Felix Magath: "Es fühlt sich immer noch toll an" | GALA.de
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Felix Magath "Es fühlt sich immer noch toll an"

Im Gala-Interview sprechen Felix Magath und seine Frau Nicola über ihre große Liebe. Und sie verraten, warum ein strenger Meistertrainer bei den eigenen Kindern ganz sanft wird

Bei diesem Anblick

werden sich nicht nur die Fußballprofis vom "VfL Wolfsburg" verwundert die Augen reiben: Felix Magath, der sie als "Quälix" mit dem härtesten Training der Bundesliga zum Meistertitel peitschte, plötzlich so entspannt? Mit seiner Ehefrau Nicola und den gemeinsamen Kindern Chiara, 5, Raffael, 8, und Leonard, 11, spaziert er lächelnd durch New Yorks "Meatpacking District". Im "Café Pastis" macht die Familie Pause. Die Kinder malen Bilder, die Eltern reden übers Shoppen. Schal für ihn? Handtasche für sie? Und was möchten die Kids?

Magath, der bekennende Teetrinker, bestellt Milchkaffee und dann Espresso Macchiato. Das liegt am Jetlag, versichert er - okay, und an dem kleinen Kater. Vergangene Nacht habe er es mit einem Bekannten etwas übertrieben. "Im Urlaub ist eben alles anders", sagt er schmunzelnd. Seine Frau hat dafür Verständnis, sie ist einfach nur stolz auf ihren "Helden". Immer wieder sucht sie beim Interview den Blickkontakt zu ihrem Mann - und er lächelt zurück.

Glückwunsch zum Titel, Herr Magath! Sie sagten, den Erfolg hätten Sie Ihrer Frau zu verdanken. Wie meinten Sie das genau?

Felix Magath: Wir leben seit zwei Jahren wegen meines Jobs auf Distanz, die Familie in München, ich in Wolfsburg. Das ist belastend für uns alle, wir sehen uns wenig. Aber Nicola sorgt dafür, dass trotzdem alles klappt, vor allem der Kontakt zwischen mir und den Kindern. Nur dadurch kann ich meinen Job gut machen.

Jetzt wechseln Sie von Wolfsburg zu Schalke. Gibt es in Gelsenkirchen eine Familienzusammenführung?

Felix Magath: Die Kinder haben ihr Umfeld in München, durch die Schule, Freunde, aber auch durch ihre Vereine: Unsere Jungs spielen Fußball und Tennis. Da wollen wir sie nicht herausreißen.

Wie halten Sie in der Familie Kontakt?

Felix Magath: Wir telefonieren täglich, sogar mehrmals. Außerdem ist meine Frau eine klasse Autofahrerin. München – Wolfsburg, das schafft sie in viereinhalb Stunden. Oft ist sie freitagabends noch losgefahren, nachdem sie die Kinder vom Sport geholt hatte. Damit wir den Samstag gemeinsam verbringen konnten.

Klingt sehr anstrengend.

Nicola Magath: Das war schon eine große Umstellung. Am schwierigsten ist da immer der Anfang, bis sich alles eingespielt hat, alles organisiert ist. Die Kinder sind ja noch klein, sie brauchen viel Aufmerksamkeit.

Wie sieht ein perfekter Familientag im Hause Magath aus?

Nicola Magath: Am schönsten sind die Tage, an denen keine Schule ist. Da können wir ausschlafen und ganz gemütlich frühstücken.

Herr Magath, spielen Sie auch mit Ihren Kindern Fußball? Chiara meint, sie sei richtig gut...

Felix Magath: Das stimmt! (lacht) Sie ist eigentlich die Beste von den dreien.
Nicola Magath: Wenn ihr Papa mal zu Hause ist, betteln die Kinder schon beim Frühstück: "Du musst mit uns Fußball spielen!" Sogar im Winter, dann wollen sie eben drinnen spielen.
Felix Magath: Wir haben extra ein Kinderzimmer zum Fußballfeld umfunktioniert.

Würde es Ihnen gefallen, wenn Raffael und Leonard Profifußballer werden?

Felix Magath: Ich dränge sie nicht. Sie sollen tun, worauf sie Lust haben. Solange sie überhaupt Sport treiben, ist alles okay.

Frau Magath, Sie haben für die Familie Ihre Karriere als Marketing-Managerin aufgegeben. Eine schwere Entscheidung?

Nicola Magath: Nach dem ersten Kind habe ich noch gearbeitet. Aber mit schlechtem Gewissen, weil ich ständig auf Geschäftsreisen musste und Leonard dadurch zu wenig gesehen habe. Mein Mann war schließlich auch viel unterwegs. Als das zweite Kind kam, wusste ich, wie ich mich zu entscheiden habe.

Sie sind seit 20 Jahren zusammen, haben aber erst 2003 geheiratet. Warum so spät?

Nicola Magath: Jetzt fragen sie dich, Felix. Ist ja interessant …

...nur, weil wir annahmen, er hätte Ihnen den Antrag gemacht. War es etwa andersherum?

Nicola Magath: Nein. (lacht) Das war schon er.
Felix Magath: Ganz klar! Aber im Ernst: Es war nicht gleich möglich, weil ich noch verheiratet war und erst 1995 geschieden wurde, obwohl ich schon lange von meiner ersten Frau getrennt lebte. Wir fanden Heiraten auch gar nicht so wichtig.
Nicola Magath: Es funktionierte ja auch so. Erst mit den Kindern wurde das ein Thema. Es war seltsam, wenn Felix seinen eigenen Sohn im Kindergarten abholen wollte und sagen musste: "Ich möchte Leonard Jorde mitnehmen." Als wäre er ein Fremder.

