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The Million Dollar Hotel

In einer maroden Absteige geht Mel Gibson auf Mördersuche.
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Originaltitel
The Million Dollar Hotel
Regie
Dauer
122 Min.
Kinostart
10.02.2000
Genre
FSK
12
Produktionsland
USA

Cast & Crew

Detective Skinner
Tom Tom
Eloise
Geronimo
Dixie
Vivien
Tim Roth
Izzi Goldkiss
Terence Scopey
Shorty
Jessica
Stanley Goldkiss

Redaktionskritik

Thriller? Road-Movie? Drama? Die Werke des 54-jährigen Filmemachers Wim Wenders sind ein eigenes Genre. Und selbst wenn U2-Sänger Bono die Idee zu seinem neuen Film "The Million Dollar Hotel" hatte und mit Mel
Gibson ein Hollywood-Star mitspielt - sein Blick in den Hinterhof von L.A. ist vor allem eines: typisch Wim Wenders.
Los Angeles im Morgengrauen. Das Meer, die Hügel von Hollywood, im Vordergrund die Hochhäuser und Elendsquartiere von Downtown L.A. "The Million Dollar Hotel" verkündet eine Leuchtschrift auf einem der Gebäude, bevor sie erlischt. Auf dem Dach des Hauses steht Tom Tom. Er besinnt sich, nimmt Anlauf und springt - zwölf Stockwerke tief in den Tod. Im Fallen sieht er den morgendlichen Alltag hinter den Fenstern: Ein Mann spielt Trompete, ein Ehepaar streitet sich, eine Prostituierte erwacht neben ihrem Freier. Dann hört man Tom Toms Stimme: "Nachdem ich gesprungen bin, wurde mir klar..."<p> Mit einem Sterbenden, der spricht, beginnt Wim Wenders' neuer Film. Er erzählt von dem Selbstmörder Tom Tom, den Menschen, die er gekannt, und den Dingen, die er gesehen hat. Eine Filmstory als Monolog aus dem Jenseits? Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es klingt. Schon vor 50 Jahren hat Billy Wilder in "Boulevard der Dämmerung" einen Erschossenen seine Geschichte erzählen lassen. Damals war eine alternde Filmdiva die Mörderin des Helden, eine Schauspielerin aus der Stummfilmzeit, die sich nicht damit abfinden konnte, dass ihre besten Jahre lange vorbei waren. Diesmal, scheint es, ist das morbide Hotel der eigentliche Unhold, die Diva des Films - ein ehemals glanzvolles Haus, in dem inzwischen die Verrückten, Ausgestoßenen und Verlorenen von L.A. leben. Ein anderer Bösewicht als das graue Gemäuer ist jedenfalls auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Bei Wim Wenders sind, wie schon in "Paris, Texas" (1984), "Der Himmel über Berlin" (1987) und zuletzt in "Am Ende der Gewalt" (1997), wieder einmal alle Menschen gut.<p> Als Wenders vor fünf Jahren erneut nach Los Angeles ging, um in den USA Filme zu drehen, stand "The Million Dollar Hotel" als erstes Projekt auf seinem Plan. Zu dieser Zeit freilich hieß die Geschichte noch "Billion Dollar Hotel" und spielte tief im 21. Jahrhundert. Mit der aufwändigen Science-Fiction-Produktion wollte Wenders möglicherweise auch das Trauma seines ersten Amerika-Aufenthalts bewältigen: Die glücklose vierjährige Zusammenarbeit mit Francis Ford Coppola, als deren Resultat der nostalgische Gangsterfilm "Hammett" (1983) entstand, sollte durch ein neues großes amerikanisches Wenders-Werk endgültig zur Prähistorie werden. Zugleich erinnert sein jüngstes Werk an Wenders' wahrscheinlich besten Film, den als Protestschrei gegen die Hollywood-Erfahrungen entstandenen "Stand der Dinge" (1982). Dort haust eine mit amerikanischen Dollars operierende Low-Budget-Crew in einem verfallenen portugiesischen Strandhotel, am äußersten westlichen Ende Europas. Gedreht wird ein Science-Fiction. Als der Geldfluss aus Hollywood versiegt, macht sich der deutsche Regisseur auf nach Los Angeles, wo er prompt erschossen wird; sterbend filmt er noch seine Mörder. Und der bankrotte Produzent singt: "Hollywood, Hollywood, never been a place where people had it so good."<p> Wenders hatte es nicht ganz so gut in Hollywood. Die "Billion Dollar"-Illusion zerplatzte, weil sie ohne das Geld der großen Studios nicht zu finanzieren war. Wenders aber wollte unabhängig drehen und produzieren. Also passte er die Story dem Rahmen an, der durch das verkleinerte Budget vorgegeben war. Zusammen mit dem Drehbuchautor Nicholas Klein schrieb er "The Million Dollar Hotel", eine weniger effektgeladene Version der ursprünglichen Geschichte, die aus der fernen Zukunft ins nahe Jahr 2001 zurückverlegt wurde. Dennoch kann es nicht ganz so einfach gewesen sein, die erforderlichen acht Millionen Dollar zusammenzukriegen, denn der Vorspann verzeichnet nicht weniger als fünf Produzenten - darunter Bono, Sänger der Rockgruppe U2, von dem die ursprüngliche Idee zum Film stammt, und Wenders selbst. Auch Mel Gibson, der Star des Films, ist an der Produktion beteiligt. Im Februar 1999 konnten die Dreharbeiten endlich beginnen.