Doppelmoral und Scheingesellschaft
Kriminalität und Bürgerlichkeit
Die »Dreigroschenoper« stellt zwei soziale Bereiche einander gegenüber. Auf der einen Seite steht die Unterwelt, der die Verbrecher und Huren angehören. Auf der anderen Seite sind die Polizei, die Justiz und das Unternehmertum angesiedelt, welche die soziale Oberschicht repräsentieren. Brecht geht es jedoch darum, die vermeintlichen Unterschiede zwischen diesen Polen aufzulösen und somit die bürgerliche Gesellschaft durch alle Schichten hi…
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Bürgerliche Idylle und Doppelmoral
Selbst das Bordell inszeniert Brecht als Ort der bürgerlichen Idylle (S. 52 ff.). Die Huren gehen herkömmlichen Hausfrauentätigkeiten nach und unterhalten sich über entsprechende Themen. Darüber hinaus war das einstige Zusammenleben von Mackie Messer und Jenny eine Mischung aus Bordell und g…
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Kritik am Bildungsbürgertum
Früher oder später entpuppt sich der bürgerliche Habitus der Figuren als reine Fassade. Dies wird insbesondere in deren Rede deutlich. Nahezu alle Charaktere üben sich in einer gewählten Ausdrucksweise, halten diese jedoch nicht lange durch. Häufig verbirgt sich hinter den stilistischen Gebärden nichts weiter als ein prahlerisches Gehabe. So versucht Mackie Messer, seine Frauen mit der Hochsprache zu beeindrucken und sich von seiner Bande abzugrenzen: „Liebes Kind, es wird alles geschehen, wie du es wünschest“ (S. 20).
Pea…
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Schein und Sein
Brecht entlarvt die vermeintliche geistige Überlegenheit der Bourgeoisie als Farce. Dazu stellt er dem schönen Schein wiederholt die harte Realität gegenüber: „Der Mensch lebt nur durch den Kopf, Der Kopf reicht ihm nicht aus, Versuch‘ es nur, von deinem Kopf lebt höchstens eine Laus“ (S. 73). Es ist nicht der Geist, sondern das Geld, das die gesellschaftlichen Machtverhältnisse bestimmt.
Auch Peachum macht sich das Mittel der Maskerade zunutze. Er selbst präsentiert sich nach außen hin als ein lupenreiner…