Als der Film in die Kinos kam, habe ich „FJG 2“ andernorts vorgestellt. Nun kommt auf diesen Seiten eine überarbeitete Version des Textes anlässlich des Kinostart von „Chantal im Märchenland“. Der Erfolg war schon immer verführerisch. Die Fortsetzung des deutschen Komödienkrachers „Fack Ju Göhte“ war nur konsequent und leider nicht so herausragend. Der kleinkriminelle Aushilfslehrer und die pubertierenden Intelligenzbestien gehen auf Klassenfahrt. Bildungskampf im Praxistext oder auch die Ausweitung der Kampfzone. „Fack ju Göhte 2“ lief 2015 im Kino.
Für Gauner Zeki Müller (Elyas M’Barak) war die Sicherstellung der Beute keine coole Nummer. Ganz sicher ist Zeki kein berufener Lehrer, aber der Job an der an der Goethe-Gesamtschule ist eigentlich ganz ordentlich. Mit den bildungsfernen Rabauken der 10 B kommt der Pauker klar, aber das frühe Aufstehen und die Arbeit nerven schon. Rektorin Müller (Katja Riemann) will unbedingt die Schulkampagne des Bildungsministeriums ergattern.
Dafür ist eine Klassenfahrt in ein Entwicklungsland förderlich. Das rivalisierende Schiller-Gymnasium kriegt die Schulkampagne jedes Mal mit einer Partnerschule in Thailand. Auch weil der ambitionierte Lehrer Hauke Wölki (Volker Bruch) mit seinem Umweltprojekt „Weltretter AG“ für Publicity sorgt. Wölki ist außerdem Lisis Ex-Freund.
Zufällig kommt Zeki an Diamanten, die noch aus der Beute stammen. Der Jobausstieg scheint greifbar, aber die Diamanten landen in einem Spendencontainer, der ausgerechnet nach Thailand unterwegs ist. Notgedrungen lässt sich Zeki auf die Klassenfahrt der Umwelt-AG von seiner Freundin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) ein, um die Beute wiederzubeschaffen. Erst müssen aber die notorischen Vier aus der 10 B in die AG: Chantal (Jella Haase), Zeynep (Gizem Emre), Burak (Aram Arami) und Danger (Max von der Gröben). Für die Behindertenquote kommt noch Nerd Etienne (Lukas Reiber) mit, der hat Asperger-Syndrom. Zielbewusst geht’s nach Thailand!
„Bisschen aufgekratzt, oder was?“ „Einfach gut drauf, geiler Job!“
Bereits die Anreise ist ein halbes Desaster, Frau Schnabelstedt bleibt wegen Terrorverdacht einbestellt. Herr Müller hat Medics gegen Flugangst falsch dosiert und ist komplett ausgeknockt. Am Zielort geht der Stress weiter. Kollege Wölfi und seine Weltretter-Streber nerven total.
Vom Start weg macht „Fack Ju Göhte 2“ klar wohin die Reise geht: Mit viel Verve und Tempo versucht man den Vorgänger zu toppen und die Erwartungshaltung der Zuschauer zu überfüttern. Ein unkorrekter Gag jagt den nächsten. Die Trefferquote der Zoten ist trotz einiger epischer Jokes deutlich geringer als im Vorgänger. Dramaturgie und wesentliche Handlungselemente werden aus dem Vorgänger recycelt und die Kulisse wird exotischer.
Das Prinzip hat für Regisseur Bora Dragtekin schon beim Film „Türkisch für Anfänger“ nach der erfolgreichen Serie funktioniert, es erinnert auch an „Hangover 2“. Der Sprung der Gesamtschüler in die exotische Welt außerhalb des Schulumfeldes ist ungleich schwieriger als für das Partyvolk. Die Schulkonkurrenz, in Person von Schnabelstedts Ex und den thailändischen Waisenkindern, sorgt für weitere Turbulenzen. Also mehr klamaukige Unterhaltung ohne die Bildungsproblematik des Vorgängers. Es funktioniert.
Für eine stimmige Handlung muss sich das Script erheblich verrenken, zuweilen wirkt das überkonstruiert. Vor allem aber entwickelt sich der Charakter von Elyas M’Barak in der Fortsetzung nicht, er wird quasi wieder auf die kriminelle Ausgangsposition gesetzt. Zurück auf Anfang. Ein rückfälliger Gauner, der dann doch erneut entdeckt und sich selbst bestätigt, dass er eigentlich ein Herz hat.
„Schnauze jetzt! Oder wir fahren nach Föhr!“ „Spanien. Auch geil.“
Aber neben handelsüblichen strukturellen Schwächen einer Fortsetzung hat „Fack Ju Göhte 2“ auch wirklich starke Aspekte. Chatal erstrahlt in ganzer Stärke und entwickelt sich deutlich zur zweiten Hauptfigur. Darstellerin Jella Haase hat die Rolle locker im Griff und stattet ihre Figur mit nahezu unfassbarer Naivität aus. Befreit davon, hochbegabt zu sein, kann sie endlich ernsthaft an ihrer Karriere arbeiten – als Youtube-Star. Oder eben Influencerin wie in „Chantal im Märchenland“.
Ehrlicherweise spielt das ganze Ensemble mit viel Hingabe und Freude, die sich auch auf das Publikum überträgt. Und auch der Culture Clash Aspekt hat ziemlich gelungene Momente. Solche, in denen sich die jugendliche Unbedarftheit mit egozentrischem Enthusiasmus in kompletter Fehldeutung kultureller Zusammenhänge verrennt.
Alles in allem ist „Fack ju Göhte 2“ eine effektvolle Fortsetzung der unkorrekten Schul-Komödie. Natürlich wird versucht den Vorgänger zu toppen. was nicht klappt. Aber die Erfolgsformel bleibt und für turbulente Unterhaltung und neue kultverdächtige Sprüche ist gesorgt.
Film-Wertung: 
(6 / 10)
Fack ju Göhte 2
OT: Fack ju Göhte 2
Genre: Komödie
Länge: 115 Minuten, D, 2015
Regie: Bora Dragtekin
Darsteller:innen: Elias M’Barek, Caroline Herfurth, Max von der Groeben, Jella Haase,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film
Kinostart: 10.09.2015
DVD- & BD-VÖ: 25.05.2016