Landkreis Schweidnitz

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Der Kreis Schweidnitz in den Grenzen von 1818 bis 1932

Der Landkreis Schweidnitz war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1742 bis 1945 bestand. Seine Kreisstadt war die Stadt Schweidnitz, die seit 1899 einen eigenen Stadtkreis bildete. Das frühere Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königreich Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien durch Preußen im Jahre 1741 wurden durch die königliche Kabinettsorder vom 25. November 1741 in Niederschlesien die preußischen Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten zum 1. Januar 1742.[2]

Im Fürstentum Schweidnitz, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus alten schlesischen Weichbildern die vier preußischen Kreise Bolkenhain-Landeshut, Reichenbach, Schweidnitz und Striegau gebildet. Als erster Landrat des Kreises Schweidnitz wurde Carl Siegmund von Zedlitz und Leipe eingesetzt.[3][4] Der Kreis Schweidnitz unterstand der Kriegs- und Domänenkammer Breslau, bis er im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen 1815 dem Regierungsbezirk Reichenbach der Provinz Schlesien zugeordnet wurde.[5]

Zum 1. Januar 1818 wurde aus dem südwestlichen Teil des Kreises Schweidnitz der neue Kreis Waldenburg gebildet.[6] Nach der Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurden die Kreise Schweidnitz und Waldenburg am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Breslau zugeteilt.

Norddeutscher Bund / Deutsches Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. dem Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 1. April 1899 wurde die Stadt Schweidnitz zu einem eigenen Stadtkreis erhoben. Damit erhielt der Kreis Schweidnitz die Bezeichnung Landkreis.

Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 wurden im Landkreis Schweidnitz entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt. Gleichzeitig wurde der Gutsbezirk Költschenbusch aus dem Landkreis Schweidnitz in den Kreis Reichenbach i. Schles. umgegliedert.

Am 1. Oktober 1932 wurden der größte Teil des aufgelösten Kreises Striegau sowie die Landgemeinde Borganie aus dem Kreis Neumarkt in den Landkreis Schweidnitz eingegliedert. Gleichzeitig gab der Landkreis die Stadt Zobten sowie die Landgemeinden Altenburg, Bankwitz, Groß Mohnau, Groß Silsterwitz, Kapsdorf, Klein Silsterwitz, Kristelwitz, Marxdorf, Michelsdorf, Mörschelwitz-Rosenthal, Protschkenhain, Queitsch, Rogau-Rosenau, Striegelmühle, Ströbel und Wernersdorf an den Landkreis Breslau ab.[7][8]

Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen. Zum 1. Oktober 1938 wurde der Stadtkreis Schweidnitz durch Eingliederung von Teilen der Gemeinden Kroischwitz, Nieder Bögendorf und Schönbrunn aus dem Landkreis vergrößert. Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien erneut aufgelöst und aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz die neue Provinz Niederschlesien gebildet.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde das Kreisgebiet von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Im Kreisgebiet begann darauf der Zuzug polnischer Zivilisten, die zum Teil aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Quelle
1795 82.059 [9]
1819 47.117 [10]
1846 68.182 [11]
1871 82.016 [12]
1885 95.011 [13]
1900 71.812 [14]
1910 71.866 [14]
1925 70.679 [15]
1939 93.860 [15]

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1742–175600Carl Siegmund von Zedlitz-Leipe[4]
1756–176600Heinrich Wilhelm von Zedlitz-Leipe[4]
1766–178900von Dresky[4]
1789–000000Wilhelm Hans Ernst von Czettritz[4]
1812–000000Emanuel von Woikowsky
1833–184000Eduard Hufeland
1842–184600Eduard von Gellhorn
1846–000000Ubaldo von Gellhorn
1863–186900Karl von Pückler-Burghauß
1870–188900Hans von Zedlitz-Leipe
1890–191900Dietrich von Zedlitz-Leipe
19190000000von Hundt und Alt Grottkau (kommissarisch)
1919–193100Gotthilf von Salisch
1931–193200Wilhelm Brandes
1932–193500Otto Ehrensberger
19350000000Hans von Studnitz (vertretungsweise)
19350000000Helmut Grande (vertretungsweise)
1935–193800Karl Ferdinand Edler von der Planitz (1893–1945)
1935–194500Wilhelm Adam (1906–1989)

Kommunalverfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Schweidnitz gliederte sich seit dem 19. Jahrhundert in Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis Schweidnitz umfasste zuletzt zwei Städte und 103 Landgemeinden:[16]

Bis 1937 fanden im Kreis die folgenden Eingemeindungen statt:

  • Bögendorf Pfarrwiedemuth, am 30. September 1928 zu Nieder Bögendorf
  • Groß Friedrichsfelde, am 1. April 1937 zu Leutmannsdorf
  • Grunau, am 5. Januar 1927 zu Grunau-Jacobsdorf
  • Jakobsdorf, am 5. Januar 1927 zu Grunau-Jacobsdorf
  • Kiefendorf, am 30. September 1928 zu Floriansdorf
  • Klein Leutmannsdorf, am 1. April 1937 zu Leutmannsdorf
  • Leutmannsdorf, Bergseite, am 1. April 1937 zu Leutmannsdorf
  • Leutmannsdorf, Grundseite, am 1. April 1937 zu Leutmannsdorf
  • Mittel Arnsdorf, am 30. September 1928 zu Arnsdorf
  • Mörschelwitz, vor 1908 zu Mörchelwitz-Rosenthal
  • Nieder Arnsdorf, am 30. September 1928 zu Arnsdorf
  • Nieder Gräditz, am 30. September 1928 zu Kreisau
  • Nieder Kunzendorf, am 30. September 1928 zu Kunzendorf
  • Nieder Streit, am 1. April 1937 zu Streit
  • Ober Arnsdorf, am 30. September 1928 zu Arnsdorf
  • Ober Kunzendorf, am 30. September 1928 zu Kunzendorf
  • Ober Leutmannsdorf, am 1. April 1937 zu Leutmannsdorf
  • Ober Streit, am 1. April 1937 zu Streit
  • Ohmsdorf, am 30. September 1928 zu Burkersdorf
  • Rosenthal, vor 1908 zu Mörchelwitz-Rosenthal
  • Roth Kirschdorf, am 30. September 1928 zu Zülzendorf
  • Schlesierthal, vor 1908 zu Breitenhain
  • Schwengfeld, am 30. September 1928 zu Esdorf
  • Stäubchen, am 30. September 1928 zu Groß Merzdorf

Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berghof-Mohnau hieß bis 1928 Wenig Mohnau und Gräditz hieß bis 1930 Königlich Gräditz. Die Namen der folgenden Gemeinden wurde 1937 geändert:

  • Borganie → Bergen (Kr. Schweidnitz)
  • Stanowitz → Standorf
  • Tschechen → Friedrichsrode (Niederschles.)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landkreis Schweidnitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat).
  2. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Königliche Ordre zur Bestellung von Landräthen in Niederschlesien, S. 259 (Digitalisat).
  3. W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat).
  4. a b c d e Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  5. Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
  6. Roman Kamionka: Die Reorganisation der Kreiseinteilung Schlesiens in der Stein-Hardenbergschen Reformperiode, Breslau 1934
  7. Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen vom 1. August 1932. In: Preußisches Staatsministerium (Hrsg.): Preußische Gesetzessammlung. Berlin 1932, Kreisreform im Regierungsbezirk Liegnitz, S. 256 (Digitalisat).
  8. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen. Band 4: Dieter Stüttgen: Schlesien. Johann-Gottfried-Harder-Institut, Marburg/Lahn 1976, ISBN 3-87969-116-9.
  9. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 36 (Digitalisat).
  10. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 88 (Digitalisat).
  11. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  12. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
  13. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  14. a b www.gemeindeverzeichnis.de
  15. a b Michael Rademacher: Schweidnitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Landkreis Schweidnitz Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 26. Juli 2013.

Koordinaten: 50° 51′ N, 16° 19′ O