klar, sie wollen bei Sizilien landen. Nur ist die Sorge groß, dass die Deutschen diesen Schritt bereits erwarten, es droht eine verheerende Schlacht. Um dies zu verhindern, wird deshalb ein Täuschungsmanöver beschlossen. Genauer will man den Feind glauben lassen, dass eine Invasion in Griechenland bevorsteht. Zu dem Zweck arbeitet ein Team, dem unter anderem Ewen Montagu (Colin Firth), Charley Colmondeley (Matthew Macfadyen) und Ian Fleming (Johnny Flynn) angehören, an den nötigen Materialien. Und auch die verwitwete Sekretärin Jean Leslie (Kelly Macdonald) wird in die Geschichte hineingezogen. Doch das Risiko ist groß. Wenn ihr Auftritt nicht überzeugend genug ausfällt, droht den Alliierten eine Katastrophe …

Die Geschichte eines großen Täuschungsmanövers

Manchmal hat man ja den Eindruck, dass der Zweite Weltkrieg nie aufgehört hat. Nicht nur, dass es immer wieder Gedenkveranstaltungen gibt, die an diese Zeit erinnern. Es erscheinen zudem unentwegt Filme und Serien, die den Krieg als Setting verwenden. Dabei geht es selten um den gesamten Krieg als solchen. Stattdessen greifen sie sich immer einzelne Aspekte heraus, bestimmte Schlachten oder Einzelschicksale. Da ist dann alles Mögliche dabei, von der Hochglanz-Buchadaption Alles Licht, das wir nicht sehen bis zum Insel-B-Movie Operation Watchtower – Drei Tage in der Hölle. Auch in Die Täuschung kehren wir in diese tragische Ära zurück und erfahren von einer etwas anderen Heldentat, als die Briten den Deutschen erfolgreich weismachten, ganz woanders zuschlagen zu wollen.

Die Geschichte ist natürlich nicht neu. Selbst wenn die Operation Mincemeat, so auch der Original-Titel des Films, erfolgreich war, war sie doch kaum kriegsentscheidend. Aber die Geschichte ist gut, weshalb sie immer mal wieder erzählt wurde, sei es als direkte Nacherzählung oder in Form inspirierter ähnlicher Vorfälle. Beispielsweise nimmt auch die Serie Fleming darauf Bezug. Kein Wunder: Der später James Bond Erfinder Ian Fleming war an der Operation beteiligt, was die Sache für ein heutiges Publikum gleich doppelt interessant macht. Insofern ist es kein Wunder, wenn Die Täuschung Fleming eine größere Rolle zuspricht. Wenn man schon einen bekannten Namen hat, dann darf man diesen auch einsetzen.

Zwischen Faszination und Langeweile

Wobei man diese gar nicht mal unbedingt gebraucht hätte, um etwas Spannendes zu erzählen. Eine Leiche mit gefälschten Papieren an der Küste so anspülen zu lassen, dass sie auch gefunden wird, das klingt schon wahnsinnig genug. Richtig interessant wird es, wenn Die Täuschung mehr über die Schwierigkeiten erzählt, dies auch glaubwürdig werden zu lassen. So mussten die Papiere so präpariert werden, dass sie dem Wasser trotzten, ohne dass auffiel, dass sie präpariert waren. Gleiches gilt für die Leiche. Diese musste in der richtigen Verfassung sein. Es brauchte zudem eine gute Geschichte, damit der Tote eine wirkliche Identität erhielt. Man musste die Deutschen schließlich davon überzeugen, dass der Mann einen wirklichen Grund hatte, an dem Ort aufzutauchen, wo er dann gefunden wurde.

Solange sich Regisseur John Madden (Shakespeare in Love) an dieses Thema hält, ist der Film sehenswert. Deutlich weniger interessant ist, wenn Die Täuschung versucht, auch den Lebenden eine Geschichte mitzugeben. Zwar ist es prinzipiell nie verkehrt, Figuren mehr Tiefe geben zu wollen und damit Identifikationsfläche zu schaffen. Punkte wie das Liebesdreieck bewegen sich aber zu sehr davon weg, worum es in dem Film eigentlich geht. An diesen wie anderen Stellen ist das Ergebnis ein recht biederes Historiendrama. In der Summe überwiegen zwar die positiven Punkte, wozu auch die prominente britische Besetzung zählt. Ein bisschen zäh ist das Ergebnis aber schon, wenn Faszination auf gediegene Langeweile trifft.

Credits

OT: „Operation Mincemeat“
Land: UK, USA
Jahr: 2021
Regie: John Madden
Drehbuch: Michelle Ashford
Vorlage: Ben Macintyre
Musik: Thomas Newman
Kamera: Sebastian Blenkov
Besetzung: Colin Firth, Matthew Macfadyen, Kelly Macdonald, Penelope Wilton, Johnny Flynn, Jason Isaacs

Bilder

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Die Täuschung
fazit
„Die Täuschung“ erzählt die Geschichte eines unglaublichen Täuschungsmanövers im Zweiten Weltkrieg. Das ist spannend, solange wir uns mit dem Manöver als solchen befassen und die diversen Kniffe, die damit verbunden waren. Die persönlichen Stränge drumherum sind jedoch deutlich weniger interessant.
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