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Die Fälschung der Welt: Roman Taschenbuch – 1. Januar 2000
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Taschenbuch
"Bitte wiederholen" | 10,80 € | — | 10,80 € |
- Seitenzahl der Print-Ausgabe1248 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberGoldmann Verlag
- Erscheinungstermin1. Januar 2000
- ISBN-103442448786
- ISBN-13978-3442448784
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Produktbeschreibungen
Klappentext
Welt am Sonntag
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Produktinformation
- Herausgeber : Goldmann Verlag (1. Januar 2000)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 1248 Seiten
- ISBN-10 : 3442448786
- ISBN-13 : 978-3442448784
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 506,758 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 9,778 in Humoristisch
- Nr. 30,736 in Gegenwartsliteratur
- Nr. 53,191 in Literatur
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Tante May starb, als er zwölf Jahre alt war - "den Ätzfraß im Herzen" - bereits mit dreiundsechzig Jahren. Wie es sich aber für arme Seelen gehörte, sehnte sie sich zeitlebens in ihrer "Heilsgewissheit" nach einem schnellen Stammplatz im Himmel, um "dem Kerker des Leibes" zu entfliehen. Drei Jahre später erkrankte Wyatt selbst schwer, wobei die Ärzte in seinem Fall vor einem Rätsel standen. Seine Genesung sollte sich über Jahre ziehen, während Reverend Gwyon, sein Vater, sich immer mehr in seiner eigenen Welt verlor ...
Wyatt widmete sich mehr und mehr der Malerei und suchte nach Wegen, dem Elternhaus zu entfliehen. Der Abschied ergab sich zwangsläufig, doch er gestaltete sich kühl und distanziert, als logische Folge der jahrelangen Entfremdung von Vater und Sohn. Der viel zu frühe Tod der Mutter hatte für beide irreparable Folgen. Immerhin brachte Reverend Gwyon am Bahnhof wider Erwarten doch noch ein paar Worte zustande. Er fragte seinen Sohn nach jenem unvollendeten Portrait seiner Mutter und schenkte ihm zum Abschied zwei wertvolle Ohrringe, die einst seiner Mutter gehörten ...
Die Verlogenheit und die Scheinwelt, in welchen sich gesellschaftliche Strukturen bewegen und aufgebaut haben, sezierte William Gaddis in einem monumentalen Rundumschlag. Rund um die Geschichte des genialen Kunstfälschers Wyatt Gwyon entwarf er in dem 1955 erschienenen Roman ein Gesamtbild des Ist-Zustandes der Gesellschaft bis in die 60er Jahre, eine Bestandsaufnahme mit satirisch-biblischen Ausmaßen. Die Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen, betrifft dies ebenso - was vielleicht nicht immer ein Vorteil war ...
Ein verzweifelt-wütender Chronist war er sicher nicht, obwohl Wut beim Verfassen des gewaltigen Werkes eine entscheidende Rolle (von vielen) gespielt haben mag. Vielmehr skizzierte er die Verlogenheit einer Gesellschaft, die von Religion und religiösen Ansätzen bis ins Mark infiziert und in der eigenen Scheinwelt zu ersticken droht, bis ins Detail, und vor allem, vielleicht auch trotzdem, nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern. Wie könnte man sonst über den Gekreuzigten in jenem "Bollwerk in Burgos", der, entgegen anderer Überlieferungen, aus Büffelhaut besteht, einen Humor anklingen lassen, "der an eine aus Kabeljau und Äffchen gebildete Meerjungfrau erinnert".
Als ob das Werk nicht schon an Umfang genug hätte, gibt es eine ganze Armada von Textstellen, die es wert sind, nicht nur einmal gelesen zu werden. Sind es nun jene Beschreibungen, die sich auf eine ausgedehnte Pilgerfahrt Reverend Gwyons in Spanien beziehen, "Er sah Menschen und Reliquien, Bewegung und Verfall, die Anhäufung von Zeit in altem Gemäuer ... Wächter, nicht Zeugen ihrer Zerstörung", oder jene Beobachtungen in Paris, die sich auf die "düstere Erektion des Eiffelturms" sowie den "grellen Abklatsch des kaiserlichen Roms" beziehen, und welche die Seine, im Vergleich zum klassischen Tiber, zur "schlichten Landpomeranze" degradiert. Gnadenlose Satire begegnet dem Leser ebenso in Person jener Nonne, die ein Therapeut zu einer "Bärendompteuse" zu bekehren wusste, oder in Sprachkunstwerken, die sich beispielsweise mit dem Lachen des profitgierigen Recktall Brown beschäftigen, und mit einem "Geriesel aus dem Kapillarbereich, verdichtet zur richtungsfalschen Motilität im Magen-Darm-Trakt ..." eine mehrfach pointierte Beschreibung beginnt.
