Claudia Pechstein trauert um ihren Gold-Schmied

Achim Franke (83) ist tot

Claudia Pechstein trauert um ihren Gold-Schmied

Joachim Franke führte Pechi und viele andere Eisschnellläufer als Trainer zu insgesamt neun Olympiasiegen und 23 WM-Titeln

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Ein Foto aus dem Jahr 2006: Erfolgstrainer Joachim Peters mit Claudia Pechstein.
Ein Foto aus dem Jahr 2006: Erfolgstrainer Joachim Peters mit Claudia Pechstein.Axel Heyder/imago

Joachim Franke führte Pechi und viele andere Eisschnellläufer als Trainer zu insgesamt neun Olympiasiegen und 23 WM-Titeln

Die Sportwelt trauert um einen großen Gold-Schmied! Am Mittwoch schloss Achim Franke zehn Tage vor seinem 84. Geburtstag in Bernau für immer die Augen. Als einer der erfolgreichsten Eisschnelllauf-Trainer der Welt führte er einst seine Schützlinge – allen voran Claudia Pechstein – zu insgesamt neun Olympiasiegen und 23 WM-Titeln.

Ein Leben auf Kufen, vom Eishockey-Schüler in Weißwasser zum gefürchteten Puckjäger und später zu einem in aller Welt geachteten Eisschnelllauf-Trainer. Franke erhielt von Erich Honecker 1988 den Orden „Banner der Arbeit“, traf sich zu Gesprächen mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder. 2002 erhielt er aus den Händen des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz.

Die Internationale Eislaufunion ehrte ihn mit ihrem höchsten Orden, zu Sowjetzeiten wurde er zum „Verdienten Meister des Sport der UdSSR“ ernannt. „Ich muss mich nicht verbiegen. Ich habe mir alles erarbeitet“, sagte der Mann mit dem markanten Bürsten-Haarschnitt mit Stolz auf alles Erreichte mal.

Achim Franke führte Claudia Pechstein in die Weltklasse

Insgesamt brachte es der Lausitzer auf 116 Eishockey-Länderspiele, sechs WM-Turniere, spielte bei   Olympia 1968 in Grenoble. Angesichts des riesigen Erfolgsbooms   später als Eisschnelllauftrainer mit 18 olympischen Medaillen und 23 WM-Titeln – von EM und Weltcups ganz zu schweigen – könnte der zweifache Vater, dreifache Opa und dreifach Uropa die Eishockey-Zeit einfach wegdrücken. Doch auf dem Ohr hörte Joachim Fritz Franke gar nicht gut: „Für mich war es ein riesiger Moment, als uns DDR-Eishockeyspielern 1999 die EM-Bronzemedaillen überreicht wurden, die wir 1966 erkämpft hatten. Die man damals aber einfach unter den Tisch fallen ließ. Ohne Eishockey und ohne Weißwasser, wären mir auch spätere Trainer-Erfolge nicht beschieden worden.“

Olympiasiegerin Claudia Pechstein und ihr Trainer Joachim Franke jubeln bei den Olympischen Winterspiele 2002.
Olympiasiegerin Claudia Pechstein und ihr Trainer Joachim Franke jubeln bei den Olympischen Winterspiele 2002.Camera 4/imago

Olympiasiegerin Claudia Pechstein mit ihrem Trainer Joachim Franke (beide Deutschland) Eisschnellauf OS Winter Damen Olympische Winterspiele 2002

Olympiasiegerin Claudia Pechstein mit ihrem Trainer Joachim Franke (beide Deutschland) Eisschnellauf OS Winter Damen Olympische Winterspiele 2002

Franke lernte Elektriker strampelte manchmal 30 Kilometer zur Arbeit, um am Abend den Eishockeyschläger zu schwingen. Nach der Gesellenprüfung bot man den Dynamo-Eishockeyspieler in Weißwasser ein Studium an der DHfK an. „Voraussetzung war das Abitur. Sieben Spieler zeigten Interesse, Abitur hatten wir alle nicht. Also fuhren wir zur Abendschule nach Cottbus. Nach vier Jahren blieben Torwart Klaus Hirche und ich übrig. Wir erwarben die Hochschulreife und bestanden die Aufnahmeprüfung an der DHfK in Leipzig“, erzählte Franke einst dem Autor.

Auch Uwe-Jens Mey, Olaf Zinke und André Hoffmann holten mit Franke Olympiagold

Noch vor den Diplomprüfungen musste Frank das Training der Männermannschaft von Weißwasser übernehmen. „Mein größter Erfolg war ein 6:6 gegen ZSKA Moskau mit all ihren damaligen Stars“, erinnerte er sich gern. 1972 bekam der einstige Torjäger den Befehl, das Training der Eisschnellläufer von Dynamo Berlin zu übernehmen. Er stand stramm und arbeitete in seiner neuen Funktion auch mit Claudia Pechstein. 16 Jahre bildeten beide ein Erfolgsduo, Franke führte Pechi zu fünf Olympiasiegen und vier weiteren olympischen Medaillen sowie zu sechs WM-Titeln und insgesamt 36 WM-Medaillen.

Auch Uwe-Jens Mey, Olaf Zinke und André Hoffmann holten unter Coach Franke Olympiagold. An seinem 80. Geburtstag sagte Achim: „Das sind unvergessliche Erlebnisse. Es schmerzt mich immer wieder, dass Claudia in der sogenannten Dopingaffäre unschuldig schuldig gesprochen wurde.“

Claudia Pechstein tief ergriffen von Frankes Tod

Tief ergriffen von der Todes-Nachricht schrieb Pechstein: „Er war für mich einfach alles. Hat mich geformt, zu einem Weltstar gemacht. Ich habe ihm alles zu verdanken. Mach’s gut, Trainer. Möge dir der Himmel ein schönes Plätzchen bereithalten.“

Matthias Große, Präsident des deutschen Eisschnellläufer-Verbandes, würdigt den Verstorbenen: „Die DESG-Familie ist in tiefer Trauer und verneigt sich vor dem Lebenswerk eines außergewöhnlichen Trainers. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und wünschen ihr viel Kraft in den schweren Stunden.“