Sie wirken auch nach 20 gemeinsamen Jahren sehr harmonisch und wie frisch verliebt.

Felix Magath: Toll, oder? Wir sehen das genauso, und es fühlt sich auch so an.

Mit seiner Frau Nicola feiert Felix Magath den Sieg des Meistertitels seines Teams.
Mit seiner Frau Nicola feiert Felix Magath den Sieg des Meistertitels seines Teams
© Picture Alliance

Verraten Sie uns Ihr Liebesgeheimnis?

Felix Magath: Wir sind uns sehr ähnlich, in vielen Dingen. Wir sind beide ehrgeizig. Und wir haben die gleichen Wünsche fürs Leben. (zeigt auf die Kinder)

Hilft Ihr Mann im Haushalt?

Nicola Magath: Nein, das tut er nicht. Überhaupt nicht.
Felix Magath: Das ist auch besser so. Ich habe durch meinen Lebenswandel - ich meine die viele Arbeit - nie kochen gelernt. Ein Versuch in diese Richtung könnte nur scheitern.

Wenn Sie, Frau Magath, Ihrem Mann jegliche Arbeit im Privaten abnehmen - dankt er es Ihnen denn auch?

Nicola Magath: Oh, er ist sehr großzügig. Das war schon immer so.
Felix Magath: Sie wissen, ich habe Prinzipien. Eins lautet: Wenn es mir gut geht, soll es meiner Frau mindestens genauso gut gehen.

Sie sind nicht gerade als Kuscheltrainer bekannt, was hnen den Spitznamen "Quälix" einbrachte. Sind Sie als Vater auch so streng?

Felix Magath: Ich fürchte, bei den Kindern lasse ich ziemlich viel durchgehen. Weil ich denke, sie sollen ihre Kindheit genießen. Besonders die Kleine, Chiara, wickelt ihren Papa ganz leicht um den Finger...
Nicola Magath: ... und ich muss dann die Strenge sein. Sie können sich vorstellen, wie das läuft. Er sagt Ja, ich sage Nein, und dann heißt es: "Aber Papa hat es doch erlaubt!"

Was ist Ihnen bei der Erziehung wichtig

Felix Magath: Ich war ein Einzelkind. Daher wollte ich immer eine große Familie. Mindestens drei Kinder - damit sie gleich untereinander Spielgefährten haben. Sehr wichtig ist mir auch ihre Ausbildung. Sie sollen alle Chancen im Leben haben. Und Sport sollen sie natürlich machen. Nicht nur für die Gesundheit, auch für die Persönlichkeitsentwicklung.
Nicola Magath: Gute Manieren müssen sie auch haben. Und Respekt vor Erwachsenen.

Herr Magath, Sie haben auch aus erster Ehe drei Kinder. Haben Sie etwas aus der "ersten Runde" als Vater gelernt? Was machen Sie jetzt anders?

Felix Magath: Ehrlich gesagt: Ich war damals noch nicht reif genug, um ein guter Vater zu sein. Ich habe mich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Heute weiß ich, dass man sich für Kinder Zeit nehmen muss.

Sie sind auf dem Weg in den Urlaub nach Barbados. Können Sie richtig faulenzen?

Felix Magath: Einfach so am Strand liegen und dösen oder lesen - das ist auch mal schön, gerade nach einer stressigen Saison.

Vorher besuchen Sie noch ihren Vater in Puerto Rico.

Felix Magath: Wie jedes Jahr.

Verfolgt er Ihre Karriere in Deutschland?

Felix Magath: Oh ja, und zwar sehr genau, übers Internet. Er rief sofort an, als er die ersten Gerüchte über meinen Wechsel zu Schalke las.
Nicola Magath: Und er war auch der Erste, der dir vorausgesagt hat, dass du mit Wolfsburg Champion wirst.

Ihr Vater war US-Besatzungssoldat in Deutschland. Er verließ Ihre Mutter, als Sie noch ein Baby waren, und erst mit 15, 16 haben Sie den Kontakt zu ihm gesucht. Wie hat Sie das alles geprägt?

Felix Magath: Meine Mutter musste arbeiten, um uns ernähren zu können. Dadurch war ich oft allein. Ich musste früh lernen, ohne jemanden zurechtzukommen. So eine Erfahrung steckt für immer in einem drin. Sicher wäre mein Leben anders verlaufen, wenn mein Vater damals nicht in seine Heimat zurückgegangen wäre.

Nämlich wie?

Felix Magath: Mit ziemlicher Sicherheit wäre ich kein Fußballprofi geworden.

Warum das?

Felix Magath: Weil ich ständig allein war, habe ich die Schule nie so richtig ernst genommen. Manchmal habe ich gschwänzt, und statt Hausaufgaben zu erledigen, bin ich lieber kicken gegangen. Wäre mein Vater da gewesen, hätte sich meine Mutter mehr um mich kümmern können und mich nicht ständig auf den Bolzplatz gelassen. Aber was wäre ich dann wohl geworden?

Der Fußball-Trainer Felix Magath hält stolz der Meisterschale des VfL Wolfsburg, der am 23.05.09 Deutscher Meister wurde.
Fußball-Trainer Felix Magath freut sich über die Meister-Schale
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