An einer öffentlichen Grundschule, der Schwarzfeldschule in Aalen, arbeiten seit einiger Zeit auch private Lehrer. Sie unterstützen die Lehrkräfte an der Schule. Möglich ist das durch ein Förderprogramm des baden-württembergischen Kultusministeriums.
Zwei Lehrkräfte gleichzeitig in der Klasse
Eigentlich wollte Pedram Farsi Polizist werden, doch jetzt steht er in der zweiten Klasse der Schwarzfeld Grundschule in Aalen-Dewangen und übt mit den Kindern Lesen. Der 20-Jährige kommt vom privaten Aalener Bildungsinstitut Zelos und ist gemeinsam mit der Grundschullehrerin Christiane Markert in der Deutschstunde. Zwei Lehrer in einer Klasse, das geht dank des Corona-Nachhilfeprogramms "Lernen mit Rückenwind".
Seit Dezember 2021 helfen private Lehrkräfte in der Aalener Grundschule mit. In jeder Klasse eine Stunde Deutsch, eine Stunde Mathe, insgesamt zehn Unterrichtsstunden. Schulleiterin Katharina Morrison ist begeistert von dem Projekt: "Alle profitieren davon, nicht nur die schwächeren, auch die stärkeren Schüler. Auch starke Schüler brauchen Rückmeldung, und zu zweit hat man mehr Zeit für jedes Kind."
Auch für die Lehrerinnen und Lehrer ist es eine neue Erfahrung: Ihr Unterricht muss sich öffnen, es geht nicht mehr nur um den Lehrer und seinen eigenen Unterricht. Lehrerin und privater Lehrer sind ein Team, wobei er sich nach ihren Angaben richtet. Für die achtjährige Marie ist ihre Lehrerin Christiane Markert immer noch die Hauptansprechpartnerin, dagegen macht Benjamin (acht Jahre alt) keinen Unterschied zwischen den beiden, erzählen die Kinder.
"Lernen mit Rückenwind" - alle profitieren
Das Programm des Kultusministeriums "Lernen mit Rückenwind" läuft zum Ende des Schuljahres aus. Um ein Jahr wurde es bereits verlängert. Morrison hofft, dass es auch danach weitergeht. Die jetzigen Viertklässler waren Schulanfänger, als sie ins Homeschooling geschickt wurden.
Dennoch gebe es 1.000 Gründe für einen zweiten Lehrer in der Klasse, unabhängig von Corona, so die Schulleiterin: "Bei uns ist vom Inklusionskind bis zum Hochbegabten alles vertreten in einer Klasse. Wir haben Kinder in der ersten Klasse, die schon Lesen können,und welche, die erst einmal das System Schule verstehen müssen".
Nebenjob Lehrer wird zur Berufung
Pedram Farsi hat durch seinen Nebenjob in der Grundschule seine Berufung gefunden. Vor drei Jahren hat er als Schüler angefangen, Nachhilfe zu geben. Jetzt studiert er in Schwäbisch Gmünd Realschullehramt. "Ich sammle meine ersten Erfahrungen als Lehrkraft. Ich bin den Leuten in meinem Studium, wenn es um Praxiserfahrung, geht voraus."
Das beste Erfolgserlebnis hatte er erst vor kurzem. Einer Schülerin hat er Textaufgaben erklärt, weil sie sich an die nicht rangetraut hat. Obwohl das Mädchen zunächst Schwierigkeiten damit hatte, war sie mit seiner Unterstützung erfolgreich.
Für Pedram Farsi ist es der dankbarste Job, in einer Klasse zu stehen. Wenn das Programm des Kultusministeriums weitergeht, dann will auch er weiterhin zweiter Lehrer in den Klassen der Schwarzfeldschule Dewangen sein.