Honeckers Liebe zur NSDAP: Der braune Schatten des roten Erich

Honeckers Liebe zur NSDAP

Der braune Schatten des roten Erich

Neue Biografie zeigt, wie sich der Jungkommunist Honecker den Nazis annäherte.

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Potsdam-Erich Honecker, der Muster-Kommunist. So sah sich der DDR-Staatschef gerne. Jetzt erschien die Honecker-Biografie des Potsdamer Historikers Prof. Martin Sabrow (62). Das Fazit des Buches: Der rote Erich  näherte  sich  den Nazis an – um  zu überleben.

Er war an einem Bombenanschlag beteiligt

Sabrow beschreibt den  braunen Schatten über Honis Vergangenheit in seinem Buch „Erich Honecker – Das Leben zuvor“ (C.H. Beck, 27,95 Euro). Dabei war der junge Erich aktiv im Widerstand gegen Hitler. Er baute kommunistische Jugendorganisationen auf, war an einem Bombenanschlag im Saarland beteiligt. 1935 wird Honecker nach einem  Kurier-Einsatz in Berlin von der Gestapo verhaftet.

Der Volksgerichtshof verurteilt ihn zu zehn Jahren Zuchthaus, die er in Brandenburg-Görden absitzt. „Subjektiv wird sich Honecker nie  dem Nationalsozialismus angenähert haben. Er war bis zu seinem Tode völlig überzeugt davon,  stets ohne Schwankungen  zur roten Fahne gestanden zu haben“, sagt Sabrow.  „Doch  es gibt da Nuancierungen, die ich als Historiker in die Biografie dazu setzen muss.“

Liebe zu einer Frau der NSDAP

Sabrow zählt auf: „Honeckers Vater stellte für ihn zwei  Gnadengesuche, in denen er die Läuterung seines Sohnes versicherte, der sich nun für Volk und Vaterland bewähren wolle.  Selbst der Zuchthausdirektor war vom glaubhaften Wandel Honeckers überzeugt.“

Es gibt weitere Punkte, die für Honeckers Annäherung an die Nazis sprechen. „Er zeigte sich in einer Zeugenaussage vorm Volksgerichtshof gegen einen früheren Genossen erstaunlich aussagewillig und kooperativ“, so Sabrow. „Und dass er sich schließlich 1946 in erster Ehe mit seiner Gefängniswärterin liierte, die die Aufnahme in die NSDAP angestrebt hatte.“

Kein Wunder, dass Erich Honecker die Ehe mit Charlotte Schanuel (starb 1948) zu DDR-Zeiten verschwieg. Dabei hatte ihm die Frau mit ihrer  Nazi-Nähe  sein Leben gerettet. Im März 1945 war Honecker  beim Häftlingseinsatz in Berlin geflohen.  Die Flucht  bedeutete  für ihn  den sicheren Tod, denn Honecker  fand kein Versteck. Er musste zurück ins Gefängnis. Seine Wärterin half bei der Rückkehr. Mit einem Staatsanwalt sorgte sie, dass die Flucht für Honecker ohne Folgen blieb.