<p> Während "The Million Dollar Hotel" ganz allmählich reifte, blieb Wenders in Los Angeles nicht untätig. Sozusagen als Zwischenmahlzeit drehte er vor drei Jahren "Am Ende der Gewalt", einen Film, der von heute aus betrachtet als das Hauptwerk seiner zweiten amerikanischen Periode erscheint. Es ist eine Art "Stand der Dinge" im Breitwandformat: ein Hollywood-Actionfilmproduzent (gespielt von Bill Pullman) erlebt bei einer Entführung die düstere Realität der Gewalt und kehrt, unterstützt von freundlichen Latino-Gartenarbeitern, seiner früheren Umgebung geläutert den Rücken. In einer Parallelhandlung, die nur lose mit Bill Pullmans Geschichte verbunden ist, sieht man einen Überwachungstechniker (Gabriel Byrne) an den bösen Absichten seiner Auftraggeber verzweifeln.<p> "Am Ende der Gewalt" ist ein wortlastiger und dramaturgisch zerfahrener Film, aber verglichen mit schwachen Wenders-Werken wie "In weiter Ferne, so nah" (1993) und leider auch "The Million Dollar Hotel" bietet er einen unschätzbaren Vorteil: Man kann darin der Fantasie des Regisseurs bei der Arbeit zusehen. Durch den Schleier der Handlung erkennt man genau die Motive, die Wenders' Filme von Anfang an geprägt haben: die Einsamkeit in der Menge, die Angst des Mannes vor der Frau, die Suche nach dem Vater, die Sehnsucht nach Berührung, Einfachheit, authentischem Leben. Und es gibt wunderbare Bilder von Los Angeles, aufgenommen aus einer Perspektive, wie sie vielleicht nur die Engel haben. So schaut Wen- ders auf L.A. und Hollywood: mit einem fernen, fremden, fragenden Blick. In der ersten halben Stunde von "The Million Dollar Hotel" lernen wir ein ganzes Arsenal verrückter Typen kennen. Da ist Dixie (Peter Stormare), ein sanftmütiger Späthippie, der sich für den fünften Beatle hält, dem die Welt in Wahrheit sämtliche Songs von John, Paul, George und Ringo zu verdanken habe. Da ist Geronimo (Jimmy Smits), ein esoterisch raunender und existenzialistisch maulender Großstadtindianer, hinter dessen flatterhafter Fassade sich ein kalt berechnender Verstand verbirgt. Da sind Shorty (Bud Cort) und Jesu (Tito Larriva), zwei komische Heilige, der eine aus dem Show-, der andere aus dem Church-Business. Da ist Vivien (Amanda Plummer), über die man nicht viel erfährt - außer, dass sie einmal schön war und noch immer vom Leben der Schönen und Reichen träumt. Oder Jessica (Gloria Stuart aus "Titanic"), eine exzentrische Alte, die man sich gut als Inhaberin eines Friseursalons in Venice Beach vorstellen könnte.<p> Und mittendrin Tom Tom, der reine Tor, der Parsifal dieses Films. "Ein Kind-Mann", so hat Wenders ihn gesehen, und so spielt ihn Jeremy Davies, der tapfere Kompanieschreiber aus Spielbergs "Der Soldat James Ryan". Tom Tom liebt die kühle, rätselhafte Eloise (Milla Jovovich), die nachts ihren Körper an den Meistbietenden verkauft und tagsüber wie eine Schlafwandlerin durch die Räume des Hotels schleicht. Für Eloise legt er ein falsches Mordgeständnis ab, und für sie geht er am Ende sogar in den Tod - in einer Umkehrung des großen Sprungs aus "Der Himmel über Berlin" (1987), wo der Engel durch die Liebe erst zum Leben erwacht. Hier stirbt er an ihr. Eine Geschichte ist das alles nicht. Deshalb hat Drehbuchautor Klein sich eine detective story ausgedacht, die die verstreuten Handlungsfäden zusammenhalten soll. Izzy Goldkiss (Tim Roth), ein reicher Erbe, der vor seinem tyrannischen Vater ins Million Dollar Hotel geflüchtet war, ist eines Tages vom Dach gestürzt. Der FBI-Agent Skinner (Mel Gibson) soll Izzys Mörder finden. Die Situation wird dadurch kompliziert, dass Izzy zu seinen Lebzeiten ein paar Leinwände mit Teer begossen hat; die so entstandenen "Gemälde" hat er Geronimo vermacht. Dieser lädt einen Kunsthändler ein, die Teer-Werke zu begutachten. Ergebnis: Die "Kunst" ist ein Vermögen wert. Die Hotelbewohner freuen sich auf ein Leben im Wohlstand. Doch sie haben ihre Rechnung ohne Mr. Skinner gemacht... Aus diesem dramaturgischen Gerüst hätte ein