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Better Future Frauen in der Politik

Bereit sein, diese Welt mitzugestalten

Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende, bei ihrer online Rede Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende, bei ihrer online Rede
Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende, bei ihrer online übertragenen Rede
Quelle: Philipp Nürnberger
Annegret Kramp-Karrenbauer, Dorothee Bär und Linda Teuteberg nahmen an der „Better Future“-Konferenz teil. Drei Politikerinnen aus drei Parteien mit einer Forderung: Wir müssen mit alten Rollenmustern brechen.

Worum geht es

Seit 15 Jahren wird die Regierung der Bundesrepublik Deutschland von einer Kanzlerin geführt. An der Spitze von sechs der 15 Ministerien steht aktuell eine Frau. Das Kabinett ist also beinahe paritätisch besetzt. Was man von der Zusammenstellung des Bundestags nicht sagen kann. Mit 31,2 Prozent ist der Frauenanteil im Parlament so niedrig wie seit 1989 nicht mehr. Und das liegt nicht nur an der AfD, die den Schnitt nach unten drückt. Bei der Fraktion der CDU/CSU sieht es mit etwa 20 Prozent nicht wesentlich besser aus.

So gab sich auch Annegret Kramp-Karrenbauer ziemlich selbstkritisch in ihrer Eröffnungsrede der „Better Future“-Konferenz. Die Verteidigungsministerin und aktuelle CDU-Parteivorsitzende gehörte neben Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und der früheren FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg zu den Politikerinnen bei der Berliner Veranstaltung. Trotz unterschiedlicher Karrieren und politischer Positionen teilen sie die Forderung, dass an der Veränderung tradierter Denkmuster gearbeitet werden muss.

„Für viele Frauen rund um den Globus ist die Welt bislang keine gute Welt“, betonte Kramp-Karrenbauer. Zugang zu freier Bildung, zu einem selbstbestimmten Leben sei ihnen verwehrt. Nicht zuletzt Terrorattacken gegen Frauen und Bildungseinrichtungen seien ein Zeichen von Angst vor gebildeten, selbstbewussten Frauen, „die bereit sind, die Welt mitzugestalten“.

Die Saarländerin, die als erste Frau überhaupt das Innenressort eines Bundeslandes führte und seit 2019 Verteidigungsministerin ist, zeigt, welche Chancen Politik Frauen bieten kann. „Wie kommt es, dass in einem traditionell männlich geprägten Bereich wie dem Militär wir in Europa eine ganze Reihe von Verteidigungsministerinnen haben?“

Frauenquote in Wirtschaft und Politik

Trotzdem ist Kramp-Karrenbauer eine Verfechterin der Frauenquote. Für Dax-Unternehmen hat die Bundesregierung das gerade auf den Weg gebracht, für die Politik erachtet die Ministerin die Quote ebenfalls notwendig. „Die Quote führt uns in den Führungsämtern und im Parlament zu einer paritätischen Besetzung.“ Da seien gute Vorbilder in der Wirtschaft nützlich.

„Es ist doch wahr, dass allzu oft Frauen ihre männlichen Kollegen an Fähigkeiten weit übertreffen müssen, um überhaupt eine Chance zu erhalten“. Dieser Satz, den Kramp-Karrenbauer zitierte, ist kein Spruch aus der Twitter-Ära. Er stammt von Helmut Kohl, der 1985 als CDU-Chef einen reinen Frauenparteitag ins Leben rief. Kohls Begründung von damals hat an Aktualität wenig eingebüßt.

Davon kann auch Linda Teuteberg eine Menge erzählen. Am Vorabend der Konferenz traf sich die migrationspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg mit WELT AM SONNTAG-Chefredakteur Johannes Boie zum Kamingespräch. „Lektionen in Diskriminierung?“, lautete das Thema. Das Fragezeichen hätte man getrost weglassen können.