Es ist nicht (allein) die erfundene Geschichte um den "Fälscher", die fasziniert, sondern die realen Eindrücke, die Gaddis dem Leser anbietet und welche aus seiner ungeheuren Weitsicht heraus an Aktualität bis heute nichts eingebüßt haben. Es entstehen gewaltige Bilder aus einer Gegenwart, die mit einer schaurigen Vergangenheit untrennbar verwoben sind. Ein Sumpf, aus dem man sich nur vordergründig herauswinden kann, der aber dennoch tief im Innersten weiterhin ein Spiel nach eigenem Reglement treibt. Dieses Spiel allerdings trieb der Autor bis zum Exzess. Der Umfang des Werkes lässt ebenfalls erahnen, dass gewisse Längen in Erscheinung treten könnten ...
Diese Vermutungen manifestieren sich in schier endlos-dämlichen (Party-)Konversationen oder ebensolchen indirektuellen Endlosschleifen, "Umwälzanlagen des Belanglosen", einer nur schwer erträglichen verbalen Inkontinenz. Wie könnte man aber eindrucksvoller das Drama um existenzielle Irrungen darstellen, jenes "miefige, piefige Einerlei des Lebens". Wenn schon sinnlose Tragödien inszenieren oder sich als Dauergast zwangsweise in einer solchen zu befinden, dann wenigstens mit Stil. Die Dialoge zwischen den Hauptpersonen und/oder gewissen Projektionen gestalten sich aber zumeist ebenso kopflastig wie langwierig.
Man verliert deshalb den Überblick über die handelnden (na eher die in permanente Konversation verstrickten) Personen, und ebenso jenen, der den verbalen Dschungel ihrer Befindlichkeiten erklären könnte, in welchem sie sich mit unermüdlicher Kraft regelrecht verlieren. Ebenso verliert man als Leser, auch unter Aufwendung größtmöglicher Geduld, die Motivation ihnen zu folgen, zumal man sich im Wirrwarr der Bibelzitate und den Bezügen zur griechischen Mythologie irgendwann rettungslos verläuft. Mein eigener Irrweg war denn auch auf Seite 622 beendet, da ich hier die Notbremse gezogen habe. Dass ich dennoch das Gefühl habe, ein komplettes Buch gelesen zu haben, mag meiner Ansicht entspringen, dass dieses Werk gut und gerne mit der Hälfte des Umfanges auskommen könnte.
Trotz der alltäglichen Verblendung und den daraus resultierenden Irrwegen kann "Die Fälschung der Welt" keinen wesentlichen Beitrag dazu liefern, irgendetwas zu beeinflussen oder gar zu verändern. Mit jenem Anspruch begann William Gaddis einst zu schreiben, was im Ansatz ebenfalls eine ebenso wesentliche wie dringend erforderliche Triebkraft war, unter dem Strich ein Meilenstein in der Literaturgeschichte sein mag, aber ohne die erwartete Wirkung blieb. Wie auch, wenn die zentrale Botschaft zwar klar verstanden wird, das verworrene Beiwerk jedoch nicht. Wohl deshalb dauerte es auch über vierzig Jahre, bis das Buch erstmals in deutscher Sprache erschien.
Immerhin erreicht das Buch aber etwas anderes, vielleicht viel wichtigeres. Für den Fall, dass wir uns tatsächlich permanent in einer gefälschten Wirklichkeit befinden, möchte ich eigentlich gar nicht wissen, wie sich das Leben im Original anfühlen würde.
So oder so ist nicht klar, wohin es Zweifelnde, auf der Suche nach Definitionen für Gott und die Welt, wirklich treiben würde. Vielleicht ist die Frage nach der (künstlerischen) Identität nichts anderes als eine weitere Sackgasse auf der Suche nach dem, was man nie finden wird. Die allumfassende Erkenntnis wird sich also noch eine Weile Zeit lassen (warum auch nicht), das Lesen im ersten Roman von William Gaddis kann jedoch, zumindest stellenweise, wieder als unbändige Lust (unlogisch - ich weiß!) empfunden werden. Und das ist Veränderung genug.
Beginnend mit dem Titel, ist "Die Fälschung der Welt" für "The Recognitions" keine schlechte Wahl, da sich das Motiv der (Ver-) Fälschung, Nachahmung, Täuschung und des Vorspiegelns durch den Roman zieht, beginnend beim gewöhnlichen Betrug, sich fortsetzend über Kunstwerke und Identitäten und endend bei kulturgeschichtlichen Phänomenen. Allerdings kann der deutsche Titel zur Annahme eines planvollen universalen Komplotts verführen, doch handelt es sich hier um alles andere als einen Verschwörungsthriller.
Es ist ein von Belesenheit, von Gelehrsamkeit strotzendes, sehr amüsantes, bisweilen hochkomisches, an brillanten Passagen reiches, bisweilen angestrengtes Werk - dies alles in einer meisterlichen Übersetzung.
