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Edmund Stoibers unsterbliche Transrapid-Rede

Sturmgeschütz der Rhetorik: Der damalige Ministerpräsident Bayerns, Edmund Stoiber, 2003 beim Patronatstag der Schützen am Tegernsee Sturmgeschütz der Rhetorik: Der damalige Ministerpräsident Bayerns, Edmund Stoiber, 2003 beim Patronatstag der Schützen am Tegernsee
Sturmgeschütz der Rhetorik: Der damalige Ministerpräsident Bayerns, Edmund Stoiber, 2003 beim Patronatstag der Schützen am Tegernsee
Quelle: dpa
Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ist längst nicht mehr im Amt, sein Prestige-Projekt Transrapid ist gescheitert. Doch eines bleibt: die berühmte Transrapid-Rede. In Bayern wird sie als "Jahrhundert-Rede" bezeichnet – und ist im Internet vielfach kopiert und bearbeitet worden.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat in seiner Amtszeit (1993 bis 2007) ein Projekt mit besonderem Elan betrieben: Er wollte eine Magnet-Schwebebahn zwischen dem Münchener Hauptbahnhof und dem nach seinem politischen Ziehvater benannten Flughafen Franz Josef Strauß bei Erding verwirklichen. Dorthin fahren heute regelmäßig S-Bahnen: In gut einer Dreiviertelstunde gelangen die Reisenden vom Flughafen so in die Innenstadt. Stoiber war das zu langsam.

In einer inzwischen legendären Rede auf dem Neujahrs-Empfang seiner Partei in München Anfang 2002 hielt er deswegen ein flammendes Plädoyer für den von Siemens und ThyssenKrupp entwickelten Transrapid. Diese Rede hat es in sich. Denn am Schluss versteht der Rezipient nicht mehr, ob er nun mit der superschnellen Bahn oder mit dem Hauptbahnhof selbst zum Flughafen fährt oder ob durch diesen tollen Transrapid letztlich eh‘ alles egal wird – weil Zeit und Raum durch die Magnetbahn irgendwie zusammenfallen.

Eine kleine Geschichte der Verbreitung dieser „Jahrhundert-Rede“ – so heißt es lobpreisend auf dem Cover einer neuerdings in Bayern sehr populären Hörbuch-CD namens „Stoibers Vermächtnis“ – geht ungefähr so. Etwa vier Jahre nach der Transrapid-Rede gelangte sie über ein lokales Radio in München und über Internet-Blogs wieder in Umlauf: zunächst als MP3-Datei und später verfeinert und mit Bildern beziehungsweise Erklärtafeln unterlegt als Video zum Beispiel auf YouTube. Außerdem mixten Home-DJs Reden-Schnippsel mit Musik und Rhythmen.


Sie brauchen bloß einmal „Transrapid-Rede“ zu googlen , und schon erhalten Sie Hunderte solcher selbstgemachten Produktionen. Da zeigt sich wieder: Das Internet ist schon eine tolle Sache. Dennoch dokumentieren wir hier ganz altschulmeisterlich das Transkript der stoiberschen Jahrhundert-Rede zum Transrapid – denn heute, am 27.3.2008 und mehr als sechs Jahre nach dem rhetorischen Zauberspiel,

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Edmund Stoiber über die Vorzüge des Transrapid

Neujahrs-Empfang der CSU München, 21. Januar 2002


„Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München ... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen ... am ... am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug. Zehn Minuten. Schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an, wenn Sie in Heathrow in London oder sonst wo, meine sehr ... äh, Charles de Gaulle in Frankreich oder in ... in ... in Rom.

Wenn Sie sich mal die Entfernungen anschauen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen, dann werden Sie feststellen, dass zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen, um ihr Gate zu finden. Wenn Sie vom Flug ... vom ... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in ... an den Flughafen Franz Josef Strauß.

Dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München. Das bedeutet natürlich, dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern ... an die bayerischen Städte heranwächst, weil das ja klar ist, weil auf dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.“ (Quelle: Die Grünen in Bayern )

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Rede als MP3 bei heise.de hören

Rede als YouTube-Video

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