halbwegs spannender Film entstehen können. Aber Wenders interessiert sich weder für die Detektivgeschichte im Allgemeinen noch für den Detektiv im Besonderen. Er macht aus Skinner einen Kauz unter Käuzen, eine Art Holo-Cop, der nach einer grausigen Wirbelsäulenoperation ein Rückenkorsett tragen muss und in seiner stocksteifen Entrücktheit nie ganz unter uns zu weilen scheint. Einmal setzt er das Hotel unter Wasser, um dessen Bewohner zu Geständnissen zu zwingen. So seltsam und linkisch wie diese Tat ist auch Mel Gibsons Präsenz in diesem Film. Er wirkt wie ein mittelalterlicher Ritter, der sich unter die Schöngeister verirrt hat und in seiner schweren Rüstung weder gehen noch reden kann. Statt in einer Charakterrolle aufzublühen, weckt Gibson in "The Million Dollar Hotel" die Sehnsucht nach einem Film, in dem er wieder so richtig zuschlagen darf.<p> Izzys Todessturz schließlich, der Auslöser der Geschichte, wird nicht einmal in Andeutungen gezeigt. So kreist die Handlung um ein Loch, das sich mit jeder weiteren Figur, jeder neuen Episode spürbarer öffnet. Es gibt viele interessante Einfälle, aber keinen Zusammenhang. Die Suche nach Izzys Mörder, die dem Film eine Form geben sollte, verkommt zum Hintergrundgeplänkel. Was bleibt, ist eine Revue der Raritäten, ein virtuos fotografiertes Typenkabinett. Tom Tom, der mit seinem Skateboard wie ein Wirbelwind durch die Gänge des Hotels fegt, gibt der Kamera Phedeon Papamichaels ihren gleitenden Rhythmus vor. Wie enthemmt schweift der Blick des Films durch das Innere des Gebäudes. Manchmal hat man das Gefühl, ein Road-Movie zu sehen, das auf der Stelle tritt. Im Grunde gilt das für das Kino des Wim Wenders überhaupt: Früher waren seine Filme unterwegs, auf der Suche nach Geschichten. Heute glaubt er, da zu sein, wo er immer hin wollte, doch es gelingt ihm nicht, sich auf eine Geschichte zu konzentrieren. Seine Filme haben die Offenheit von einst verloren, ohne eine neue erzählerische Geschlossenheit zu finden. Deshalb zittern sie wie Irrlichter über die Leinwand, unwirklich und rätselhaft.<p> Etwa nach der Hälfte der zwei Stunden, die der Film dauert, nimmt "The Million Dollar Hotel" einen erstaunlichen Aufschwung. Kann sein, dass man sich an die Figuren und ihre Geschichten gewöhnt hat, kann auch sein, dass die sehr unterschiedlichen Schauspielstars, die sich bei Wenders die Ehre geben, im Lauf der Dreharbeiten besser miteinander zurecht kamen als zu Beginn. Jedenfalls wird die Story vom Millionen-Dollar-Hotel am Ende so poetisch, wie ein Film sein muss, der von einer Liebe ohne Hoffnung erzählt. Man sieht, wie sehr Wenders vom französischen Kino beeindruckt ist, etwa von Carax' "Die Liebenden von Pont-Neuf", und wie er versucht, die Stimmung und den Ton der Franzosen nach Amerika zu übertragen. Aber Los Angeles ist nicht Paris. Hier riechen die Straßen anders, sind die Geschichten härter, böser. Deshalb ist die zarte Melancholie, in die Wenders den traurigen Ausgang seiner Liebesgeschichte taucht, nur ein flüchtiger Schein. Er hält nicht. Die Stadt streift ihn ab wie eine überflüssige Haut.<p> Ganz zum Schluss sieht man noch einmal die Skyline von L.A. Wim Wenders ist hierher gekommen, um die Filme zu drehen, die er in Deutschland nicht drehen kann - großes Kino mit internationalen Stars, Leinwandepen in der Tradition von John Ford, Howard Hawks und Nicholas Ray. Aber die erste Lektion der großen Amerikaner besteht darin, dass jeder Film nur so gut ist wie die Geschichte, die er erzählt. Wim Wenders irrt sich, wenn er glaubt, er hätte diese Lektion schon lange hinter sich. Mit jedem neuen Film beginnt der Kampf um die Story von vorne. In "The Million Dollar Hotel" hat er diesen Kampf nicht gewonnen. Der Film hat ihn der Stadt Los Angeles und ihrem Vorort Hollywood ein Stück näher gebracht. Doch vom Kino der alten Meister ist Wim Wenders jetzt weiter entfernt als zuvor. <p><i>Andreas Kilb </i> <p> <b>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie "Tag der Idioten" und "Am Ende der Gewalt" mochten.</b>

Fazit

Hier scheiden sich die Geister.

Film-Bewertung

The Forsaken (US 2000)

Redaktion
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Mittelmaß
Langweilige Story und uninspirierte Darsteller. In dieses Hotel brauch man nicht einchecken.
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