Schon zu Beginn fällt die Mutter der Hauptperson einem Hochstapler zum Opfer, der aufgrund gefälschter Papiere als Schiffsarzt eingestell wurde und nun auf See dieser unglücklicherweise ernsthaft erkrankten Frau helfen muß. Dies wird grandios so beschrieben:
"Frisch rasiert und angetan mit einer sauberen Kellerschürze, stand er über die stumme Frau gebeugt, schlug in einem phantasmagorischen Ritus allerlei Kreuzzeichen auf Brust, Lippen und Stirn, küßte beschwörend gar das Kreuz in seinen schwieligen Händen und machte sich ans Werk. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt von der Alten und Neuen Welt etwa gleich weit entfernt, doch bevor hier wie dort die Fürbitten für die Seelen der Verstorbenen im Fegefeuer verklungen waren, hatte er Camillas Leiden ein Ende gesetzt und ihrem Leben dazu...
Allein der Zufall hatte ihm übel mitgespielt, und ihn, nach der lebenslangen, chronischen Hingabe an seine Profession, nicht nur um den Rückzug ins unscheinbare Privatleben gebracht, sondern geradewegs hinter die geschichtsmächtigen Gitter einer iberischen Haftanstalt...
So sah er sich also dem Vergessen entrissen durch die Diener eines Staates, dessen Christenglaube nicht ausreichte, um einem jenseitigen Gericht, die Vergeltung seiner weltlichen Sünden zu überlassen." (S.11 - 12)
Im Verlauf wächst Wyatt Gwyonn zurückgezogen als Sohn eines introvertiert-skurrilen Geistlichen auf, der seine Gemeinde gelegentlich mit den Erkenntnissen und Früchten seiner ausgedehnten Studien schockiert:
"Gewiß, so mancher rutschte am ersten Weihnachtsfeiertag voll peinlicher Entrüstung auf der Sitzbank herum, als er feststellen mußte, daß die bekannte Geschichte mit Jungfrauengeburt, Folter und Auferstehung nicht mit Christus in der Hauptrolle besetzt war, sondern mit Bacchus, Osiris, Krishna, Buddha, Adonis, Marduk... und Quetzalcoatl. Zwar entsannen sich alle jenes Schicksalstags, an dem die Sonne ihr Antlitz verborgen hatte, aber daß dieses Phänomen erstmals im Zusammenhang mit Cäsars Ermordung aufgetaucht sein sollte, war ihnen neu..." (S. 80)
Später wird dieser Geistliche in einer glanzvollen und bizarren Szene eine Messe zur Wiederbelebung des Mithras-Kults nutzen, was zu seiner Demission führen wird.
Es gäbe noch viele Stellen zu benennen, von kurzen Apercus bis zur monumentalen, schmerzhaft-präzisen Schilderung eines Dale Carnegie lesenden Mannes in einem Wolkenkratzer als Darstellung von gleichzeitigem Unglück und Glücksversprechen.
Nur eine sei noch beschreibend angeführt, in der ein Mann zwischen Wachen und Schlafen auf einmal an Alexander Popes Vers denkt: "Warum besitzt der Mensch nicht 1000 Augen? Weil die nur für der Fliege Dasein taugen?" Er denkt dies, weil er durch eine Fliege in seinem Schlaf gestört wird. In Gang gesetzt wird nun eine Assoziationskette, an deren Beginn der in eine Fliege verwandelte hundertäugige Argus steht, Wächter der Io. Daß Io selbst in ein Kalb verwandelt und zum Nil gehetzt wurde, korrespondiert mit der Arie aus "Aida", die gerade im Radio läuft. Schließlich wenden sich die Gedanken bzw. Assoziationen des Mannes dem Brauch zu, Fliegen von schlafenden Kindern zu vertreiben, aus Furcht vor Baal-Zebub (dem Herrn der Fliegen), aus dem später Beelzeboul (Herr des Dungs) bzw. Beelzebub, der Teufel wird.
Beendet und zusammengefäßt wird diese Kette so: "Die kombinierte Wirkung von drei Jahrtausenden, einer Göttin,einer Prinzessin und einem Teufel blieb nicht ohne Folgen. Noch einmal schlug Otto nach der Stubenfliege, fuhr dann notgedrungen aus dem Schlaf und setzte sich auf der Bettkante auf, das Gesicht angstvoll verzerrt, horchend, abwartend." (S 268 - 270)
Ein in jeder Hinsicht groß-artiges Gebirge von Werk. Problematisch waren für mich mehrere Dinge: erstens die Ausuferung von Schilderungen und insbesondere von Dialogen (da werden Gespräche in wörtlicher Rede aufgeführt, getrennt nur durch Gedankenstriche, so daß ich schließlich die Orientierung über die gerade Sprechenden verloren habe; zweitens das Auslaufen bzw. Zerfasern von Handlung, vor allem zum Ende des Werks hin. Nach meinem Geschmack wäre ein wenig Straffung und Bündelung für die Gesamtkonzeption vorteilhaft gewesen.
Deshalb "nur" vier Punkte, wenngleich die Glanzlichter mehr verdient hätten.
Wer sich allerdings auf diese Wanderung einläßt, wird reich belohnt werden.