Johannes Boie, Chefredakteur WELT AM SONNTAG Dr. Inga Michler, Wirtschaftsreporterin, WELT Dr. Stephanie Caspar, Vorstand National News Media & Marketplaces, Axel Springer SE Linda Teuteberg, MdB, Migrationspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und Vorsitzende des FDP-Landesverbandes Brandenburg
Linda Teuteberg im Gespräch mit Johannes Boie, Chefredakteur WELT AM SONNTAG
Quelle: Philipp Nürnberger

Die 39-Jährige, seit der Schulzeit politisch engagiert, musste früh erfahren, wie ihr Äußeres zum Thema gemacht wurde. Sei es in der Berichterstattung oder beim „Geraune im Hintergrund“, bei dem ihre Fähigkeiten angezweifelt wurden. Damit müsse man umgehen lernen und die richtige Balance finden: „,Nicht alles an sich ran lassen, aber auch nicht alles einfach hinnehmen“, sagt die Rechtsanwältin, die ab April 2019 Generalsekretärin ihrer Partei war und im September 2020 abgelöst wurde.

Geschlecht weder Makel noch Verdienst

Der anzügliche Spruch, den FDP-Chef Christian Lindner beim Parteitag losließ, brachte Linda Teuteberg zunächst viel Solidarität aus feministischen und linken Kreisen ein. Das sei bald wieder abgeflacht, als klar wurde, in welcher Partei die Politikerin ist.

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Die Liberalen lehnen Quoten ab. Sie auch, denn Quoten seien das falsche Instrument. „Es sollte nach Leistung und Eignung gehen“, so Teuteberg. Doch sie habe früh gespürt, dass viele Quotengegner zugleich den Handlungsbedarf leugnen. „Bis allgemein bewusst wird, dass das Geschlecht weder Makel noch Verdienst ist, bis dahin haben wir noch ein bisschen zu tun.“

Ein Thema, das die Konferenz prägte, war die Digitalisierung. Die sei per se keine Chance für Frauen, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer und erinnerte an frühe Corona-Tage mit geschlossenen Schulen und Kitas, wo es die Mütter mal wieder hätten richten müssen mit der Kinderbetreuung. „Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir nicht in alte Rollenmuster zurückfallen.“

Mädchen für Tech-Inhalte begeistern

Etwas anders sieht das Staatsministerin Dorothee Bär, die Digitalbeauftragte der Bundesregierung, die mit der Unternehmerin Verena Pausder über „Female Empowerment durch Tech“ diskutierte. Die Pandemie habe dazu beigetragen, dass viele Eltern ihre Vorbehalte gegen das „digitale Gedöns“, bei sich selbst und bei den Kindern, aufgegeben hätten.

Staatsministerin Dorothee Bär, Digitalbeauftragte der Bundesregierung und Verena Pausder, Gründerin und Vorständin des Vereins „Digitale Bildung für Alle“
Staatsministerin Dorothee Bär, Digitalbeauftragte der Bundesregierung, und Verena Pausder, Gründerin und Vorständin des Vereins Digitale Bildung für Alle
Quelle: Philipp Nürnberger

Trotzdem, so die CSU-Politikerin, hätten sich Stereotypen gehalten. „Kinder, die im Netz ,rumdaddeln’, können demnach auf keinen Baum mehr klettern oder in den Sportverein gehen“, klagt Dorothee Bär. Wenn man Jungen wie Mädchen früh an das Thema heranführt, müsse „kindliche Neugier nicht geweckt, sondern bloß erfüllt werden“. Dazu können und müssen auch außerschulische Angebote beitragen.

Ganz wichtig sei die Frage: Wie begeistere ich Mädchen für Tech-Inhalte? „Da haben wir den größten Nachholbedarf und das größte Potenzial, das noch geborgen werden kann.“ Es sei noch nicht lange her, da seien erfolgreich T-Shirts für Mädchen mit dem Slogan „In Mathe bin ich Deko“ verkauft worden. Weihnachten sei eine gute Gelegenheit, Töchtern oder Enkeltöchtern ein „atypisches Geschenk“ zu machen, um Berührungsängste vor der Digitalisierung zu nehmen.

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